In der Klemme
Das Fördergeld für den Heizungstausch ist aus, die Kassen leer und der Klimaschutz nicht mehr hipp. Dass sich die angekündigten 5 guten Jahre bei Installateur:innen einstellen, scheint fraglich. Auch das Gegenteil ist denkbar.
Vor einer Wahl klingt vieles gut: „Die Förderungen für den Heizungstausch und die thermische Sanierung von Wohnhäusern werden auch im Jahr 2025 fortgesetzt. Der Bund übernimmt bis zu 75 Prozent der förderfähigen Kosten, abhängig von der eingesetzten Technologie. Auch die Anschaffung von Photovoltaik-Anlagen für Privatpersonen bleibt weiter umsatzsteuerfrei“. Das berichtete „Zur Sache“ am 28. Dezember 2024. Herausgeber von „Zur Sache“ ist der ÖVP-Parlamentsklub, das vertretungsbefugte Organ heißt August Wöginger. Letzteres mag stimmen, die Fakten zur Sache selbst haben sich erübrigt.
Die Verhandler:innen von ÖVP und FPÖ sind sich in Vielem einig. Unter dem Slogan „Leistung muss sich wieder lohnen“ wurden im Rekordtempo diverse Kürzungen angekündigt. Sogar eine zuvor heftig abgelehnte neue Steuer wird wahr – nichts anderes ist es, wenn die CO2-Abgabe nicht mit dem Klimabonus ausgeglichen wird. Diese großzügig mittels Gießkannen-Prinzip verteilte Kompensation wiegt rund zwei Milliarden und fehlt vielen sicher nicht. Wer wenig tankt und CO2-frei heizt, bleibt weitgehend verschont. Damit möglichst viele Bürger:innen ihre Häuser und Wohnungen CO2-frei mit Raumwärme und Warmwasser versorgen können, hat die Vorgänger-Regierung tief in die Kasse gegriffen. Mit Jahresbeginn 2024 wurde die Förderung zuletzt nach oben angepasst. Sozial schwache Haushalte sollten ihre neue Heizung ganz gratis erhalten, dem Rest bis zu 75 Prozent der Kosten abgegolten werden. Die Österreicher:innen haben dankend zugegriffen und das für 2024 geplante Budget von 1,25 Milliarden Euro war schon im Dezember ausreserviert. Seither ist Schluss mit Lustig.
Der Förderstopp kam für die Branche eher überraschend, denn man war nicht wirklich vorbereitet auf diesen Worst Case. Diesen Eindruck vermitteln zumindest die Reaktionen auf den leeren Fördertopf. Zwar haben einzelne Vertreter:innen der Branche, wie der Austria Email-Chef Martin Hagleitner rasch reagiert, von einem Schulterschluss ist man aber weiterhin weit entfernt. Anders ist es nicht erklärbar, dass die stark in der türkisen Reichshälfte verankerte Biomasse-Fraktion nicht gemeinsam mit den Wärmepumpen-Anhänger:innen Lobbying für die gemeinsame Sache macht. Vielleicht hat man einfach den vor den Wahlen gegebenen Versprechen geglaubt. Noch im September 2024 hatte die ÖVP-Energiesprecherin Tanja Graf gegenüber der Vereinigung der Kessel- und Heizungsindustrie (VÖK) schriftlich erklärt, dass die Finanzierung der Förderung für den Heizungstausch bis 2027 sichergestellt sei. Warum sollte man sich da Sorgen machen? Deutlich vorsichtiger war da ihr Gegenüber Axel Kassegger, Energiesprecher der FPÖ. „Eine seriöse Einschätzung und Beurteilung, ob und welche Förderungen im Falle einer Regierungsbeteiligung beibehalten werden können, setzt die Kenntnis der tatsächlichen budgetären Situation voraus“, meinte er damals. Nun, inzwischen weiß man, dass das Budget der letzten Regierung etwas aus dem Ruder gelaufen ist und ein Sparpaket unumgänglich ist, um ein EU-Defizitverfahren abzuwenden. Und die Wahl ist nicht so ausgegangen, wie die ÖVP gehofft hatte. Sie muss, um nun wenigstens den Vizekanzler zu halten, viel schlucken, was nicht schmeckt.
Drastische Konsequenzen
Was eine völlige Streichung der Förderung bedeuten könnte, erklärte Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker in der Wirtschaftskammer, Mitte Jänner im Ö1-Morgenjournal. „Wenn die Förderung für die Heizungsumstellung ausläuft, dann werden wahrscheinlich 5.000 Menschen in unserer Branche ihren Job verlieren“, warnte Denk. Das ist vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen, aber angesichts des darniederliegenden Neubaus könnte vielen Betrieben ein Crash drohen. Neben den Installateur:innen wären auch die Elektriker:innen besonders betroffen, so der Interessensvertreter. Diese Berufsgruppe hat mit der angekündigten Streichung der PV-Förderung nebenbei ein zweites Problem am Hals. Die Wirtschaftskammer plädiert deshalb für eine schnelle Erneuerung der Heizungstauschförderungen, allerdings auch für eine Vereinfachung. Statt mehrerer Förderschienen sollte es künftig nur mehr eine Bundesförderung geben, so der Vorschlag der WK. Klingt schlau, wirkt aber nur, wenn die Landesfürst:innen darauf verzichten, mit breiter Brust Steuergeld zu verteilen und die Bundespolitik rasch handelt. Beides bleibt abzuwarten.
Ortners Nachhilfe-Bilanz
Wie sich der Heizungstausch konkret auswirkt, hat ÖkoFEN-Chef Stefan Ortner errechnet. Die von den Partnerbetrieben installierten Anlagen tragen über ihre Nutzungsdauer zu einer regionalen Wertschöpfung von rund 94 Millionen Euro bei, so der Firmenchef. Allein 2024 würden durch die Mehrwertsteuer zusätzlich 19,8 Millionen Euro ins Budget fließen. Und: Die Umstellung auf moderne Heiztechnologien zeige auch beim Klimaschutz Wirkung: Allein die installierten ÖkoFEN Pelletsheizungen sparen jährlich etwa 26.000 Tonnen CO2 sowie rund 4,5 Millionen Euro an Heizkosten gegenüber Ölheizungen. Die Installation der Anlagen sicherte dabei rund 26.400 „Personentage“ bei regionalen Fachhandwerker:innen, so die Rechnung des Unternehmers.
Deutsches Vorbild?
In Deutschland hat man aus den Förderwirren der jüngsten Vergangenheit gelernt und inzwischen ein neues Modell für die Modernisierung des Heizungsbestandes aufgesetzt. Wer im Nachbarland eine klimafreundliche Heizung einbaut, erhält 30 Prozent der Kosten erstattet. Wer schnell ist, erhält mehr. Bis Ende 2028 gibt es für den Austausch einer alten Heizung zusätzlich einen Geschwindigkeitsbonus von 20 Prozent. Und für sozial schwache Haushalte gibt es einen Bonus: Haushalte mit einem zu versteuernden Einkommen von bis zu 40.000 Euro jährlich erhalten weitere 30 Prozent, sodass die maximale Förderung bei 70 % der Investitionskosten liegt. Ein Modell, das sinnvoll erscheint, den Absatz für Kessel, Wärmepumpen und Installationen zu stabilisieren und dennoch die Gesamtkosten nicht ausufern lässt. Sollte man zumindest glauben, die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache. Im Vorjahr reduzierte sich der Absatz von Wärmepumpen um fast 50 Prozent. Daraus lässt sich schließen, dass den Deutschen schlichtweg die Lust vergangen ist über ihre Heizung nachzudenken. Vielleicht wirkt da auch der von Washington kommende fossil-first Zeitgeist mit.
Wärmepumpe schwächelt
Im Nachbarland ist der Strompreis mitentscheidend für die Installation von Wärmepumpen. Der liegt in Deutschland laut Statistischem Bundesamt bei durchschnittlich 41 Cent (inkl. Steuern/Abgaben), das ist deutlich mehr als anderswo in Europa. In abgeschwächter Form wirkt der Preis für elektrische Energie auch hierzulande. Mit dem Auslaufen der sogenannten Strompreisbremse zahlen viele Kund:innen jetzt wieder hohe Marktpreise. Und die enorm erhöhten Netzkosten belasten die Haushalte zusätzlich. Das wirkt sich offenbar auf den Absatz aus. Von Jänner bis Ende November wurden im Vorjahr 29.698 Wärmepumpen über die Raus-aus-Gas-Förderung abgewickelt. Das sind etwa ein Viertel weniger als 2023. Damals wurden rund 43.500 Heizungs-Wärmepumpen neu installiert, fast alle dieser Geräte wurden für die Heizungssanierung eingesetzt. Noch besser war 2022, damals wurden aus Angst vor dem Gas-Aus und den damit verbundenen Preissprüngen rund 50.000 Wärmepumpen installiert.
Pelletskessel verdoppelt
Deutlich besser läuft das Geschäft mit Pelletskesseln. Bis Ende November wurden insgesamt 19.200 Einheiten gefördert installiert. Das sind rund doppelt so viele wie im ganzen Jahr 2023. Mehr als 20.600 Anträge sind bei der KPC noch eingereicht und stehen den Handwerker:innen zur Abarbeitung im neuen Jahr zur Verfügung. Auch bei den Wärmepumpen gibt es noch einen Polster: 32.500 Wärmepumpen sind bei der Förderstelle Kommunalkredit Public Consulting (KPC) registriert, viele dieser Geräte stehen also in den kommenden Monaten zur Installation an.
Wie es danach weitergeht, bleibt abzuwarten. Kommt eine neue Regierung mit einem vernünftigen Vorschlag für die Heizungsförderung, kann sich das ohne große Verwerfungen auf dem Markt ausgehen. Allzu üppig könnte diese womöglich aber nicht ausfallen, denn die FPÖ ist bekanntlich mit dem Klimaschutz auf Kriegsfuß und sieht im Verbrennen von Gas und Öl weiterhin ein Zukunftsmodell, auch wenn die Wissenschaft genau das Gegenteil belegt. Und die mit hohen CO2-Emissionen einhergehenden Strafzahlungen der EU wegen zu hohem CO2-Ausstoß kämen für die Rechtsaußen-Partei womöglich sogar als Feindbild gelegen. Gute Jahre sehen anders aus.