Wohnen hoch droben
In Wien Erdberg ist das aus drei Wohntürmen bestehende Ensemble fertig. Im Zentrum steht der Helio-Tower. Planer Stephan Ferenczy sprach mit Building Times über die Herausforderungen dieses Turms.
Dass dem nach dem Sonnengott Helios benannte Wohnturm das „s“ abhanden gekommen ist, ist nicht die Schuld von Architekt Stephan Ferenczy, dem Geschäftsführer der Wiener Architekturfirma Behf Architects, die den Turm geplant hat. „Wir Architekten sind für vieles verantwortlich, nicht aber für die Namensgebung“, sagt er, „die war Sache des Bauherrn“. Das ist die Buwog, die sich auch mit dem Namensvorschlag „The Marx Brothers“ nicht anfreunden wollte, weshalb das Ensemble The Marks heißt.
Es besteht aus drei Wohntürmen, die von unterschiedlichen Bauträgern errichtet wurden: Einerseits „The One“ von WBV-GPA und Neues Leben, geplant vom Studio-VlayStreeruwitz, andererseits der Q-Tower der ÖSW von Rüdiger Lainer + Partner und schließlich der Helio Tower der Buwog von Behf. Es sind übrigens die höchsten Wohnbauten, die jemals von Gemeinnützigen in Österreich errichtet wurden und soll keine Fortsetzung finden. Anbetrachts der Ungunstlage des Franzosengrabens zwischen Südost-Tangente, OBI-Baumarkt und den Gasometern sahen sich die BEHF-Planer beim Helio-Tower gleich mehreren Herausforderungen gegenüber, zusätzlich zu den besonderen Anforderungen, die Hochhäuser an sich stellen, vor allem den Windlasten: Einerseits die Lage und andererseits die Stellung im Ensemble. „Jede Lage ist eine Herausforderung“, sagt Ferenczy, „wir haben es nicht immer mit dem Stephansturm, dem Belvedere oder einer wunderbaren Lage am Semmering zu tun, sondern auch mit Orten, die eine Verbesserung gut vertragen. Und: Wenn es keine Herausforderung gibt, werden die Architekten meist gar nicht gefragt“.
Ob er „seinen“ Helio-Tower, 108 m hoch mit 34 Geschoßen und insgesamt 401 Wohnungen, davon 228 in den lichten Höhen frei finanziert, nun als Kontrast- oder Komplementär-Programm verstehe? „Wir empfinden uns als Teil einer Einheit“, sagt der Architekt, was wohl auch daran liegen mag, dass sich die drei Türme nach einem Masterplan von VlayStreeruwitz einen gemeinsamen, dreigeschossigen Sockel teilen und sich um einen gemeinsamen Platz gruppieren. Die Grünflächen sollen eine verbindende Sprache sprechen. „Bis zu der Fuge, die das Sockelbauwerk von den darüberliegenden Stockwerken trennt, „hatten wir eine Verwandtschaft in der Geisteshaltung und beim Boden, darüber hatten wir Freiheit“, erläutert Ferenczy. „Rüdiger Lainer hat Elemente an der Fassade angebracht, VlayStreeruwitz arbeiten stark mit Glasscheiben und wir haben eine Rasterlösung, die das Glas trägt“. Der Helio-Tower falle neben seinen Nachbartürmen als besonders schlanker und ruhiger Körper mit einer geflochten-verwobenen Struktur aus Glas und hellem, sandgestrahltem Sichtbeton-Raster auf, erklären die Architekten in ihrer Projektbeschreibung.
Nachhaltigkeit wird beim Helio groß geschrieben. Konkret gäbe es eine hocheffiziente Kühlanlage, die Fernwärmeversorgung, 27 E-Ladestationen und ein begrüntes Dach. Für die Bauphysik- und die Gebäudetechnik-Planung waren die IC Consulenten verantwortlich. Die Fassaden-Photovoltaik sei während der – lange dauernden – Planungsphase zur Diskussion gestanden. „Allerdings ist sie damals noch nicht so weit gewesen und wir produzieren keinen Umwelt-Schrott“, erklärt der Planer. Somit blieb man beim Schönen: Ein Gustostückerl ist die dreistöckige, verglaste Lobby: Mit grünem Marmor an den Wänden, Postkästen aus Nussholz, einer erlesenen Kunst-Installation von Anouk Lamm Anouk und einem Pflanzenmeer. „Die festgelegten Qualitäten wurden durchgezogen“, bekräftigt Ferenczy, was wohl auch deshalb möglich war, weil die Buwog gegen die Kostensteigerungen rechtzeitig einen Deal mit der Strabag gemacht hat. Deshalb sei der Helio-Tower „kein Luxusturm“, sagt der Architekt.