Vorzeigesanierung mit Erdwärme
Vorbild für "Raus aus Gas": Mittels geförderter Sanierung und erneuerbarer Energie über Erdwärmesonden wird ein 158 Jahre altes Gebäude im 15. Wiener Gemeindebezirk in die Jetztzeit geholt.
Das 1865 errichtete Gebäude in der Zwölfergasse 21 besteht aus einem straßenseitigen Haupttrakt und einem Seitentrakt. Im Rahmen einer umfassenden geförderten Sanierung wurde es nun neu gestaltet. Mehr Barrierefreiheit und Energieeffizienz bei gleichzeitigem Schutz des historischen Stadtbilds sollen allen Bewohner:innen zugute kommen, so die Stadt Wien in einer Aussendung. Bisher wurde das Gebäude in der Zwölfergasse mit Erdgas beheizt.
Ab sofort wird es mittels Wärmepumpe inklusive Photovoltaik-Unterstützung beheizt und gekühlt. Die Grundlage des Systems bildet der Energiegewinn aus Erdwärmesonden. Das Sondenfeld besteht aus sieben Sonden. Dafür konnten vier Sonden im Innenhof des Gebäudes gesetzt werden. Um eine 100-prozentige Geothermieversorgung sicherzustellen, wurden zusätzlich drei Sonden am Straßenrand vor dem Gebäude eingeplant. Sie werden nun errichtet. Diese Möglichkeit, für die Energieversorgung eines privaten Wohnhauses das öffentliche Gut zu nutzen, ist neu im Wiener Stadtgebiet. Um das Erdreich im Bereich der Sonden zu regenerieren – also wieder zu erwärmen –, ist außerdem eine Solarthermie-Anlage am Dach Teil des Energie-Konzepts. Der Baustart für das Projekt erfolgte im Herbst 2021, die Fertigstellung im Frühjahr 2023. Für die Planung zeichnet Trimmel Wall Architekten ZT GmbH verantwortlich.
„Das Pilotprojekt zeigt, wie der vollständige Umstieg eines typischen Gründerzeitzeithauses von Gas auf Erdwärme gelingen kann. Mit viel Einsatz und Durchhaltevermögen ist es gelungen aufzuzeigen, dass auch aus einem kleinen, unscheinbaren Gründerzeithaus ein Vorzeigeprojekt zum Thema „Raus aus Gas“ werden kann“, so Architekt Günther Trimmel und Architektin Isabella Wall. Gegenüber dem ORF sagte die Architektin, dass die Umstellung auf die Erdwärme gesamt rund 300.000 Euro kostet, davon fallen ca. 120.000 Euro auf die Bohrungen und 180.000 Euro für die Anlage. Nach 15 Jahren soll sich laut Wall die Investition amortisieren.
Thermische Sanierung und Dachgeschoßausbau
Ein Hofgebäude wurde zur Gänze abgebrochen, um zu entsiegeln und zu begrünen. Auf dem Seitentrakt entstand ein Flachdach, das nun eine Freifläche bietet. Neben der Heizungsumstellung war Barrierefreiheit ein weiteres Schwerpunktthema bei der Sanierung. Weiters konnte mit umfassenden thermischen Maßnahmen der Heizwärmebedarf um rund 65 Prozent reduziert werden, so die Stadt Wien. Inklusive des neuen Dachgeschoßausbaus befinden sich im Gebäude nun 15 Wohnungen, von denen mehr als zwei Drittel Freiflächen wie Balkone, Loggien oder Terrassen haben.