Energiegemeinschaften – was sie können

Seit Juli 2021 gibt es die Möglichkeit, Erneuerbare Energiegemeinschaften zu gründen. Welchen Beitrag können sie zur Energiewende leisten und welche Herausforderungen bringt die Gründung mit sich, diskutierte ein hochkarätiges Podium bei BDO.

Bereits zum siebten Mal lud Karl Newertal, Partner und Branchenexperte Alternative Energie bei BDO, namhafte Spezialist:innen der österreichischen Energieindustrie zu den Energy Talks. Gekommen sind dieses Mal: Leonore Gewessler, Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Barbara Schmidt, Generalsekretärin Österreichs E-Wirtschaft, Peter Gönitzer, CEO & Founding Partner Nobile Group, und Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand E-Control, diskutierten über Herausforderungen und Chancen in Bezug auf Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEG).

In ihrer Keynote betonte Gewessler, dass nicht nur der aktuelle IPCC-Bericht einmal mehr die Dringlichkeit der Energiewende vor Augen führe. „Die Erneuerbaren Energiegemeinschaften sind ein zentraler Baustein der Energiewende“, so  Gewessler und eröffnete damit die Diskussion.

Gemeinden und Tourismusregionen als Initiatoren

Peter Gönitzer (Nobile Group) führte die konkrete Umsetzung von EEG aus: Dabei handle es sich um einen Zusammenschluss von Energieverbrauchern und -erzeugern auf lokaler Ebene, der zu erhöhter Wirtschaftlichkeit, klimafreundlicher Energie und lokaler Wertschöpfung führe. „Dafür braucht es immer einen Initiator. Aktuell erleben wir Gemeinden und immer mehr Tourismusregionen als großartige Initiatoren von EEG. Sie verfügen nicht nur über viele Standorte an einem Ort, z.B. Rathaus, Schule, Freizeitzentrum, sondern auch über große Dachflächen, die man für Photovoltaikanlagen nutzen kann“, berichtete der Experte aus der Praxis. Neben den finanziellen Vorteilen der eigenen Stromerzeugung seien in vielen Fälle der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit sowie die stabilere Preisentwicklung des Stroms Motive für die Gründung einer EEG. „Das Modell der Preisbildung von Strom an Gas ist für mich gescheitert. Wir brauchen ein neues, faires Kostenmodell“, forderte Peter Gönitzer.

EEG brauchen Zeit

Barbara Schmidt (Österreichs E-Wirtschaft) erläuterte, dass die E-Wirtschaft die Gründung von EEG unterstützt, da diese einen wesentlichen Beitrag zum notwendigen Umbau der Energieversorgung leisten. Außerdem wies sie auf einen weiteren wichtigen Faktor hin: „EEG können immens helfen, die Akzeptanz von erneuerbarer Energie am jeweiligen Ort zu erhöhen. Wenn Energie kostengünstig über die lokale Photovoltaikanlage bezogen wird, wird vermutlich auch der geplante Windpark akzeptiert.“ Weiters bat sie um Verständnis dafür, dass bei der Gründung einer EEG, dem Anschluss an das Stromnetz und für den Datenaustausch eine reguläre Abwicklung etabliert werden müsse und dies etwas Zeit kosten könne.

Autarkie spielt es nicht

Wolfgang Urbantschitsch (E-Control) führte diesen Gedanken fort: „Mithilfe von EEG partizipieren Verbraucher:innen als Produzent:innen am Energiemarkt“, sagt er. Gleichzeitig bekräftigte er, dass das Energienetz auf einem Solidarsystem beruhe und man sich von einer EEG zwar Unabhängigkeit, aber keine Autarkie erwarten dürfe. Grundsätzlich seien diese aber „eine große Hoffnung“ für den Energiemarkt und den Ausbau der erneuerbaren Energie.

In diese Kerbe schlug auch Gastgeber Karl Newertal (BDO): „Mit den EEG haben wir ein enorm wichtiges Instrument, um den Ausbau und die Akzeptanz von erneuerbarer Energie zu fördern.“ Das Schlusswort gebührte Leonore Gewessler, die nicht nur die Notwendigkeit einfacher Prozesse zur Gründung einer EEG hervorhob. „Das Landschaftsbild unserer Energieversorgung wird 2030 ein anderes sein; mit mehr Photovoltaik und mehr Windparks. Der Weg aus der Klimakrise und der drückenden Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist der schnelle, massive Ausbau der erneuerbaren Energie – und ich bin mir sicher: Wir können das!“