3 Hallen, 20 Sportarten
In Wien wurde nach drei Jahren Bauzeit die erste energieneutrale Sporthalle Österreichs eröffnet. Mit Baukosten von 115 Millionen Euro wurden 13.600 m² für den Breiten- und Spitzensport geschaffen.
Am 6. September 2025 wurde die neue Sport Arena Wien in der Stephanie-Endres-Straße offiziell eröffnet. Rund 7.000 Besucher:innen kamen an diesem Tag in die neue Sportstätte und nutzten die Gelegenheit, einen ganzen Tag lang Sport zu erleben, auszuprobieren und zu feiern.
Bereits seit Anfang August 2025 läuft der Probebetrieb. Schon in den ersten Wochen absolvierten zahlreiche Sportler:innen ihre ersten Trainingseinheiten. Die neue Sportstätte bietet 3 unabhängig voneinander bespielbare Hallen, die eine Mischung aus Trainings- und Veranstaltungsstätte ermöglichen. Neben Sportarten wie Turnen und Leichtathletik werden auch Handball, Volleyball, Fußball, Basketball, Badminton und Floorball auf Vereinsebene gespielt. Dazu kommen Angebote für verschiedene Kraft- und Kampfsportarten sowie für Yoga, Zumba oder Cheerleading genauso wie für Kinderturnen und Gesundheitssport.
Insgesamt können in der Sport Arena Wien künftig rund 20 verschiedene Sportarten trainiert und ausgeübt werden. Auf 3.000 m² können sich Freunde des Ballsports austoben, der Leichtathletik sind 6.500 m² gewidmet, dem Turnen 1.500 m². Dazu kommen noch Multifunktionsräume und Kampfsport-Flächen von 2.000 Quadratmetern.
Schichtung der Funktionen
Zentraler Leitgedanke des Entwurfs war die vertikale Schichtung, so die Architekten Karl und Bremhorst Architekten ZT GmbH. Durch Übereinanderlegen der großen Raumvolumen aller vier Sportbereiche zu einem kompakten Gesamtkonzept entstand ein strukturierter, horizontal gegliederter Baukörper. Die vier Sportbereiche sind miteinander verbunden und intern vernetzt. Der zweite Leitgedanke des architektonischen Konzepts war die Bildung von Transparenz. Die offene Gestaltung ermöglicht ein Training bei Tageslicht und Bezug zum Außenraum.
Durch die in Ebenen angeordneten Sportbereiche konnte bei gleichzeitiger Reduktion der versiegelten Fläche eine Verdreifachung der Sportnutzfläche erreicht werden. Das Herzstück der Anlage bildet die Ballsportarena im Erdgeschoß mit bis zu 3.000 Besucher:innenplätzen. Im Trainingsbetrieb lässt sich die Halle durch Vorhänge und Netze flexibel in vier Bereiche unterteilen. Ebenfalls im EG befindet sich die Kunstturnhalle und darüber gelegen sind die Cardio- und Kraftbereich-Sportarten angesiedelt. Den oberen Abschluss des Ensembles bildet die Leichtathletikhalle. Mit ihrer transluzenten Fassade ist sie bei Dunkelheit ein weithin sichtbares Zeichen der Sport Arena.
Der Schwerpunkt der Arena liegt auf dem Trainingsbetrieb. Gleichzeitig bietet sie Voraussetzungen für Veranstaltungen. In den verschiedenen Hallen können Wettkämpfe und Events stattfinden. Die erheblichen Schwankungen in der Besucher:innenzahl – vom regulären Trainingsbetrieb bis zur Großveranstaltung – erforderten eine flexible Infrastruktur und beeinflussten maßgeblich die architektonische Planung.
Das Gebäude als Energiespeicher
Mit einem wegweisenden Energiekonzept konnte ein nahezu energieautarkes Gebäude errichtet werden. Verantwortlich dafür zeichnet der Gebäudetechnik-Pionier Harald Kuster mit seiner Energielösungen GmbH. „Die Ideen für die technischen Lösungen sind von uns“, sagt Kuster. Ausgeführt haben sie die Firmen Equans und Caverion. Die Eigenversorgung mit Wärme und Strom steht im Vordergrund. Mit dem Einsatz von Geothermie, Sonnenenergie und Überschusswindstrom erreicht die Sport Arena Wien bilanziell eine vollständige Eigenversorgung mit umweltfreundlicher Energie für den technischen Gebäudebetrieb. Im Energieausweis konnte so beim Gesamtenergieeffizienzfaktor (fGEE) von 0,30 die Klassifizierung A⁺⁺ erreicht werden.
Über ein Tiefensondenfeld mit 75 Duplexsonden, die jeweils 150 Meter tief in den Boden reichen, wird der Erdkörper unter der Arena als thermischer Speicher zum Heizen und Kühlen genutzt. Zudem spielt die Bauteilaktivierung eine wesentliche Rolle. Die thermische Trägheit der Speichermasse nahezu aller horizontalen Betonbauteile – wie Ortbetondecken, Hohldielen mit Aufbeton und Estriche – wird genutzt, um Energie im Gebäude zu speichern. Somit kann mit einem Einsatz der gebäudetechnischen Anlagen wie Wärmepumpen die bereitgestellte Energie nachhaltig verwendet werden. Konkret wird die aus der Tiefe gewonnene Energie mit sechs 60 kW- Wärmepumpen von Dimplex auf das gewünschte Temperaturniveau gebracht.
Wirkungsvoll ergänzt wird das System durch die zurzeit größte thermisch genutzte PV-Anlage (PVT) Österreichs auf dem Dach der Leichtathletikhalle, mit der sowohl Wärme als auch Strom für die Eigenversorgung gewonnen werden können. Mehr als 1.130 Hybridmodule vom deutschen Hersteller Sunmaxx liefern gleichzeitig Strom und Quellwärme für die Beheizung und Kühlung des Gebäudes – dies entspricht einer PVT-Fläche von über 2.260 m². „Die Versorgung der Sportarena ist ein Leuchtturmprojekt und zeigt, was mit Hybridmodulen möglich ist: Ganzjährig gesicherte Strom- und Wärmeversorgung, vergleichsweise niedrige Investkosten in erneuerbare Energien, minimaler Pflege- und Wartungsaufwand“, erklärt Franz Ziering, Senior Sales Director bei Sunmaxx.
Für die erste energieneutrale Sporthalle Österreichs wird ein Zertifikat „klimaaktiv Gold“ angestrebt. Eine Bedingung bei der Errichtung war die Wiederverwertung von Baurestmassen aus dem Abriss des Ferry-Dusika-Stadions. In Summe wurden rund 50.000 Tonnen Baurestmassen wiederverwertet, womit rund 40.000 Liter Diesel eingespart wurden.


