Weltweiter Bau-Boom schwächt ab

In der sechsten Ausgabe des global erhobenen Reports „Global Powers of Construction“ sieht Deloitte für das zurückliegende Jahr eine Verlangsamung des Wachstums bei den größten börsennotierten Baukonzernen.

Nachdem sich die Baubranche vor zwei Jahren gerade von Corona und seinen Auswirkungen erholt hatte und die Umsätze 2021 weltweit über 14 Prozent angestiegen waren, schwächte sich der Aufwärtstrend im vergangenen Jahr u.a. infolge unterbrochener Lieferketten, gestiegener Inflation sowie durch einen zunehmenden Mangel an Arbeitskräften und Rohstoffen wieder ab und konnte 2022 nur um 6,3 Prozent zulegen.

Michael Müller, Partner und Real Estate Leader bei Deloitte, sagt: „Die Branche steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen, u.a. durch Unterbrechungen in den Lieferketten sowie durch Rohstoff- und Arbeitskräftemangel, was die Baukosten in die Höhe treibt und die Bauzeit in die Länge zieht. Hinzu kommen die Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine in Form von steigenden Energie- und Materialkosten. Zusätzliche Hürden sind die weiterhin hohe Inflation und die durch gestiegene Zinssätze bedingte Unsicherheit in Bezug auf Investitionsentscheidungen.“

ESG und Net-Zero als Hoffnungsschimmer

Laut Deloitte wird erwartet, dass das globale Wachstum von 3,4 Prozent im Jahr 2022 auf 2,8 Prozent im Jahr 2023 zurückgehen wird, bevor es langsam ansteigt und sich in fünf Jahren bei drei Prozent einpendeln dürfte. Das ist die niedrigste mittelfristige Prognose seit Jahrzehnten. „Die kurzfristigen Aussichten für die globale Bauwirtschaft werden durch die Unsicherheiten getrübt, die die weltwirtschaftliche Lage umgeben. Viele Faktoren – von der Demografie über das allgemeine Wirtschaftswachstum bis hin zu den Prioritäten der Staatsausgaben – haben erhebliche Auswirkungen auf die Bautätigkeit“, so Müller. „Die weltweiten Anstrengungen und Aktivitäten im Bereich ESG und Net-Zero dürften der Branche in 2023 und den darauffolgenden Jahren jedoch einen wichtigen Push geben.“

China bleibt an der Spitze

In der aktuellen Erhebung führt China mit 54 Prozent des Umsatz-Gesamtvolumens (1048 Mrd. USD mit elf Firmen) das Ranking wie auch in den Vorjahren mit einem enormen Vorsprung vor Japan (190 Mrd. USD mit 14 Firmen), USA (165 Mrd. USD mit 13 Firmen) und Frankreich (133 Mrd. USD mit drei Firmen) an. Die ersten sechs Plätze belegen Baufirmen aus dem Reich der Mitte, vier davon mit Umsätzen über der 100-Milliarden-Dollar-Grenze. Allein die drei größten chinesischen Baufirmen beanspruchen ein Drittel des Umsatzes der gesamten weltweiten Top 100 für sich. Insgesamt haben damit die im Report vertretenen elf chinesischen Baufirmen in Summe die Billionen-Dollar-Grenze erstmals geknackt.

Weltweit größter Baukonzern ist wieder die China State Construction Engineering Corporation (CSCEC) mit Umsatzerlösen von 305 Mrd. USD. Europas größte Baufirma, der französische Konzern Vinci mit einem Umsatz von 64 Mrd. USD, belegt gleich nach dem chinesischen Führungsblock Platz sieben. Vinci führt zudem erstmals das Ranking im Segment der internationalen Umsätze an. Mit der Strabag auf Platz 21 und der Porr auf Platz 55 ist auch Österreich zweimal auf der Liste vertreten.

Der Gesamtumsatz europäischer Vertreter im Ranking stieg gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent auf 373 Milliarden USD, während die Marktkapitalisierung um erstaunliche 21,6 Prozent zurückging. Umso interessanter, dass die größte europäische Baufirma Vinci zwar gerade mal ein Fünftel des Umsatzes der erstplatzierten chinesischen CSCEC erreicht, diese jedoch bei der Marktkapitalisierung um das 1,7-fache übertrifft.