Steigende Kaufkraft, Rezession am Bau

2024 sorgen laut Wifo kräftige Realeinkommenszuwächse und ein Anziehen des Welthandels für eine Konjunkturerholung (BIP real +1,2%). Im Bauwesen wird sich die Rezession hingegen verstärken.

Eine gedämpfte Kaufkraft, hohe Energiepreise und starke Zinssteigerungen führen 2023 zu einer milden Rezession in Österreich. „Obwohl die prognostizierten Lohnsteigerungen nur die Inflation ausgleichen, nimmt die Lohnquote zu, da die Abflüsse ins rohstoffexportierende Ausland das Wachstum des Volkseinkommens dämpften“, so Stefan Schiman-Vukan, einer der Autoren der aktuellen Wifo-Prognose.

Die Wertschöpfung in Österreich ist im Sommerhalbjahr 2023 geschrumpft. Die Industrie befindet sich bereits in der Rezession, aber auch viele Dienstleistungsbereiche haben deutlich an Schwung verloren. In der Bauwirtschaft haben die kräftigen Leitzinserhöhungen die Trendumkehr im Wohnbau beschleunigt. Bis auf den Rückgang an offenen Stellen zeigt sich die Konjunkturschwäche bislang kaum auf dem Arbeitsmarkt. Unternehmen scheinen Arbeitskräfte im Abschwung eher zu halten, um die kostspielige Personalsuche im Aufschwung zu vermeiden, analysiert das Wifo.

Lagerbestände aufgebraucht

Wie dieses sogenannte „Labour Hoarding“ ist auch die schwache Industriekonjunktur nicht nur in Österreich, sondern weltweit zu beobachten, zumal der Abbau von Vorsichtslagern die Produktion und den Welthandel belastet. Da die Lagerbestände nun aufgebraucht werden und die Energiepreise gesunken sind, wird die Nachfrage nach neuen Gütern im kommenden Jahr wieder steigen. Im Kielwasser der Weltwirtschaft wird sich auch die Produktion in Österreich erholen. Stärkere Impulse als von der Industrie werden 2024 allerdings von den privaten Haushalten ausgehen.

Der Inflationsabstand Österreichs zu wichtigen Handelspartnern wird zwar auch 2024 positiv bleiben, jedoch schrumpfen. Trotz der schlechteren preislichen Wettbewerbsposition dürften die heimischen Exporteure 2023 an Marktanteil gewinnen, da sie weniger vom Nachfrageeinbruch bei Vorprodukten betroffen sind und in speziellen Nischen ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten haben. Wegen des verzögerten Rückgangs der Investitionsgüternachfrage dürfte es 2024 allerdings zu Marktanteilsverlusten kommen.

Alles in allem erlebt die österreichische Wirtschaft 2023 eine milde Rezession, die auf verschiedene exogene Schocks zurückzuführen ist: hohe Preissteigerungen infolge der Pandemie, zusätzliche Energiepreisschocks durch den Ukraine-Krieg und starke Leitzinssteigerungen.