PV-Branche fordert 40-60 Millionen für Forschungsinitiative
In einer virtuellen Pressekonferenz legen der Bundesverband Photovoltaic Austria, die Technologieplattform Photovoltaik und der Fachverband für Elektro- und Elektroindustrie ihre Forderungen offen. In den Nächsten drei bis fünf Jahren soll es von Seiten der Regierung eine Förderung von mindestens 40 Millionenen Euro pro Jahr geben, damit der Photovoltaik-Markt in Österreich weiter ausgebaut werden kann.
Photovoltaik wird sich, wie keine andere Technologie im Energiebereich, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln. In Österreich werden die Rahmenbedingungen dafür aktuell durch das in Vorbereitung stehende Erneuerbaren Ausbau Gesetz gelegt. Ganz anders entwickelt sich dabei in den letzten Jahren aber das Budget für die Forschung, das sukzessive reduziert wurde. Dies zeige sich laut Hubert Fechner, Obmann der Technologieplattform Photovoltaik, auch bei den Arbeitsplätzen: „In einem Markt der massiv nach oben zeigt, haben wir eine Arbeitsplatzentwicklung nach unten. Seit 2016 besteht ein stetiger Rückgang der Arbetisplätze.“ Dabei hätte Österreich die Chance durch innovative Lösungen bis 2050 tausende Arbeitsplätze zu schaffen und sich am Weltmarkt behaupten zu können.
Der „European Green Deal“ als Maßnahme zur Abwendung der Klimakatastrophe erfordert eine Umstellung der Energiepolitik und insbesondere der veralteten Kraftwerksparks. Überdies ist bis 2050 mit einer Steigerung des Strombedarfs von bis zu 25 % zu rechnen, der vor allem auf den Ausbau der Elektromobilität und das Bevölkerungswachstum zurückführen ist. Für ein klimaneutrales Europa muss die Photovoltaiktechnologie daher auf bis zu 60 % der Stromerzeugung ausgebaut werden, was einer enormen Steigerung der jetzigen Photovoltaikenergie von mindestens 7.700 GW entspricht.
PV-Ausbau bringt green Jobs
Durch den Ausbau der Photovoltaik werden weltweit 22 Millionen Jobs in der Photovoltaik-Branche prognostiziert, welche knapp 2/3 aller Arbeitsplätze im Bereich des Energiesektors ausmachen werden. Fechner dazu: „Österreich hat mittlerweile ambitionierte Ziele was die Errichtung von PV Anlagen betrifft, aber auch bei Forschung, Entwicklung und Produktion von Komponenten und Systemen bestehen große Chancen auf die Schaffung vieler heimischer Arbeitsplätze.“ Österreich hätte dabei die Chance, durch innovative Photovoltaik-Lösungen, die speziell im Bereich der Integration und Doppelnutzung im Gebäude-, Verkehrs- und Agrarbereich liegen, bis 2030 zumindest 60.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Hinzu kommen noch tausende weitere Arbeitsplätze im Bereich der Stromspeicherung. Für Alfred Mölzer, Geschäftsführer der Kioto Solar, steht fest: „Photovoltaik ist ein elementarer Bestandteil aller Energiekonzepte der nächsten Jahre.“ Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von Photovoltaic Austria, betont: „Für die Erreichung der Zubauziele der Photovoltaik in Österreich müssen alle uns zur Verfügung stehenden Flächen genutzt werden. Hierzu braucht es vor allem Innovationen, die neuartige Anwendungen ermöglichen. Nur so kann es gelingen, Österreichs PV-Zubau zu versechsfachen“. Für Gernot Oreski, Leiter des Geschäftsfeld Smart material testing am PCCL, ist klar, dass Österreich in der europäischen PV-Forschung sehr weit vorne und auch International sehr gut unterwegs sei: „Dank der engen Kooperation der Forschungseinrichtungen in Österreich haben wir alles in der Hand, um ein wichtiger Player am PV-Markt in Europa und auch weltweit zu sein.“
Ohne Gelder fehlen Innovationen
Um im internationalen Wettbewerb weiterhin bestehen zu können, sind laufende Innovationen erforderlich. Österreich verfügt bereits über erfolgreiche PV-relevante Forschungs- und Produktionsunternehmen in der Elektro-, Elektronik- und der Glasverarbeitenden Industrie, in der Gebäudetechnik sowie im Bausektor. Peter Berghofer, Geschäftsführer von Ulbrich of Austria GmbH: „Mit unserer Produktion von Zellverdrahtungen im Burgenland sind wir in einer Nische, in der wir es schaffen, am Weltmarkt unter den Führenden zu sein. Um diese Position halten zu können ist laufende Weiterentwicklung unbedingt erforderlich.“ Auch Kioto Solar zählt zu den innovativen Treibern, laut Mölzer: „Unsere PV-Modulproduktion in Kärnten zählt zu den größten Produktionen in Europa. Wir investieren gerade 10 Millionen Euro am Standort St. Veit um das Produktprogramm Photovoltaik in der Gebäudehülle weiter auszubauen.“
Für laufende Innovationen sei eine breit aufgestellte F&E Infrastruktur notwendig, die auch durch entsprechende Forschungsprogramme des Bundes und der Länder unterstützt werden muss. „Völlig unverständlich ist, dass die Fördermittel für technologiebezogene Photovoltaik-Forschung in den letzten Jahren jedoch deutlich rückläufig sind“, zeigt sich Fechner empört. Waren es 2016 noch über 11 Millionen Euro, die für die Photovoltaik-Forschung zur Verfügung standen, so erwartet die Österreichische Technologiepattform Photovoltaik für 2021 knapp 4 Millionen Euro.
Forderung im Detail
Die Österreichische Technologieplattform Photovoltaik und Photovoltaic Austria fordern daher gemeinsam von der Bundesregierung eine spezielle Photovoltaik-Forschungsinitiative, in der spezifische thematische Forschungs-Förderungen, aber auch aws-Basisprogramme sowie Instrumente des Klima- und Energiefonds gebündelt werden. Dringender und erhöhter Forschungsbedarf besteht in den wichtigsten Marktsegmenten der Bauwerkintegration (z.B. Industriebauten, Mehrfamilienhäuser), der Integration ins Energiesystem (z.B. Energiegemeinschaften), der Mobilität (Lärmschutz, Bahntrassen, Straßen und Verkehrsflächen) sowie der Landwirtschaft (Agrar-Photovoltaik und schwimmende Photovoltaik). In der Startphase seien dafür jährlich 40 bis 60 Millionen Euro an Forschungsförderung erforderlich, um den Innovationsstandort Österreich und das Ziel der Schaffung zehntausender österreichischer Green-Jobs im Bereich der innovativen Photovoltaiktechnologie zu ermöglichen und weiterhin international relevanter Wirtschaftsstandort zu bleiben.