Neubaubericht: Rekordjahr vor Einbruch

Ab 2025 sinken die Zahlen der Neubaueinheiten. Die Interessensvertretungen rufen nach mehr Sanierungen - und Anreizen dafür.

Der Österreichische Neubaubericht, den Exploreal seit 2022 im Auftrag des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), erstellt, zeigt für 2023 eine eindeutige Sprache: 2023 war, wie nicht anders erwartet, das letztes Rekordjahr. Gerald Gollenz, Obmann des WKÖ-Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder: „Wir haben schon mal mehr gejubelt und wir sind in einer schwierigen Zeit, aber die Immobilienwirtschaft hat in den vergangenen Jahren viel gebaut und darauf sind wir stolz.“ In Zahlen wurden 2023 bundesweit 43.800 Neubaueinheiten fertiggestellt. Wien liegt dabei mit einem neuerlichen Rekordniveau von 16.700 an der Spitze liegt. Von insgesamt 30.154 Wohnungen, wurden 21.077 im Eigentum und 9.077 in der Miete freifinanziert errichtet. Die Transaktionszahlen sind dabei deutlich gestiegen und waren Ende des letzten Jahres bereits wieder vor Corona-Niveau. Die Preise sind in den letzten Jahren kontinuierlich um 8,6 Prozent gestiegen. So sonnig bleibt es aber nicht. Denn 2024 bleibt zwar durch Verschiebungen von Fertigstellungszahlen, noch relativ stabil, aber – so Alexander Bosak, Geschäftsführer von Exploreal: „Derzeit rechnen wir mit 38.700 fertig gestellten Neubaueinheiten im gesamten Bundesgebiet für dieses Jahr. Ab 2025 sinken die Zahlen stetig, mit einem Abfall auf rund 29.000 fertiggestellte Einheiten ab 2025 plus. Ein Trend, der sich weiter fortsetzt.“

Voll an die Wand

Für die Bauwirtschaft schaut es schwierig aus. Hans Jörg Ulreich, Sprecher der Berufsgruppe Bauträger im Fachverband: „2023 war ein schwieriges Jahr für die Branche. Die Verunsicherung gab es aufgrund der Zinsen. Eine Trendwende gibt es aktuell beim Verkauf. Hier gilt offensichtlich wieder Grundbuch statt Sparbuch. Seit Jänner gibt es eine deutliche Marktbelebung.“ Er erzählt, dass er im Jänner mehr Wohnungen verkauft hat, als im letzten Quartal. Dass das aber unterm Strich trotzdem nicht reichen wird ist für ihn klar, denn: „Der freifinanzierte Neubau geht sich jetzt nicht mehr aus. Es gibt zwar erstmals seit Jahren ein ausreichendes Angebot. Aber das wird aufgesogen, weil nichts mehr nachkommt.“ Und dabei wäre das ja nicht das einzige Problem. Denn die Baubranche verliere durch die Situation die Bauarbeiter. Ulreich ergänzt: „Und die werden nicht wieder zurückkommen. Das heißt, dass die Bauproduktion nicht mehr raufgefahren werden kann, weil dann die Arbeiter fehlen. Wir wissen das schon lange. Und da fahren wir als Baubranche voll an die Wand.“ Die Lösung dafür wären mehr Sanierungen: „Wir brauchen mehr Sanierungen und da braucht es Anreize. Die sehe ich aber aufgrund des Wahljahres nicht.“ Dabei könnte man aus seiner Sicht mit Sanierung und Nachverdichtung auch in Wien noch 100.000 Wohnungen bauen, ohne zu versiegeln.

Preise werden nicht sinken

Die Preise werden dabei aber nicht fallen. „Die Preise im jetzt fertiggestellten Neubau werden bundesweit nicht fallen. Wir können klar ableiten, dass sich das Angebot in den kommenden Jahren verknappt, während die Nachfrage weiterhin steigt“, bemerkt Branchensprecher Gollenz. Und die Rahmenbedingungen sind seit letztem Jahr nicht unbedingt besser geworden. So liegen dem Fachverband auch erste Daten rund um das neue Bestellerprinzip vor. Das erste Fazit: Die Zahl der Unternehmen und Mitarbeiter:innen ist gesunken, die Nettomieten von Privatanbieter:innen bundesweit gestiegen und die Anzeigen von Mietwohnungen gewerblich wie privat bundesweit um 20 Prozent gesunken. Gollenz fasst zusammen: „Damit haben sich unsere Warnungen leider bestätigt.“