Licht & Schatten
Gute Nachrichten aus der Bad- und Sanitärbranche sind aktuell eher selten. Dennoch gibt es positive Anzeichen und die Hoffnung auf Besserung.
2023 war nicht das beste Jahr für Badausstatter. Das beweisen auch zwei Erhebungen des Marktforschungsinstituts Branchenradar. Das vergangene Jahr stellte die Hersteller von Sanitärkeramik vor gewaltige Herausforderungen. So schrumpften im Jahr 2023 die Herstellererlöse um 12,0 Prozent gegenüber Vorjahr auf 49,3 Millionen Euro. Damit fiel der Markt auf das Umsatzniveau von 2019 zurück. „Verantwortlich für den massiven Abschwung war im Wesentlichen die augenscheinliche Zurückhaltung bei der Sanierung von Nassräumen“, hält Studienautor Dominique Otto fest. „Rund 80 Prozent des Umsatzrückgangs lassen sich im Ersatzgeschäft verorten.“
Und auch bei den Sanitärarmaturen sackte der Umsatz deutlich ab, obwohl auch im vergangenen Jahr die Verkaufspreise im Schnitt um sieben Prozent anzogen. In Österreich reduzierten sich 2023 die Herstellererlöse um 6,5 Prozent gegenüber Vorjahr auf 98,4 Millionen Euro, so der Branchenradar. Damit büßte der Markt das gesamte Wachstum seit 2019 ein. Verantwortlich für den signifikanten Rückgang war ebenfalls das überaus schwache Renovierungsgeschäft. Im Jahresvergleich sank der Umsatz um zehn Prozent. Im Neubau konnten die Erlöse indessen noch einmal um etwa drei Prozent gegenüber Vorjahr erhöht werden. Überdurchschnittlich rasch erodierte der Umsatz bei Küchen- und Duscharmaturen. Vergleichsweise fest zeigten sich Wannen- und Waschtischarmaturen.
2024: Besser als erwartet
In der Branche zeigt man sich aber kämpferisch – und teilweise vorsichtig optimistisch. „Der Rückgang der Baubranche wirkt sich nach wie vor auf die Nachfrage der Sanitärbranche aus. Trotzdem sind wir für das erste Halbjahr besser unterwegs, als ursprünglich erwartet. Wir gehen aber davon aus, dass sich der Markt im besten Fall horizontal bewegt“, so Christian Schäfer, Vorstand von Laufen Austria.
Gerhard Aigner, Geschäftsführer von Artweger, sagt zur aktuellen Lage: „Wir sind zuversichtlich in das Jahr 2024 gestartet und verzeichnen im ersten Halbjahr sehr erfreuliche Zuwächse in Österreich und in der Schweiz. Unsere Produktoffensive und der vertrauensvolle Umgang mit den Fachpartner:innen im Handwerk machen sich bezahlt. Die Entwicklung in unserem größten Exportmarkt Deutschland stellt weiterhin eine Herausforderung dar. Nach wie vor schränkt die Heizungs-Thematik die Ressourcen der Installateur:innen ein. Mittelfristig sehen wir aber gerade in Deutschland enormes Potenzial und investieren weiterhin antizyklisch in diesen Markt.“ Geberit feiert heuer sein 150-jähriges Jubiläum, worauf das Unternehmen sehr stolz ist, immerhin entwickelte man sich vom Ein-Mann-Betrieb zu einem weltweiten Konzern mit über 10.000 Mitarbeitenden. „Im Laufe der 150-jährigen Geschichte waren bereits kleinere und größere Krisen durchzustehen, ich will hier nur exemplarisch aufzählen: zum Beispiel die Ölkrisen in den 1970er-Jahren oder die Finanzkrise ab 2007. Dank einer klaren strategischen Ausrichtung und unserer kurzfristig operativen Flexibilität hat Geberit diese Krisen alle gemeistert“, so Guido Salentinig, Geschäftsführer Geberit Vertriebsgesellschaft Österreich. „Daher bin ich zuversichtlich, auch die jetzigen schwierigen Zeiten zu meistern, zum einen aufgrund unserer Unternehmenskultur, zum anderen dank unserer kompetenten und motivierten Mitarbeitenden, und zum Dritten dank unserer treuen Kundinnen und Kunden, mit denen wir langjährige Partnerschaften pflegen“.
Dass die Lage mithilfe gezielter Maßnahmen der Politik besser werden könnte, darüber ist man sich einig. „Impulse, die einen Aufschwung der Baubranche begünstigen bzw. beschleunigen, wären sehr willkommen, da sie sich indirekt auch auf unsere Nachfrage auswirken würden“, so Schäfer. Auch Gerhard Aigner sieht Luft nach oben: „Die Anforderungen der Industrie an die Politik sind aus unserer Sicht vollumfassend definiert und klar kommuniziert. Gerade die Bereiche Lohnnebenkosten, Bürokratie und Forschungsförderung müssen angegangen werden, um internationale Wettbewerbsfähigkeit und gute Jobs zu sichern. Die Politik ist aufgefordert die Anforderungen ernst zu nehmen und konkrete Schritte einzuleiten.“
Vielfältigkeit als Trend im Bad
Trotz aller wirtschaftlicher Herausforderungen ist der Trend zum Bad als Wohn- und Wohlfühlraum ungebrochen. Dazu gehört zunehmend auch der Spa-Effekt, den ein Dusch-WC bieten kann – deshalb hat Geberit 2024 das neue AquaClean Modell „Alba“ ins Sortiment genommen. Es stammt aus der Feder von Christoph Behling. Der Produktdesigner entwarf für Geberit bereits die Modelle Mera und Sela. Alba fokussiert auf die wichtigste Funktion eines Dusch-WCs: Es kombiniert die sanfte WhirlSpray-Duschtechnologie, eine spülrandlose Keramik mit TurboFlush-Spültechnik und die App-Steuerung.
Auch individuelle Kombinationen sieht Geberit im Trend. Das Bad von der Stange hat ausgedient. Der Hersteller hat deshalb nicht nur das Produktportfolio erweitert, sondern auch die Grenzen zwischen den beliebten Serien iCon und Acanto aufgehoben. Das Mix & Match Waschplatz-Sortiment ist nach dem Baukastenprinzip konzipiert: Je nach Design- und Funktionsansprüchen lassen sich Badmöbel und Waschtische aus den Badserien zusammenstellen und mit passenden Spiegeln oder Spiegelschränken der Serien Geberit Option und One kombinieren. Maße, Farben und Oberflächen sind aufeinander abgestimmt. Weiß matt oder glänzend, das dunkle Grau von Lava matt sowie die beiden Holzstrukturen Eiche und Nussbaum Hickory sind in beiden Serien vorhanden.
Design und Flexibilität
Weiterhin bewegt sich der Trend Richtung Design, Individualisierung und Planungsflexibilität, so Artweger. Auf diese Trends hat sich das Unternehmen aus Bad Ischl bei der Entwicklung mit der neuen Prestige-Duschenserie fokussiert. Dazu wurde eine Designkooperation mit Studio F.A. Porsche eingegangen und das erste 360° schwenkbare Drehrohr am Markt entwickelt. „Das Feedback unserer Fachpartner und die Nachfrage nach dem Produkt bestätigen die Relevanz von innovativen Design-Lösungen im Badezimmer, die auch weitere Vorteile wie Barrierefreiheit und mühelose Reinigung bieten“, so Geschäftsführer Gerhard Aigner. Stetig lässt sich auch mehr Nachfrage nach Farbe im Bad beobachten. Demzufolge wurde die Prestige in voller Farbfähigkeit entwickelt und steht in individuellen Farb-und Materialversionen zur Verfügung.
Organische Formen und Kurven
Geschwungene Linien stehen laut Laufen 2024 im Mittelpunkt der Badgestaltung. Dieser Trend bringt Weichheit in die traditionellen, harten Ecken, lässt Räume miteinander verschmelzen und erfüllt diese mit Dynamik. Dafür hat man die Weiterentwicklung der Laufen Kult-Kollektion IlBagnoAlessi mithilfe der Saphirkeramik im Sortiment. Designer Stefano Giovannoni experimentierte mit diesem besonderen keramischen Material und entwarf neue Keramikobjekte mit großzügigen, weichen und fließenden Formen. Teil des Updates sind zudem neue Oberflächen- und Farbvarianten. Die Keramiken und Badewannen dieser Kollektion sind nicht nur in klassischem Weiß glänzend erhältlich, sondern auch in Weiß matt, Schwarz matt und in der neuen Trendfarbe Café matt.
Im Rahmen des Relaunchs der Kult-Kollektion wurde außerdem eine Reihe neuer Badmöbel kreiert. Vielfältige Kombinationen machen Möbel in den Oberflächen Terracotta, Perlbeige, Dunkelbraun oder in Echtholzoberflächen in Kombination mit Tops aus Stein möglich. Insgesamt umfasst die Möbel-Farbpalette 30 Nuancen. Produziert werden die Möbel in Norditalien – aus mitteleuropäischem Holz.