Globale Bautätigkeit steigt
Die weltweite Bautätigkeit nimmt weiter leicht zu. Auch in Deutschland steigt der Bautätigkeitsindex auf positivsten Wert seit Q1 2022 von +12 auf +20. Auch der Ausblick für Wohn- und Gewerbeimmobilien verbessert sich im Nachbarland.
Die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor (GCM) für das zweite Quartal 2024 deuten weiterhin auf eine leichte Verbesserung der Bautätigkeit hin. Der Gesamtindex für die Bautätigkeit (Construction Activity Index, CAI) verzeichnete das zweite Quartal in Folge einen Wert von +15 auf globaler Ebene. Dies zeigt, dass die Dynamik des Sektors insgesamt weitgehend konstant bleibt.
Europa mit leichten Verbesserungen
Die Regionen Nord-, Mittel- und Südamerika sowie MEA verzeichnen mit +27 bzw. +24 im zweiten Quartal weiterhin die besten Werte für den CAI. In Europa verbesserte sich der CAI auf +12 gegenüber einem Wert von +6 im Vorquartal. Damit ist der aktuelle Wert der stärkste, der seit Anfang 2022 in Europa gemessen wurde. Die APAC-Region hinkt bei der Betrachtung nach Regionen nun hinterher, verzeichnet einen Wert von +7 (identisch mit dem des letzten Quartals) und signalisiert damit nur einen sehr geringfügig positiven Trend.
Infrastruktursektor mit besten Aussichten
Die Zwölfmonatserwartungen der Arbeitsauslastung auf Sektorenebene in den Weltregionen zeigt, dass die Befragten in Nord- und Südamerika, APAC und MEA erwarten, dass der Infrastruktursektor das stärkste Wachstum verzeichnen wird. In Europa zeigt sich ein etwas anderes, da der private Wohnungsbau nun geringfügig positiver eingeschätzt wird als der Bereich Infrastruktur (+27 Prozent gegenüber +25 Prozent). Im Vorquartal lagen diese Werte bei +19 Prozent bzw. +38 Prozent. In Deutschland stiegen die Erwartungen der Bautätigkeit für die kommenden 12 Monate im Wohnungssektor deutlich von + 22 Prozent auf +42 Prozent.
Für den Gewerbesektor liegen in den meisten Ländern die Erwartungen im Allgemeinen unter denen der anderen Marktsegmenten. Dennoch sind die Aussichten für gewerbliche Entwicklungstätigkeit in Ländern wie Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Indien, den Philippinen, Mauritius und Nigeria immer noch positiv. Der Ausblick für die Bautätigkeit von Gewerbeimmobilien in Deutschland dreht sich vom negativen in den positiven Bereich und steigt deutlich von -8 Prozent auf +31 Prozent.
Materialkosten und Finanzen belasten
Rund zwei Drittel der Befragten weltweit verweisen auf Materialkosten (66 Prozent) und finanzielle Beeinträchtigungen (66 Prozent), die derzeit die Bautätigkeit behindern. Zudem erschwert der Arbeits- (50 Prozent) und Fachkräftemangel (56 Prozent) die Bautätigkeit. Besonders zeigt sich der Fachkräftemangel in Nord- und Südamerika und Europa, hier berichten 69 Prozent bzw. 55 Prozent der Befragten über dieses Problem.
Europa: Anzeichen einer Erholung
Die europaweiten Ergebnisse für das zweite Quartal 2024 zeigen eine weitere, wenn auch bescheidene, Verbesserung der gesamten Bautätigkeit. Dieser Aufschwung erfolgt allerdings von einer relativ niedrigen Basis aus, und die Dynamik erscheint aufgrund des derzeit eher schwierigen makroökonomischen Hintergrunds derzeit noch etwas fragil.
Bautätigkeitsindex steigt
Auf europäischer Ebene verzeichnete der CAI im zweiten Quartal einen Wert von +12 gegenüber +6 im Vorquartal. Dies ist der positivste Wert seit Anfang 2022, auch wenn der aktuelle Wert ein bescheidenes Wachstum der Bautätigkeit signalisiert.
Auf Länderebene stieg der CAI in den Niederlanden deutlich an und erreichte einen Wert von +31 im Vergleich zu +6 beim letzten Mal. Daneben weisen sowohl Italien (+21) als auch Irland (+20) weiterhin deutlich positive CAI-Werte auf, wobei die aktuellen Werte weitgehend unverändert gegenüber dem ersten Quartal blieben. In Deutschland stieg der CAI auf +20 von zuvor +12. Dies ist der positivste Wert seit dem ersten Quartal 2022. Auch Spanien (+17) und Großbritannien (+9) verzeichneten positive CAI-Werte. Der einzige europäische Markt mit einem negativen Wert für den Gesamtindex im zweiten Quartal war Frankreich mit -6.
Ausblick verbessert sich
Der 12-Monatsausblick auf die Arbeitsauslastung im Bereich privater Wohnungsbau verzeichnet europaweit ein Nettosaldo von +27 Prozent (Q1: +19 Prozent). Dies ist der stärkste Wert seit Anfang 2022. Insbesondere die Befragten in Deutschland und den Niederlanden erwarten nun einen soliden Aufschwung im privaten Wohnungsbau für die kommenden 12 Monate. Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorsitzende des RICS European World Regional Board (EWRB): „Die europäische Baubranche erholt sich deutlich und Deutschland trägt maßgeblich, neben den Niederlanden, zu einem verbesserten und zum dritten Mal in Folge gestiegenen Construction Activity Index bei. Die Wachstumsaussichten bei Infrastruktur sind weiterhin Treiber der Arbeitsauslastung. Aber in Europa steigt auch die Einschätzung beim Wohnungsbau deutlich an. Die Stimmung hellt sich etwas auf, auch wenn weiterhin Materialkosten und finanzielle Engpässe limitierende Faktoren sind. Insbesondere in Deutschland wird der Planungs- und Regulierungsaufwand ebenso hoch eingeschätzt. Die positiven Aussichten für die nächsten 12 Monate sind weitere Anzeichen einer Erholung, insbesondere im privaten Wohnungssektor.”