Geringes Wirtschaftswachstum
Branchenklima im Frühjahr 2023 lässt Wirtschaftswachstum auf niedrigem Niveau erwarten, so der aktuelle Überblick der UniCredit Bank Austria.
Der aktuelle Branchenüberblick der UniCredit Bank Austria zeigt, dass die Erwartungen der Industrie, des Handels und der Dienstleistungen im März kurzfristig sogar weitere Rückgänge der Produktions- und Geschäftstätigkeit signalisieren. Allerdings: Das Branchenklima einzelner großer Industriebranchen ist aufgeklart. „In Summe lassen die jüngsten Konjunkturbefragungsergebnisse vom März 2023 den Schluss zu, dass sich die Wirtschaftsleistung in Österreich in den nächsten Monaten auf einem niedrigen Wachstumsniveau stabilisieren wird“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.
Bauwirtschaft noch auf hohem Niveau
Die Bauwirtschaft ist 2022 und in den ersten Monaten 2023 in Schwung geblieben. Im Vorjahr hat der Bauumsatz preisgetrieben um durchschnittlich 12 Prozent zugelegt, bis Februar 2023 noch um 11,4 Prozent. Mit der verbesserten Materialversorgung hat sich seit Mitte 2022 auch der Baukostenanstieg wieder entspannt, auf durchschnittlich 3,8 Prozent im ersten Quartal 2023. Gleichzeitig beurteilten die Unternehmen ihre Auftragslage zunehmend schlechter. Dass die Kapazitätsauslastung der Branche im 1. Quartal 2023 dennoch wieder über 7 Monate gestiegen ist, erklärt sich mit dem knappen Arbeitskräfteangebot, so die UniCredit Bank Austria.
Die Konjunkturbefragungsergebnisse vom März 2023 zeigen, dass sich die Bausparten unterschiedlich entwickeln: Im sonstigen Hochbau und im Tiefbau beurteilten sogar wieder mehr Unternehmen ihre Auftragslage per saldo als zufriedenstellend. In beiden Sparten ist die Baunachfrage zuletzt wieder gestiegen. Hingegen sinkt die Nachfrage nach neuen Wohn- und Wirtschaftsbauten und bremst die Baukonjunktur. 2023 rechnet die UniCredit Bank Austria mit einer geringeren die Nachfrage nach neuen Büros und Einzelhandelsbauten infolge der wirtschaftlichen Unsicherheiten. Gleichzeitig wird mit einem Rückgang im Wohnungsneubau gerechnet. Stärkere Wachstumsimpulse kann die Branche 2023 nur im der Hochbausanierung und im Tiefbau erwarten. Nach zwei wachstumsstarken Jahren wird die Bauwirtschaft 2023 preisbereinigt voraussichtlich ein leichtes Umsatzminus verbuchen.
Lieferkettenprobleme beruhigt
In der Industrie hat die Materialknappheit an Brisanz verloren, so die UniCredit Bank Austria: Im ersten Quartal 2023 berichten nur mehr 22 Prozent der Unternehmen erhebliche Produktionsbehinderungen durch Engpässe bei der Beschaffung von Vorprodukten, im zweiten Quartal 2022 waren es noch 43 Prozent. Gleichzeitig hat der Arbeitskräftemangel in allen größeren Investitionsgüterbranchen etwas an Gewicht gewonnen. Dennoch ist das Branchenklima im Frühjahr in der Kfz-Industrie, der Erzeugung von Informationstechnik, im Maschinenbau und der Lebensmittelindustrie sonnig geblieben. In diesen Branchen berichteten die Mehrzahl der Unternehmen im März Auftragsbestände, die über dem langfristigen Durchschnitt liegen, und erwarteten weitere Produktionszuwächse.
Von allen größeren Industriebranchen sind im März nur die Unternehmen der Elektrotechnik und Kunststoffverarbeitung in ihren Produktionserwartungen für die nächsten Monaten pessimistischer geworden. Mit Ausnahme der Bauzulieferbereiche sollten beide Branchen noch 2023 wieder an Schwung gewinnen, so die UniCredit Bank Austria. Für das trübe Branchenklima im Industriedurchschnitt im Frühjahr 2023 seien sonstige Vorprodukthersteller, wie die Chemie, die Metallwarenerzeugung und die Holz- und Papierindustrie verantwortlich.