Gaslobby warnt vor Milliarden-Crash
Der Fachverband Gas Wärme fürchtet milliardenhohe Belastungen für Gaskund:innen. Die würden dann entstehen dann, wenn erneuerbare Grüne Gase nicht mit Anreizen gefördert, sondern mit Strafzahlungen belegt werden, so der Fachverband.
Die Bundesregierung will raus aus fossilem Gas und ist beim Erneuerbaren-Gas-Gesetz in der Zielgeraden. Doch anders als bei Ökostrom will der Gesetzgeber erneuerbare Grüne Gase nicht mit Anreizen fördern, sondern mit Strafzahlungen verteuern. Der Fachverband Gas Wärme rechnet bis 2030 mit Mehrkosten in Milliardenhöhe.
Die Energiewende ist ein ambitioniertes Vorhaben. Bis 2040 will Österreich aus fossilen Energieträgern aussteigen – zum Beispiel fossiles Gas durch Grüne Gase wie Biomethan oder Wasserstoff ersetzen. Doch anstatt Grünes Gas mit Anreizen zu einem Erfolgsmodell zu machen, damit möglichst viele Energieversorger fossiles Gas durch erneuerbares ersetzen und zum Beispiel in den Bau von Biogas- oder Wasserstoffanlagen investieren, will die Bundesregierung den Gasversorgern Quoten verordnen und beim Verfehlen der Quoten, strafen.
Laut der aktuellen Fassung des Erneuerbaren-Gas-Gesetzes (EGG) müssten Österreichs Gasversorger im ersten Jahr, also bereits heuer, rund 0,35 Prozent fossiles Gas durch erneuerbares ersetzen – und zwar rückwirkend zum 1. Jänner 2024. Gelingt das nicht oder nicht in dem Ausmaß, dann werden zukünftig Strafzahlungen festgesetzt. „Die Politik verrät uns nicht, wie wir rückwirkend in dieser kurzen Zeit so große Mengen an Grünen Gasen herstellen oder in Österreich erwerben können“, kritisiert Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbands Gas Wärme. „Anstatt zu fördern, sollen Versorger bestraft werden. Bei Ökostrom ist das viel besser gelöst. Hier wird anhand konkreter Fördersätze die Produktion erneuerbaren Stroms vorangetrieben. Dieses Modell nennt sich Marktprämienmodell und hat Österreich zum Vorzeigeland im Bereich erneuerbaren Stroms gemacht. Solche Anreize brauchen wir auch für Grünes Gas“, sagt er.
Wenn das Gesetz so kommt, wie es geschrieben ist, wird das teuer. Der Fachverband rechnet vor: In sechs Jahren, also 2030, müssen jährlich mindestens 6,5 Terawattstunden Grünes Gas ins Netz eingespeist werden. Dies bedeutet im Zeitraum von 2024 bis 2030 Mehrkosten von rund 3,4 Milliarden Euro, die in weiterer Folge seitens österreichischer Endkunden zu bezahlen wären.
Drohende Inflationsgefahr durch EGG
Mock warnt davor, dass sich steigende Gaskosten durch das ganze Energiesystem fressen könnten. Wenn bei Spitzenverbräuchen Fernwärme und auch Strom zu großen Teilen aus Gas produziert werden muss, können Gaskraftwerke zu bestimmten Zeiten preisbestimmend werden: „Dann ist in den Sektoren Strom und Fernwärme mit direkten Kostensteigerungen durch das Erneuerbaren Gas-Gesetz zu rechnen“, warnt Mock.
Schwächung des Standorts
Auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft könnte durch das EGG leiden. Anstatt mit Sanktionen einen Markthochlauf zu erzwingen, wäre es zielführender dem Erfolgsmodell aus dem Ökostrombereich zu folgen, das schon seit vielen Jahren in Österreich eingesetzt wird: „Dabei würden heimische Biogasanlagen im Rahmen eines Marktprämienmodells analog zu Ökostrom direkt gefördert, bestehende Abwicklungsprozesse und Institutionen könnten übernommen und dadurch Kosten deutlich gesenkt werden“, sagt Mock abschließend.