Der Langgediente

Thomas Mader ist seit fast 20 Jahren Geschäftsführer von Stiebel Eltron Österreich. Er kennt den Heizungsmarkt wie seine Westentasche und hat das Unternehmen erfolgreich positioniert.

Thomas Mader ist seit fast 20 Jahren Geschäftsführer von Stiebel Eltron Österreich. Er kennt den Heizungsmarkt wie seine Westentasche und hat das Unternehmen erfolgreich positioniert.
„Die Wärmepumpe ist gekommen, um zu bleiben“, sagt Thomas Mader, Geschäftsführer von Stiebel Eltron Österreich. Er hat vor rund 35 Jahren seine erste Brauchwasser-Wärmepumpe verkauft – damals noch für AEG. Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten prägt der Manager den österreichischen Heizungsmarkt als Geschäftsführer von Stiebel Eltron Österreich mit. Als solcher hat er die Transformation vom Hersteller von Haustechniklösungen zu einem der führenden Anbieter erneuerbarer Wärmelösungen begleitet.

Der Umsatz von Stiebel Eltron hat sich in Österreich seit Maders Wirken verzehnfacht und lag zuletzt 2024 bei etwa 40 Millionen Euro. Dass es heuer mehr wird, geht sich nicht aus. Der Markt sei durch die Förderunsicherheit deutlich beeinflusst, was sich bei Stiebel Eltron in einem einstelligen Minus niederschlagen wird, so der passionierte Läufer und Tennisspieler, der auch gerne hin und wieder segelt. Die Segel zu setzen und mit Ausdauer den Markt zu bearbeiten ist er gewohnt. Früh hat Mader erkannt, dass Gas nicht der Brennstoff für die Ewigkeit ist und hat die hauseigene Gasmarke zu den Akten gelegt.

Im Gespräch mit Building Times analysiert Thomas Mader die aktuelle Marktlage, die politischen Rahmenbedingungen, neue Produktgenerationen und die Perspektiven der Branche.

Interview: Thomas Mader

Building Times: Herr Mader, die neue Förderung für den Kesseltausch ist beschlossen. Wird damit jetzt alles gut?

Thomas Mader: Nein, nicht ganz. Die neue Förderung ist ein wichtiges und richtiges Signal, aber sie bleibt zu brav und zu wenig innovativ. Ich hätte mir gewünscht, dass man sie sozial stärker staffelt und technologieorientierter denkt. Es fehlt der Politik etwas der Mut, wirklich zukunftsweisende Ansätze umzusetzen. Wenn wir über nachhaltige Systeme sprechen, dann müssen wir auch Erdreich- oder Wasser-Wasser-Wärmepumpen stärker fördern. Diese werden zwar mit 5.000 Euro zusätzlich bedacht, aber das ist zu wenig, wenn man bedenkt, wie viel mehr CO2 sich damit einsparen lässt. Besonders im Hinblick auf das Thema Kühlen ist die Wärmepumpe das prädestinierte System. Natural Cooling ist ein klarer Vorteil – und eine riesige Chance.

BT: Das heißt, die Richtung stimmt, aber die Dynamik fehlt?

Mader: Genau. Es ist gut, dass man erneuerbare Systeme fördert. Aber wenn die Sanierungsrate trotzdem nicht steigt, muss man vielleicht auch über eine gesetzliche Verpflichtung zum Umrüsten nachdenken. Wir wollen ja die Klimaziele 2040 erreichen. Jede Förderung fließt in die Wirtschaft zurück – und gerade bei Wärmepumpen bleibt die Wertschöpfung in Österreich. Die Branche braucht Planungssicherheit, nicht nur kurzfristige Impulse.

BT: War der Einbruch im vergangenen Jahr also mehr als eine normale Marktschwankung?

Mader: Ja, eindeutig. Wir haben es mit einem volatilen Markt zu tun, der deutlich über das normale Maß hinausging. Die extrem hohen Förderquoten von bis zu 75 Prozent waren ein enormer Wachstumstreiber, aber danach kam eine Phase der Unsicherheit. Viele Marktteilnehmer:innen wussten nicht, ob und wie es weitergeht. Insofern ist die aktuelle Fünfjahresregelung mit fixem Förderbudget von 300 Millionen Euro ein Schritt in die richtige Richtung – auch wenn sie sozial nicht ganz ausgewogen ist. Und: Mit der derzeitigen Anzahl an geförderten Anlagen werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen. Selbst bei optimistischen 30.000 Einheiten pro Jahr reicht das nicht aus.

BT: Sie sind seit fast 20 Jahren bei Stiebel Eltron Österreich. Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit verändert?

Mader: Sehr stark. Ich bin seit 2006 Geschäftsführer, also bald 20 Jahre. Damals war Stiebel Eltron noch stärker in der klassischen Haustechnik verankert – wir hatten sogar eine Gasmarke namens Hydrotherm, die ich dann sofort stillgelegt habe. Ich war überzeugt, dass die Zukunft den erneuerbaren Energien gehört. Heute sind wir klar positioniert als Premiumanbieter im Bereich der Erneuerbaren. Wir haben sehr früh Qualitätssicherungsmaßnahmen eingeführt, etwa den Werkskundendienst und die verpflichtende Inbetriebnahmeprotokollierung. Das hat uns am Markt einen sehr guten Ruf verschafft.

BT: Wie hat sich die Umsatzentwicklung seit 2020 gestaltet?

Mader: Wir sind stetig gewachsen. 2024 war ein Rekordjahr, 2025 wird etwas unter diesem Niveau liegen – wir rechnen mit einem Minus von rund fünf bis sieben Prozent. Angesichts des schwierigen Umfelds ist das ein sehr gutes Ergebnis. Wir konnten Marktanteile gewinnen und haben mit der Haustechnik ein starkes zweites Standbein, das mittlerweile rund ein Viertel des Umsatzes ausmacht. Besonders erfreulich: In diesem Segment läuft das Geschäft derzeit besser als in den vergangenen Jahren.

BT: Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Stiebel Eltron in Österreich?

Mader: Zwischen 75 und 80, abhängig von der Auslastung. Der technische Kundendienst ist unser Herzstück. Er ist die Visitenkarte eines Unternehmens – und genau dort investieren wir weiter. Wir sind fast flächendeckend in Österreich vertreten, bis auf Vorarlberg, wo autorisierte Partner den Service übernehmen. Alle sind zertifiziert, das ist uns sehr wichtig.
BT: Der Markt ist inzwischen hart umkämpft. Wie gehen Sie mit dem Preiswettbewerb um?

Mader: Es stimmt: Aus einem Wachstumsmarkt ist ein Verdrängungswettbewerb geworden. Das wirkt sich natürlich auf die Preisgestaltung aus. Wir versuchen aber, nicht über den Preis zu konkurrieren, sondern über Systemlösungen und Qualität. Planung und Auslegung sind entscheidend. Viele unterschätzen, wie wichtig die korrekte Dimensionierung ist. Wir legen bei unseren Premium-Partnern großen Wert auf Schulung und Zertifizierung. Nur so können Anlagen optimal arbeiten – und letztlich auch preislich attraktiv bleiben.

BT: Sie sprechen die Installateur:innen an. Wie wichtig ist ihre Rolle heute noch?

Mader: Nach wie vor zentral. Auch wenn Social Media und digitale Leads zunehmen: Am Ende entscheidet in den meisten Fällen der Installateur. Er ist der letzte Schritt in der Wertschöpfungskette. Deshalb investieren wir viel in Ausbildung, digitale Planungstools und Kooperationen. Unsere Partner arbeiten etwa mit unserer „Toolbox“, einem Planungssystem, das die Verdichterkennlinie berücksichtigt. Damit lassen sich Anlagen exakt dimensionieren und vermeiden, dass Invertergeräte takten. Das senkt die Betriebskosten und erhöht die Kundenzufriedenheit.

BT: Welche Systeme stehen bei Stiebel Eltron derzeit im Mittelpunkt?

Mader: Die Wärmepumpe bleibt unsere Kerntechnologie. Rund ein Drittel unserer Anlagen sind erdgekoppelt – also rund doppelt so viele wie im Markt. Das ist bewusst so, weil diese Systeme besonders effizient und kühlfähig sind. Parallel dazu wachsen wir stark im Bereich Großwärmepumpen. Wir realisieren Projekte bis 1,2 Megawatt, in größeren Wohnanlagen. Dort setzen wir auf modulare Kaskadenlösungen: mehrere 90-kW-Geräte, die zusammen bis zu 1,6 Megawatt leisten. Das erhöht die Betriebssicherheit und optimiert die Laufzeit.

BT: Gibt es Referenzanlagen, die diese Entwicklung zeigen?

Mader: Ja, beispielsweise in Graz, im Projekt „Jakomini Verde“. Dort laufen rund 20 Geräte. Auch am Bodensee betreiben wir eine Anlage mit 15 Einheiten. Spannend ist auch ein Projekt mit einem Weingut, wo Heizen und Kühlen kombiniert werden – etwa für die Temperatursteuerung bei Weintanks. Durch Heißgasauskopplung lässt sich die Abwärme direkt nutzen, das ist hocheffizient und nachhaltig.

BT: Wie stark ist Stiebel Eltron in der Lüftungstechnik vertreten?

Mader: Lüftung hat bei uns noch Potenzial, aber wir investieren gezielt. Wir decken den gesamten Bereich ab – vom Kleinstlüfter bis zum zentralen Lüftungsgerät mit 1.000 Kubikmeter Volumenstrom. Durch Zukäufe wie LTM haben wir unser Portfolio deutlich erweitert. Generell leidet die Lüftungsbranche unter dem Einbruch im Neubau, aber wir bleiben hier langfristig engagiert. Lüftung ist ein zentraler Baustein für Energieeffizienz.

BT: Sie erwähnten Produktneuheiten – was ist die WP Next Generation?

Mader: Das ist unsere neue Wärmepumpenreihe mit dem natürlichen Kältemittel R290, also Propan. Alle Geräte sind serienmäßig Smart-Grid-bzw. Smart-Home fähig und verfügen über eine integrierte Strompreisschnittstelle. Diese Geräte sind bereits auf dem Markt. Die Großwärmepumpen bis 90 kW folgen 2026, dann wird fast das gesamte Portfolio auf R290 umgestellt. Wir erfüllen damit schon heute die künftigen EU-Vorgaben zur F-Gase-Verordnung und unsere Geräteserien haben somit eine 100% Förderwürdigkeit im Hinblick auf die Heizkesseltausch-Förderungsvorgaben.

BT: Wie sehen Sie die Diskussion um GWP-Grenzwerte?

Mader: Wir bleiben gelassen. Stiebel Eltron erfüllt die Grenzwerte bereits heute, technisch sind wir bestens vorbereitet. Unsere Strategie ist klar: ökologische Kältemittel und höchste Effizienz.

BT: Wird die Wärmepumpe zum Standard im Mehrgeschoßbau?

Mader: Ja, eindeutig. Der mehrgeschoßige Wohnbau ist unser wachsendes Segment – sowohl im Neubau als auch in der Sanierung. Wir arbeiten mit Bauträgern und Genossenschaften an modularen Konzepten, bei denen Heizsysteme, Lüftung und Warmwasserbereitung intelligent kombiniert werden. Besonders spannend ist die serielle Sanierung: Etagenweise Umrüstung statt Großbaustelle. Damit lassen sich Gebäude effizient und bewohnbar modernisieren.

BT: Wie stark ist Stiebel Eltron in Österreichs Sanierungsprojekten vertreten?

Mader: Sehr stark, etwa bei Projekten mit Sozialbau oder größeren Bauträgern. Wir betreiben hier in Wien auch unser eigenes Dekarbonisierungscenter, wo wir gemeinsam mit Planern und Bauträgern Lösungen entwickeln. Es geht darum, Heizsysteme, Dämmung und Energieversorgung zusammenzudenken. Der Weg führt klar in Richtung Dekarbonisierung – und da spielen Wärmepumpen eine Schlüsselrolle.

BT: Sie sprechen oft von Effizienz und Planung. Wie wichtig ist das digitale Monitoring dabei?

Mader: Extrem wichtig. Wir setzen auf das „Internet Service Gateway“, mit dem Kund:innen und unser Kundendienst die Anlage digital betreuen und monitoren können. Wenn etwas nicht optimal läuft, erkennen wir das sofort. Oft reicht eine kleine Korrektur in der Steuerung. Die Systeme sind rückwärtskompatibel, das heißt: Auch bestehende Anlagen können neue Funktionen wie Strompreisanpassung oder Energiemanagement nachgerüstet bekommen.

BT: Ein anderes Thema: Wie sieht die Kooperation zwischen Stiebel Eltron und Ochsner aus?

Mader: Stiebel Eltron hält nach wie vor 35 Prozent an Ochsner. Das ist eine strategische Beteiligung, keine operative. Am Markt sind wir klare Mitbewerber, aber im Einkauf und in der Produktentwicklung gibt es Synergien.

BT: Wie hat sich das Unternehmen seit Ihrem Amtsantritt entwickelt?

Mader: Sehr positiv. Als ich begonnen habe, lag der Umsatz bei 4,2 Millionen Euro, heute sind es rund 40 Millionen. Damals kam noch der Großteil aus der Haustechnik, heute dominiert die Wärmepumpe. Gleichgeblieben ist jedoch, dass wir nach wie vor ein Familienunternehmen sind und dies auch in Österreich so handhaben Wir – die großartige Stiebel Eltron Mannschaft – haben die Chancen der Energiewende genutzt – man könnte sagen: den Elfmeter, der uns aufgelegt wurde, auch verwandelt.

BT: Wie blicken Sie auf die kommenden Jahre?

Mader: Die Wärmepumpe ist gekommen, um zu bleiben. Sie ist kein Trend mehr, sondern Stand der Technik. Ich sehe derzeit keine alternative Lösung, die in den nächsten zehn Jahren ähnlich relevant werden könnte. Wir brauchen in Österreich rund eine Million Wärmepumpen, um die Wärmewende zu schaffen – das ist eine Verdoppelung gegenüber heute. Wenn uns das gelingt, leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Und das Schöne ist: Wir arbeiten in einer Branche, die Sinn stiftet. Wir produzieren nicht für den Krieg oder für die Wegwerfgesellschaft, sondern für eine nachhaltige Zukunft.

BT: Das klingt nach Überzeugung aus Erfahrung.

Mader: Ja, absolut. Ich habe vor 35 Jahren meine erste Wärmepumpe verkauft, damals, als niemand daran geglaubt hat. Heute wissen wir, dass es das richtige System ist – ökologisch, technisch und wirtschaftlich. Und das bleibt so. Die Wärmepumpe ist kein Kompromiss, sondern die Lösung.

Stiebel Eltron – die große Großfamilie
Die mehr als hundertjährige Geschichte des in Familienbesitz befindlichen Konzerns begann 1924. Damals erfand Theodor Stiebel den Ringtauchsieder und legte damit den Grundstein für die heutige Gruppe, die mit mehr als 5.000 Mitarbeiter:innen, 26 Vertriebsgesellschaften und mehr als 120 Repräsentanzen weltweit präsent ist. Der Jahresumsatz betrug 2024 rund 941 Millionen Euro, mehr als 50 Prozent davon entfielen auf das Ausland. Die Kernkompetenzen der Gruppe liegen bei Warmwassergeräten, Wärmepumpen, Lüftungsanlagen und Raumheizgeräten.

1976 und damit recht früh ist Stiebel Eltron in die Entwicklung und Produktion von Wärmepumpen eingestiegen. Aktuell wird an der Weiterentwicklung der Wärmepumpenserie wpNext mit dem natürlichen Kältemittel R 290 gearbeitet, womit Stiebel Eltron am Puls der Zeit ist.

Gemanagt wird die Stiebel Eltron-Gruppe vom Vorsitzenden der Geschäftsführung (CEO) Kai Schiefelbein, dem Geschäftsführer Vertrieb und Marketing (CSO/CMO) Heinz-Werner Schmidt und Martin Repschlaeger als Geschäftsführer Finanzen (CFO).