Betonfertigteilindustrie vorsichtig optimistisch

Nach zwei Boomjahren sieht die österreichische Betonfertigteilindustrie trotz schwächerer Zahlen heuer kein Tal der Tränen.

Die schwächere Konjunktur macht sich vor allem im Wohnbau bemerkbar – mehr als 50 Prozent der Unternehmen klagen hier über sinkende Umsätze. Trotzdem gehen fast 60 Prozent der Befragten von einem „eher“ oder sogar „sehr“ zufriedenstellenden Geschäftsjahr 2023 aus. Dabei werden die Umsätze bei acht von zehn Unternehmen gleichbleibend oder sogar sinkend sein.
Neben einem schwächelnden Wohnbau haben vor allem steigende Rohstoff- und Energiepreise, geänderte Kreditvergaben und die damit verbundenen höheren Zinsen Auswirkungen auf die Wirtschaftslage der Branche.
Das geht aus dem regelmäßigen halbjährlichen Konjunkturbarometer hervor, das das Wiener Marktforschungsinstitut TQS Research & Consulting im Auftrag des Verbands Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) durchgeführt hat. „Trotz einer Konjunkturverlangsamung herrscht in unserer Branche keine Alarmstimmung. Die andauernde Inflationsspirale wird aber zu einem wachsenden Problem für unsere Betriebe“, warnt Franz Josef Eder, VÖB Präsident. Gleichzeitig gewinnt das Thema Employer Branding in den heimischen Betonfertigteilwerken zunehmend an Bedeutung, da sie trotz geringerer Auslastung ihre Mitarbeiter behalten wollen.

Hoffen auf 2. Halbjahr

Für den Rest des Geschäftsjahres 2023 geben sich die Unternehmen der heimischen Betonfertigteilbranche vorsichtig optimistisch. So geht mehr als die Hälfte von ihnen (58 Prozent) von einem „eher“ oder „sehr“ zufriedenstellenden ersten Halbjahr 2023 aus, rund 55 Prozent von ihnen rechnen mit steigenden bzw. gleichbleibenden Umsätzen. Ein Drittel (33 Prozent) prognostiziert gleichzeitig sinkende Umsätze in seinem Betrieb. „Diese positiven Umsatzprognosen sind in erster Linie neuen Aufträgen, aber auch einer hohen Inflation geschuldet“, erklärt Anton Glasmaier, VÖB Geschäftsführer.

2022 – gerade noch gut

Die österreichische Betonfertigteilbranche konnte trotz einer schwierigen Konjunkturlage das Vorjahr stabil abschließen. So meldeten sogar 84 Prozent der befragten Unternehmen gleichbleibende oder steigende Umsätze im zweiten Halbjahr 2022 im Vergleich zum selben Zeitraum 2021. Die steigernden Umsätze sind bei einem Drittel der Befragten auf Preiserhöhungen aufgrund der gesteigerten Energie- und Rohstoffpreise zurückzuführen.

Wohnbau-Knick

Den stärksten Konjunkturrückgang sehen die VÖB-Mitglieder im Wohnbaubereich – hier klagen 58 Prozent der Unternehmen über sinkende Umsätze. Eine stagnierende Konjunkturlage macht sich auch im Bürobau bemerkbar, verursacht durch eine weiterhin niedrigere Auslastung der Büroflächen im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Demgegenüber steht eine relativ stabile Konjunkturlage im Industriebau – dort haben 67 Prozent der Unternehmen gleichbleibende oder steigende Umsätze gemeldet. Ähnlich ist es auch im Tiefbau mit 46 Prozent. „Im Unterschied zum Wohnbau werden im Industrie- und Tiefbau nach wie vor bedeutende Investitionen seitens Unternehmen bzw. des Staates getätigt, was momentan zu einer zufriedenstellenden Auftragslage führt“, erklärt Eder.

Mehr Investitionen in Mitarbeiter

Fast drei Viertel der Betonfertigteilunternehmen planen, den derzeitigen Mitarbeiterstand zu behalten oder sogar auszubauen. Zugleich leidet die Branche nach wie vor an einem Fachkräftemangel: 50 Prozent der Betriebe klagen über zu wenige Interessenten und zu viele offene Stellen. „Aus diesem Grund investieren mittlerweile mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen in konkrete Maßnahmen aus dem Bereich Employer Branding.