Nürnberger Streifzug
Die Chillventa ist vorbei, Aussteller:innen und Besucher:innen sind zufrieden. Im Fokus standen Kältemittel, Digitalisierung und Energieeffizienz.
Die Bilanz der Messe Nürnberg ist eindeutig: Die Chillventa 2024 war ein voller Erfolg. 1.010 Aussteller aus rund 49 Ländern präsentierten den 32.796 aus aller Welt angereisten Expert:innen ihre neuesten Produkte und Dienstleistungen in der Kälte-, Klima-, Lüftungs- und Wärmepumpentechnik und die Schau gab zugleich einen spannenden Ausblick auf die Zukunft der Branche. „Die Kältetechnik – mit den Bereichen Lüftung, Klima und Wärmepumpe – ist eine Zukunftstechnologie. Dies zeigten die vielen Themen wie Energiewende, Digitalisierung, Wärmepumpen und Kältemittel im Kontext von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, die dieses Jahr beim Kongress, auf den Ständen, den Fachforen oder den Sonderpräsentationen diskutiert wurden“, so zieht Daniela Heinkel, Director Chillventa und European Heat Pump Summit, Nürnberg Messe ein Resümee. Beachtlich ist auch, dass sich die Messe wieder auf das Vor-Corona-Niveau eingependelt hat.
Angesichts der allgemeinen Sehnsucht nach kühlen Räumen in Zeiten zunehmender Hitze ist der Run auf die Messe aber auch keine Überraschung. Belebend wirken freilich auch die Rahmenbedingungen, die das Business mit Kälte antreiben. Das sind einerseits die Vorgaben der F-Gase-Verordnung, die nach neuen Kältemitteln und anderer Technologie verlangen. Und anderseits wirkt das Streben nach Effizienz und CO2-Reduktion im Betrieb der Anlagen. Diese Gemengelage verändert mitunter den Zugang von Unternehmen. „Wir haben früher das Detail betrachtet, jetzt schauen wir auf das Ganze“, erklärt etwa Bernhard Fischer, Österreich-Geschäftsführer von ebm-papst Motoren & Ventilatoren GmbH. Sein Unternehmen werde künftig als Systemlieferant auftreten und auch Building Management Systeme anbieten, um die Effizienzpotenziale von Anlagen zu steigern. Ab April 2025 werde ebm-pabst eine Reihe von digitalen Lösungen anbieten, so Fischer. Noch etwas mehr Zeit wird vergehen, bis das Unternehmen einen Kompressor präsentiert, der neue Standards in Kompaktheit und Leistung liefern soll. Ein Prototyp war in Nürnberg schon zu sehen.
Neues digitales Rüstzeug hatte Marktbegleiter Ziehl-Abegg auf dem Messestand, wo auch der neue Österreich-Chef Thorsten Hartl Präsenz zeigte. Bei Ziehl-Abegg steht mit ZAcore ein brandneues Regeltechniksystem im Regal. Die modulare Plattform dient der Steuerung, Regelung und Überwachung verschiedener Geräte und Sensoren und bietet maximale Flexibilität und erweiterbare Hard- und Software. Versprochen wird weiters eine einfache Bedienung über Gerätedisplay, mobile Endgeräte oder integrierte ZAbluegalaxy-Cloud Anbindung.
Von der allgemeinen Kälte-Klima-Aufbruchsstimmung beflügelt, ist auch Florian Bayer, Eigentümer und Geschäftsführer der Wiener Firma Technocold. Er ist ein Großhändler für Montage- und Installationsmaterial für die Klimatechnik, der seine Fühler verstärkt nach Deutschland ausstreckt. Auf der Chillventa umwirbt er Fachbetriebe aus der Kälte-, Klima-, Heizungs-, Elektro-, Sanitär- und Lüftungsbranche. Ganz bei Null startet der Unternehmer nicht, immerhin setzt sein Team bereits rund 1,5 Millionen Euro mit deutschen Kunden um, was bei einem Gesamtumsatz von 9 Millionen nicht zu verachten ist.
Ganz ähnlich war die Mission eines Dreier-Teams der Technischen Alternative, das in Nürnberg präsent war. Das ursprünglich aus der Solarthermie stammende Unternehmen vertreibt frei programmierbare Regler und die braucht es auch in der Kälte-Klima-Sparte. Ob sich der Messeaufwand letztlich lohnt, wisse man erst später, so Key-Accounterin Tina Miedler.
Auf dem Messestand von Fujitsu wiederum war mit Reinhard Froemel ein alter Hase des Business vertreten. Er möchte als Senior Sales Manager Fujitsu General (Euro) GmbH neue Partner für den japanischen Hersteller finden. Mit der kürzlich eingereichten Insolvenz der Wiener Heinisch Desco GmbH hat sich im Vertrieb von Fujitsu nämlich eine Lücke aufgetan. „Meine Aufgabe ist es, das Partner-Netzwerk zu erweitern und das Geschäft auszubauen“, sagt Froemel, der den Markt bestens kennt, war er doch früher selbst bei Heinisch Desco und danach bei AHI Carrier tätig. Ganz bei Null startet auch Froemel nicht: Neben der erwähnten Heinisch Desco sind die STGH GmbH in Ebergassing und die KTK Kälte-Technik-Klima GmbH in Wagna als Fujitsu-Partner gelistet. Aus der Sicht von Froemel wäre besonders ein Vertriebspartner im Westen wünschenswert.
Umtriebig, aber etwas kompliziert in der Herangehensweise, präsentierten sich auf der Messe auch die beiden chinesischen Größen Haier und Midea. Beide wollen ihre Marktkraft künftig verstärkt auch in Österreich zum Einsatz bringen, so jedenfalls das erklärte Ziel der Marketingstrategen.
Ganz anders Panasonic, wo man die Messe nutzte, um die neuesten Produkte in Form einer Pressekonferenz zu präsentieren. Ohne ins Detail zu gehen, lässt sich klar sagen, dass auch hier Vernetzung und Digitalisierung mehr Bedeutung erhalten. Das belegt die neue Partnerschaft mit tado°, womit einer intelligenten Heizungssteuerung zur Senkung des Energieverbrauchs um bis zu 22 % der Weg geebnet werden soll. Natürlich steht auch Propan auf dem Plan. Für den mehrgeschoßigen Wohnbau und Gewerbebauten hat der Hersteller künftig zwei Systeme im Programm: Einmal Aquarea Loop, ein dezentralisiertes Wasser-Luft-Wärmepumpensystem für flexible Heiz- und Kühlprojekte und Big Aquarea T-CAP, eine leistungsstarke Wärmepumpe mit einem natürlichen Kältemittel R290 für zentrale Heizlösungen. In der Regeltechnik kommt mit Aquarea Cascade Edge eine Steuerung von bis zu 10 Wärmepumpen für große Projekte, mit Webzugriff und Fernverwaltung.
Eine weitere Innovation präsentierte mit AHT ein österreichisches Unternehmen. Der zur Daikin-Gruppe gehörende Hersteller zeigte in Nürnberg erstmals Kigali XL – die neue steckerfertige Kühl- und Tiefkühltruhe, die neue Maßstäbe in puncto Leistung, Energieeffizienz und Produktpräsentation setzt, so der Hersteller. Das Gerät wurde speziell für die sich ändernden Anforderungen des heutigen Einzelhandels entwickelt und bietet zahlreiche Funktionen, die sowohl die Betriebseffizienz als auch das Einkaufserlebnis der Kund:innen verbessern, so AHT.