Gepflegtes Auftreten
Vier Wärmepumpen, 54 Tiefenbohrungen, mehrere Schichtspeicher, Bauteilaktivierung, Kaltwasserkühlung und 140 kWpk PV sind die wesentlichen Merkmale des neuen Wiener Pflegeheimes der Caritas Socialis.
Vor rund vier Jahren fiel der Neubaubeschluss, seit Oktober des Vorjahres ist der Neubau in Betrieb. Die Rede ist vom Caritas Socialis-Pflegeheim Kalksburg in der Wiener Breitenfurter Straße 529. Rund 36 Millionen Euro wurden in den Bau mit einer Bruttogeschoßfläche von rund 13.000 m² investiert, wie der Geschäftsführer Robert Oberndorfer sagt. Das Pflegeheim ist fast doppelt so groß wie der Altbau und beherbergt 152 Pflegeplätze. Deren Zahl ist fast mit jener der Vergangenheit ident, nur gibt es jetzt ausschließlich Einzelzimmer und die Gänge, Sanitärräume sowie Aufenthaltsbereiche sind deutlich großzügiger ausgelegt, was die Arbeit der Pflegekräfte erleichtert, und das Wohlbefinden der Bewohner steigert.
Die Planung und der Bau fielen genau in die leidige Zeit der Pandemie und den Ausbruch des Krieges. Das hat auch dazu geführt, dass das Energiesystem umgekrempelt wurde. Ursprünglich war ein Gas-Blockheizkraftwerk für die Warmwasser-Versorgung geplant, dieses wurde schließlich durch eine reine Wärmepumpenanlage ersetzt. Aus den zuerst geplanten 40 Tiefenbohrungen mit je 150 Meter wurden 54, wie Heinz Molidor vom Haustechnikplanungsbüro Käferhaus erklärt. Die Heizlast des Gebäudes wird mit 648 kW beziffert, die Kühllast beträgt 393 kW.
Vier Wärmepumpen von Viessmann mit einer Leistung von je 140 kW sorgen für Wärme im Gebäude, eine weitere Maschine liefert das Warmwasser in der gesamten Anlage. Die Viererkaskade sei kostenmäßig zwar etwas teurer, erleichtere aber die Hydraulik und die Regelung, so der Planer. Eine der Wärmepumpen ist ein Hochtemperaturgerät, das für die Warmwasserbereitung zum Einsatz kommt. Ergänzt werden die vier Maschinen durch mehrere Schichtspeicher und das Erdreich selbst, das als „eigentlicher Speicher“ fungiert, wie Molidor erklärt. „Ein Pflegeheim ist wärmer als ein Wohnbau bringt Oberndorfer die speziellen Bedürfnisse des Hauses auf den Punkt. Einen Teil des Stroms liefert eine hauseigene PV-Anlage mit einer Leistung von 140 kWpeak. Weiters ist eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung verbaut, eingebracht wird ein Mindestmaß an Luftmenge, um den Hygienebestimmungen gerecht zu werden. Das CO2 wird gemessen, wenn sich längere Zeit niemand in einem Raum aufhält, wird die Frischluftmenge reduziert.
Die Wärmeabgabe erfolgt in einem Teil des Hauses über Heizkörper, die Zimmer der Bewohner:innen verfügen über Bauteilaktivierung, das heißt, geheizt wird über die Fußbodenheizung und gekühlt über die Decke. Errichtet wurde die Anlage von der Firma Ortner, die Regelung stammt von RS Systems. Nach einem Winter sei das Ende der Einregelung des Systems noch nicht erreicht, wie Oberndorfer erklärt. Deshalb könne er auch den Energieverbrauch noch nicht endgültig beziffern.
Eine Besonderheit im Pflegeheim ist die Kühlung des Trinkwassers, die über eine Anlage von Kemper erfolgt. „26 Grad dürfe nicht überschritten werden“, erklärt der Hausherr mit dem Hinweis, dass die Trinkwasserhygieneverordnung dies so vorsieht. Das Kaltwasser zirkuliert und wird im Bedarfsfall gekühlt. Die früher zum Einsatz gekommene regelmäßig Spülung der Leitungen verbrauche viel Wasser, was ebenso Kosten verursache.
Insgesamt entfielen rund 30 Prozent der Gesamtkosten des Neubaus auf die Gebäudetechnik, so der Caritas Socialis Geschäftsführer Oberndorfer Er zeigt neben dem Technikkeller mit Stolz auch den Dachgarten, der den zu einem Gutteil dementen Heimbewohner:innen einen wunderschönen Ausblick bietet. Sie können ihre letzten Jahre, Monate, Wochen oder Tage in Würde verbringen. Und das nicht, weil sie reich sind, die Zuteilung der Heimplätze erfolgt über den Fonds Soziales Wien, entscheidend ist die Dringlichkeit.
Fakten zum Projekt:
Bauzeit: August 2021 – September 2023
Bebaute Fläche: 4.540 m²
Bruttogeschoßfläche BGF: 16.050 m²
Nutzfläche: 9.470 m²
Extensiv begrünte Dachflächen: 2.225 m²
Photovoltaikanlage: 700 m² Leistung 152 kWp
56 Tiefensonden á 150m
4 x Vitocal 300-G Pro D140 – Gebäudekonditionierung
1 x Vitocal 350-G Pro C210 – Hochtemperatur / Warmwasserbereitung
2 x Luft-Sole Wärmetauscher als Rückkühler und Energiequelle
EnerLink Schichtspeicher als Quellenmanager und Verteiler für Heizung und Kälte