Dekarbonisierte Baustelle, dekarbonisierte Städte
Kreislaufwirtschaft, CO2-reduzierte Bauprodukte und Energie-Transformation: Gemeinsam mit der Porr präsentierte Holcim am Austrian World Summit 2024 die Sanierung des Europäischen Patentamt in Wien als Best Practice Beispiel für die Dekarbonisierung im Städtebau.
Im intelligenten Bauen sieht Porr CEO Karl-Heinz Strauss die Zukunft. Was er damit meint, hat er im Rahmen des Austrian World Summit erklärt: Baumaterialien, Systeme und auch Partnerschaften wie mit Holcim müssen sinnvoll und auch ökonomisch zusammenspielen und dadurch für Nachhaltigkeit sorgen. Um das alles unter einen Hut zu bekommen, sei ordentlich Hirnschmalz gefragt. „Aber auch Bauherren, die sehen, dass manche Dinge zwar im Moment teurer sind, aber auf den Lebenszyklus betrachtet die Sache anders aussieht“, so Strauss. Bei der aktuell stattfindenden Sanierung des Patentamts wurde rückgebaut bis nur mehr die tragenden Elemente übriggeblieben sind und das Abbruchmaterial aufbereitet. Holcim Österreich lieferte den CO2-reduzierten ECOPact Beton mit Recyclingmaterial. Regenerative Energie, eine großflächige PV-Anlage mit internem Speicher sowie einer Geothermie-Anlage mit 20 Erdwärmesonden sorgen insgesamt dafür, dass für das Gebäude eine BREEAM-„Hervorragend“-Zertifizierung geplant ist.
“Städtische Ballungszentren müssen den Großteil des zukünftigen Bevölkerungswachstums aufnehmen. Dafür braucht es ein Umdenken im Städtebau“, so Berthold Kren, CEO Holcim Central Europe. Holcim Österreich hat übrigens die Initiative zur Unterstützung des EU-Renaturierungsgesetzes unterzeichnet. Für Porr CEO Karl-Heinz Strauss hat die Dekarbonisierung auf der Baustelle Priorität, wobei die Kreislaufwirtschaft eine wesentliche Rolle spielt. „Mit 75 Prozent machen Bauabfälle den Löwenanteil des Abfalls in Österreich aus. Da die Porr Lösungen entlang des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes abdeckt, sind wir in der Lage, den Baustoffkreislauf zunehmend zu schließen.“ So hat die Gruppe im Vorjahr 2,8 Millionen Tonnen recycelt – 1,6 Millionen Tonnen davon ersetzen auf eigenen Baustellen und Anlagen die Primärrohstoffe. In Österreich betreibt der Baukonzern mit den Recycling Center Himberg das größte Recycling Center für Baurestmassen in Österreich.
Neues Produkt für die Fertigteilindustrie
Mit dem Blauen FT hat Holcim auch ein neues Produkt auf Lager, das besonders für die Fertigteilindustrie interessant sein soll. „Das neue Produkt geht wie die Feuerwehr. Gegenüber vergleichbaren Standardprodukten weist der Blaue FT damit knapp 20 Prozent weniger CO2 auf“, so Kren. Für konstruktive Bauelemente wurden bisher überwiegend klinkerreiche Zementsorten verwendet, die aber einen hohen CO2-Fußabdruck aufweisen. Dieser Anteil konnte jetzt reduziert werden, trotzdem wird eine sehr gute Frühfestigkeit auch bei kalten Temperaturen erreicht. Die Fertigteilindustrie wird aus Sicht von Strauss und Kren eine zentrale Rolle spielen, wenn auch im größeren Rahmen CO2-reduziert gebaut werden soll und so die Leistbarkeit zu gewährleisten. „Wir müssen eine Möglichkeit finden, um Projekte größer zu skalieren“, erklärt auch Nollaig Forrest, Chief Sustainability Officer Holcim, die über die weltweiten Bemühungen des Konzerns informiert hat.
Neben der Energie setzt Holcim auch beim Materialeinsatz auf CO2-Reduktion, beispielsweise durch Ersatzrohstoffe der Kreislaufwirtschaft. “Allein in Österreich verwenden wir jährlich rund 438.000 Tonnen Ersatzrohstoffe, davon entfallen rund 272.000 Tonnen auf Baurestmassen. Diesen Anteil wollen wir künftig ausweiten und investieren auch in weitere Standorte”, so Kren. Holcim verfolgt das Ziel, bis 2024 jährlich 10 Mio. Tonnen Baurestmassen aufzubereiten. Der Recyclingprozess bietet auch die Möglichkeit zur Rekarbonatisierung des Baustoffs. Betonbruch kann im Prozess mit CO2 beaufschlagt werden. Ergänzend zum eigenen, patentierten “Rapid Carb” Prozess bei der Zementerzeugung laufen bei Holcim Österreich in Kooperation mit dem Start up Neustark aktuell weitere Pilotprojekte zur Einspeisung und Speicherung von CO2 im Recyclingmaterial.