Wohnen: Kluft zwischen Ideal und Realität

Eine große Mehrheit der Österreicher gibt an, dass ihnen ein umweltfreundliches Wohnumfeld am Herzen liegt. Doch wenn es um konkrete Entscheidungen geht, gerät die gute Absicht schnell ins Wanken so eine aktuelle Umfrage.

Nur jeder Fünfte (20 %) bewertet Nachhaltigkeit beim Wohnen als „sehr wichtig“. Für viele bleibt sie eher ein sympathischer Begleiter im Hinterkopf als ein echter Entscheidungsmaßstab. „Die Studie zeigt, dass ein Umweltbewusstsein bei vielen Österreichern auch beim Wohnen grundsätzlich vorhanden ist“, sagt Robert Wagner, Geschäftsführer von immowelt. „Viele erhoffen sich von klimafreundlichen Sanierungen allerdings vor allem finanzielle Vorteile, beispielsweise günstigere Betriebskosten. Wenn es dagegen um konkrete Zusatzkosten geht, sind die meisten eher zurückhaltend.“

Nachhaltigkeit gewünscht, nicht gelebt

Ob am Land oder in der Stadt, im eigenen Haus oder im Wohnblock: Die Unterschiede in der Bewertung nachhaltiger Wohnkriterien sind gering. Am stärksten ausgeprägt ist das Bewusstsein bei Hausbesitzern (22 %) und Menschen in ländlichen Regionen (21 %). Doch insgesamt zeigt sich: Die Haltung zur Nachhaltigkeit ist breit gestreut, aber nicht besonders tief verankert.

Besonders gefragt sind nachhaltige Wohnlösungen, die sich direkt im Geldbeutel bemerkbar machen: 61 % der Befragten nennen niedrige Betriebskosten als wichtigen Faktor, 54 % wünschen sich moderne Heizsysteme auf Basis erneuerbarer Energien, und 46 % legen Wert auf ein gesundes Raumklima. Weniger im Fokus stehen dagegen abstraktere Aspekte wie die Recyclingfähigkeit von Baumaterialien (14 %) oder die flexible Nutzbarkeit der Wohnräume – etwa durch veränderbare Grundrisse, Mehrfachnutzung oder spätere Anpassungen für altersgerechtes Wohnen (19 %).

Sobald jedoch konkrete Zusatzkosten ins Spiel kommen, sinkt die Bereitschaft – nur 13 % wären „auf jeden Fall“ bereit mehr für klimafreundliches Wohnen zahlen. Nachhaltigkeit bleibt damit häufig ein guter Vorsatz, aber selten ein handlungsleitendes Kriterium.

 Absicht und Verhalten

Ein möglicher Grund für die Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach nachhaltigem Wohnen und der zugleich schwach ausgeprägten Bereitschaft dafür Geld zu investieren, könnte der sogenannte „Attitude-Behavior-Gap“ – die Lücke zwischen nachhaltigen Absichten und tatsächlichem Verhalten sein. Auch in anderen Lebensbereichen zeigt sich dieser Widerspruch deutlich: Laut einer aktuellen Studie des Kompetenznetzwerks Handel geben zwar 41 % der Österreicher an, dass Nachhaltigkeit ihr Konsumverhalten, etwa beim Einkaufen, beeinflusst, doch nur 28 % sind bereit, dafür auf Wohlstand zu verzichten. Beim Wohnen – der größten finanziellen Entscheidung im Leben – verstärkt sich dieses Muster somit noch deutlicher [1].

Die repräsentative Studie „Ist Wohnen in Österreich noch leistbar?“ wurde von immowelt.at im Mai 2025 durchgeführt und umfasste 1000 befragte Personen ab 16 Jahren in ganz Österreich.