Warnruf eines Machers
Etwas grantig aber pointiert analysiert der Chef der Herz-Gruppe Gerhard Glinzerer den Ist-Zustand der Alpenrepublik. Gut klingt das nicht.
Man kann den Herz-Chef Gerhard Glinzerer mögen oder auch nicht. Ganz gleichgültig sollten die Gedanken des erfolgreichen Unternehmers weder der Politik noch anderen Zeitgenossen sein. Er seziert auf insgesamt wenigen Zeilen, den Ist-Zustand Österreichs und lässt auch an der EU kein gutes Haar. „Die zusätzliche Kostenbelastung durch ausufernde Bürokratie zwingt uns letztlich Arbeitsplätze in andere Länder zu verlagern. Die von der Regierung ins Land gelassene und nicht enden wollende hochprozentige Inflation und in deren Folge eine Abgeltung der Inflation durch Kollektivverträge bedeutet, dass Mitarbeiterkosten in nahegelegenen EU-Ländern ein Drittel bis zu einem Viertel der österreichischen Kosten betragen“, schreibt er in den aktuellen News seiner Gruppe.
Weiche Landung der Akteure
Zugleich sieht er die wesentlichen Akteure der Malaise weich gelandet. „Den Verantwortlichen, Bundeskanzler, Finanz- und Wirtschaftsminister der früheren Regierung hat all das nicht geschadet, sie sind in Europa und Österreich in höchste Ämter hinaufgefallen, während zahlreiche mittelständische Unternehmen „den Gang in die Riemergasse“ antreten mussten – jenen sprichwörtlichen Weg zum ehemaligen Handelsgericht Wien, wo über Jahrzehnte hinweg Insolvenzen und Ausgleiche angemeldet wurden. Worauf sich Glinzerer wohl aus Höflichkeit nicht einlässt, ist die Nennung von Namen und Parteizugehörigkeit. Kleiner Tipp: Es waren Vertreter der selbsternannten Wirtschaftspartei, die das Land federführend ins Abseits manövriert haben.
Schmerzbefreite Freunde
An den Folgen des Vermächtnisses lässt der Arbeitgeber von mehreren tausend Mitarbeiter:innen aber keinen Zweifel: „Die stark steigende Staatsverschuldung verheißt der mittelständischen Industrie insgesamt nichts Gutes. Der eigenen Klientel möchten die Regierungsparteien keinen Schmerz zumuten, damit steigt die Verschuldungsquote“, so Glinzerer. Zudem seien die Zinsen für die Wirtschaft noch immer relativ hoch, sodass die Ertragskraft der Unternehmen, die vielfach in erheblichem Umfang fremdfinanziert sind, weiter belastet ist.


