Sonnenschutz-Marktführer spürt die Bau-Flaute
Hella schafft trotz europaweiten Rückgängen am Bau 2024 einen Jahresumsatz von 185 Millionen Euro. Im zweiten Halbjahr gab es einen Dämpfer, beauftragte Großprojekte bringen Zuversicht.
Österreichs Marktführer für Sonnen-, Licht- und Wetterschutzsysteme Hella verbuchte im Jahr 2024 einen Konzernumsatz von 185 Millionen Euro. Das Osttiroler Familienunternehmen liegt mit diesem Ergebnis acht Millionen Euro über seinem Vor-Covid-Umsatz von 2019. „Die Baubranche befindet sich seit 2021 in einer anhaltenden Rezession“, erklärt Andreas Kraler, geschäftsführender Gesellschafter der Hella Gruppe. „Die Folgen dieser Rezession sind nun wie prognostiziert zeitverzögert auch in der Sonnenschutzbranche angekommen.“ Nachdem das Unternehmen in den ersten beiden Quartalen 2024 seine Umsatzziele noch erreicht hatte, blieb das zweite Halbjahr hinter den Erwartungen und brachte nach einem massiven Einbruch von Baugenehmigungen in ganz Europa einen Umsatzrückgang von gesamt 13,4 Prozent.
2024 liegt Hella beim Umsatz etwas über den Niveaus der Vorkrisenjahre. Daraus resultierend wurde die Zahl der Mitarbeitenden von 1.300 auf 1.200 Mitarbeitende reduziert, dies wesentlich durch natürliche Fluktuation und Anpassung der saisonalen Arbeitskräftekapazitäten an das Produktionsvolumen, wie Hella mitteilt.
Deutschland schwächelte massiv
Deutschland ist der größte Markt der Unternehmensgruppe und außerdem wichtigster Wachstumsmarkt. Etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes kommt aus der Bundesrepublik. Eine positive Prognose für das Baugewerbe in Deutschland spricht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erst für 2026 aus. 2025 soll die Produktion in der Bauwirtschaft weiter sinken, was weithin zu umsichtigen Managemententscheidungen mahnt.
Kein Preisdumping
Wenn Volumina fehlen, drückt das auf den Preis. „Den steigenden Preisdruck in der Baubranche spürten wir 2024 vor allem im zweiten Halbjahr mehr denn je“, resümiert Kraler. Nachdem das Unternehmen sich als Premiumanbieter versteht, der in Österreich und Deutschland nach Maß fertigt, sei Dumping keine Option. Produzieren um jeden Preis, nur um die Auslastung abzusichern, kommt für Kraler nicht infrage, denn dies würde auf lange Sicht nicht der Strategie und Markenpositionierung entsprechen.
Innovation als Treiber
In Kombination mit Innovation könne Nachhaltigkeit nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch Kosten sparen und neue Geschäftsmodelle ermöglichen. Das zeigen mehrere Forschungsprojekte, an denen sich Hella als Partner beteiligt. Ein Beispiel ist „Flectuation“: das Unternehmen hat mit einem Forschungsteam der Universität Stuttgart zusammengearbeitet, um einen smarten Sonnenschutz mit integrierter Photovoltaik zu entwickeln. Das Ergebnis sind autonome Fassadenelemente, die in einem Pilotprojekt erfolgreich in der Praxis getestet wurden.
Investitionen und Verkaufslösungen
Trotz der fordernden Rahmenbedingungen nutzte das Unternehmen das Jahr 2024 für Investitionen. Im Herbst wurde das neue Aus- und Weiterbildungszentrum Hella Campus am Standort in Geislingen eröffnet. Zudem wurden neue Anlagen angeschafft, die Prozesse effizienter machen und Lieferzeiten verkürzen. Auch mit der innovativen Ladenbau-Lösung Cube erregte der österreichische Marktführer 2024 auf der R+T in Stuttgart die Aufmerksamkeit der Branche. Das neue Verkaufskonzept ist in Form einer 50 Quadratmeter großen Shop-in-Shop-Lösung bereits bei ersten Händlern in Deutschland, Italien und der Schweiz sowie an vier eigenen Standorten in Betrieb genommen worden.
Positiver Ausblick
Hella blickt umsichtig und dennoch zuversichtlich auf das kommende Geschäftsjahr. Eine Vielzahl an großvolumigen Objektaufträgen sei bereits fixiert. Die Internationalität verteile das Risiko auf mehrere Märkte. Mit Stand Ende Jänner 2025 seien bereits Großobjekte mit einem Gesamtauftragsvolumen von insgesamt 25 Millionen Euro beauftragt. So zum Beispiel das „Vierlinden-Quartier“ in Lindau am Bodensee: Auf einer Gesamtfläche von 33.000 Quadratmetern entstehen bis Ende des Jahres 13 Mehrfamilienhäuser sowie moderne Geschäfts- und Bürogebäude mit außenliegendem Sonnenschutz von Hella. Um eine energieeffiziente Beschattung zu gewährleisten, werden dort rund 2.000 Raffstores verbaut und bieten optimalen Sonnenschutz für die zukünftigen Bewohner.
In Berlin entsteht mit dem Projekt „Equalizer“ ein markantes Bürohochhaus mit 14 Stockwerken. Ein wichtiger Bestandteil der Fassadengestaltung sind die rund 1.300 Außenjalousien von Hella, die für eine optimale Tageslichtregulierung sorgen.
Nach dem Eurovea Tower stattet das Unternehmen auch weitere Objekte an der Hafen-Skyline von Bratislava aus: Mit „Downtown Yards“ entsteht auf 85.000 Quadratmetern ein urbanes Ensemble aus Apartments, Büros und Geschäftsflächen. In diesem Großprojekt werden über 1.100 Senkrecht-Markisen verbaut. Die textile Fassadenbeschattung sorgt nicht nur für effizienten Sonnenschutz bei hohen Windlasten, sondern verleiht den Gebäuden auch eine moderne Optik.