Sand im Getriebe

Die Förderung ist weg, eine Folgelösung in Arbeit. Auch wenn 2026 frisches Geld für den Heizungstausch fließt, bleibt ein Schaden. Die Zahlen der jüngsten Vergangenheit sind passé und ein richtiger Schub im Neubau ist nicht in Sicht.

Am 3. Oktober soll offengelegt werden, wie die Heizungsförderung der Zukunft aussehen wird. Bis dahin ist Glauben, Hoffen und Missionieren angesagt. Es geht wie immer um viel Geld, wenngleich das Füllhorn der früheren Regierung versiegt ist. Den Rahmen für die kommende Geldverteilung hat das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK) bereits im Frühling skizziert. Bis 2030 sollten jährlich 360 Millionen Euro in den Heizungstausch und die thermische Sanierung fließen, so die Ansage. Das wäre in etwa jene Größenordnung der Jahre 2021 und 2022, kommentierte im Mai Helmut Weinwurm, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Österreichischer Heizungs- und Kesselindustrie (VÖK). Damals ging man davon aus, dass die Förderkriterien bis zum Spätsommer veröffentlicht werden, sodass mit der Planung von Projekten im September begonnen werden kann. Der Einbau und die Fördereinreichung sollten dann mit Beginn 2026 möglich sein. Damit könnte für alle Beteiligten bald wieder Planungssicherheit gegeben sein.

Zu früh kommt die Neuordnung der Förderung nicht, denn schon jetzt gibt es Troubles. Mitte August etwa erklärte der Geschäftsführer der schnell gewachsenen Wärmepumpen-Einbau-Firma Heizma Michael Kowatschew in Ö1, dass sein Unternehmen die Belegschaft von 70 auf 50 Mitarbeiter:innen reduzieren musste. Auch in den Reihen der klassischen Installateur:innen, die sich mit Elan auf den Heizungstausch gestürzt haben, gibt es Betriebe mit erheblichen Problemen, wie der neue Bundesinnungsmeister der Installateure Anton Berger weiß. „Der Herbst ist mehr als fordernd, zum Teil dramatisch“, so Berger. Er kenne einige Firmen, die mit erheblichem Aufwand Personal geschult haben und jetzt nicht mehr wissen, wie sie diese halten sollen. „Wir alle – auch die Industrie – haben Kapazitäten aufgebaut und sind der politischen Willkür ausgeliefert“, so seine Analyse. Was er nicht dazusagt: Die Installationsbetriebe haben ertragreiche Jahre hinter sich und hätten sich auch einen Polster anlegen können.

Unbestritten ist, dass das Heizungs-Sanierungsgeschäft aufgrund der fehlenden Förderung praktisch zum Erliegen kommt, weiß auch Kari Ochsner, Chef des gleichnamigen Wärmepumpen-Herstellers. Ähnlich betroffen sind die Hersteller von Biomasse-Kesseln. Im dritten Quartal werde der Absatz von Heizungen um 15 Prozent einsacken, das vierte Quartal sei ganz schlecht, so Doris Stiksl, Geschäftsführerin von propellets Austria. Ihr Appell: Die Regierung sollte rasch Klarheit schaffen, was Anfang Oktober auch passieren soll. Dass damit alle Sorgen und Ängste aus der Welt geschaffen werden, ist unwahrscheinlich. Der Zuschuss für den Heizungstausch werde sich in der Zukunft bei rund 30 Prozent bewegen, so die Botschaft aus dem Ministerium. Und es wird künftig wieder mehr Nachweise brauchen, um Fördereuros zu beziehen.

Die Höhe der Förderung entscheidet am Ende, wie viele Heizungen mit dem vorhandenen Budget tatsächlich getauscht werden können. Die Vertreter der Wärmepumpe würden mit fünf- bis sechstausend Euro pro Förderfall das Auslangen finden, sagt Richard Freimüller, Obmann von Wärmepumpe Austria. Den Vertretern der Biomasse ist das zu wenig, sie wollen dem Vernehmen nach neun- bis zehntausend Euro. Gibt die Politik diesem Druck nach, werden in Summe weniger Heizungen getauscht, weil das Budget gedeckelt ist. Wie es mit der Förderung für den mehrgeschoßigen Wohnbau künftig aussieht, ist noch nicht fix entschieden. Glaubt man Gerüchten aus dem Ministerium, sollen künftig 4.000 Euro pro Wohnung als Förderung ausgeschüttet werden. Eine Summe, die bei Zinshauseigentümern wohl kaum Luftsprünge auslösen wird.

Unberührt vom Förderstopp blieb übrigens die Aktion „Sauber Heizen für Alle!“ für die pro Jahr 200 Millionen Euro reserviert sind. Damit sollten einkommensschwachen Haushalten bis zu 100 Prozent der Heizungserneuerung abgegolten werden. Theoretisch, denn ein Knaller ist diese Förderung nicht. Mit 11. August standen noch 181,9 Mio. Euro an Förderungsmitteln zur Verfügung. Das heißt, dass heuer nicht einmal 20 Millionen an Förderung beantragt wurden. Das kann auch daran liegen, dass Wärmepumpen sich mit den maximal förderfähigen Kosten nicht ausgehen. Die liegen bei der Luft/Wasser-Wärmepumpe bei 25.383 Euro, für Pellets- und Hackgutheizungen liegt die Grenze bei 35.893 Euro. Eine Differenz, die zumindest erklärungsbedürftig erscheint, aber offenbar wirkt. 2022 entschieden sich drei Viertel der insgesamt 1.456 sozial schwachen Antragsteller für eine Pelletsheizung. Ernüchternd fällt dagegen ein Blick auf die tatsächlichen Kosten aus: Laut einer Erhebung der Energieagentur aus 2024 kostet die Installation einer 11 kW-Luft/Wasser-Wärmepumpe mit Komponenten für die Warmwassererzeugung inklusive der Elektroinstallation im Durchschnitt 30.700 Euro. Eine Pelletsheizung mit einer Leistung von 9 kW bis 20 kW kostet im Schnitt 32.600 Euro. Am teuersten ist die Sole-Wärmepumpe samt Tiefenbohrung, die sich im Schnitt mit 55.800 Euro zu Buche schlägt.

Zwischen Hoffen und Bangen
Aus der Heizungsindustrie selbst hört man derzeit wenig. Abgesehen davon, dass so gut wie jeder Hersteller neue Gerätetypen mit dem Kältemittel R290 ins Regal stellt, wird kaum kommuniziert, die Unsicherheit überwiegt. Bislang verkraften die heimischen Wärmepumpen-Hersteller die Flaute ganz gut, weil sie mit Deutschland gut im Geschäft sind, mutmaßt der Wärmepumpen-Lobbyist Freimüller. Im Nachbarland fließt noch reichlich Fördergeld, die maximale Förderhöhe ist mit 70 Prozent der Investitionskosten gedeckelt. Wie lange das noch so sein wird, ist ungewiss. Der gern polternde CSU-Chef Markus Söder forderte eben, dass die Förderung für Wärmepumpen aufgrund der hohen Preise „zumindest halbiert“ werden soll. Faktum ist: Wenn der deutsche Markt aufgrund einer politischen Entscheidung erneut einknickt, müssen heimische Wärmepumpen- und Heizkessel-Hersteller ihre Produktion deutlich zurückfahren. Die Exportraten der Firmen sind durchwegs hoch und Deutschland ist dabei immens wichtig. Das gilt auch für die eben präsentierte neue Wärmepumpen-Connection zwischen Windhager und Heliotherm. Deren 5-Jahresplan ist ambitioniert, man möchte den Umsatz mit den Wärmepumpen aus Tirol auf 100 Millionen pushen.

Die große Stromfrage
Ungemach droht der Wärmepumpe auch durch das Elektrizitäts-Wirtschaftsgesetz. Bekanntlich sollen künftig Verbraucher mit hohem Strombedarf mit höheren Netzkosten belastet werden. Konkret ist geplant, die Regulierungsbehörde E-Control zu ermächtigen, Haushalte ab einem bestimmten Spitzenverbrauch für ein ganzes Monat mit höheren Netzkosten zu belasten. Im Gespräch dafür sind 8 bis 9 kW, wie Freimüller weiß. Mit Waschmaschine, E-Herd und Wärmepumpe könne diese Grenze an kalten Tagen schnell einmal erreicht werden, erklärt er. Die Folge wären erhöhte Stromkosten – und die sind durch die deutlich gestiegenen Netzkosten und dem Auslaufen der Strompreisbremse ohnehin schon hoch genug.

Auf die Politik zu hoffen, damit dieses Ungemach nicht auf die Haushalte zukommt, ist eher unangebracht. Sie verspricht zwar aktuell mit der Zusammenlegung der Netzgesellschaften das Einfangen der Netzentgelte, bis diese Idee des Kanzlers aber umgesetzt ist, vergehen – wenn überhaupt – vermutlich noch Jahre. Eher schon wird dieser Vorschlag leise entsorgt. Beispielgebend dafür ist die Entflechtung der wechselseitigen Beteiligungen in der heimischen Stromwirtschaft zur Ankurbelung des Wettbewerbs. Nur kurz im Sommerloch aufgeflammt, wurde dieser Hoffnungsschimmer schnell zu den Akten gelegt. Von den überhöhten Stromkosten profitieren schließlich die Länder über die Gewinne der Energieversorger. Und die sind bekanntlich mindestens so blank wie der Bund.

Was das Lobbying für den Heizungstausch betrifft, fehlt die Einigkeit. Das Match zwischen Biomasse-Kessel und Wärmepumpe ist traditionell und legendär. Zwar haben die meisten der heimischen Hersteller von Pellets-Kesseln inzwischen auch Wärmepumpen im Programm, eine Liebesaffäre mit jenen Branchenvertretern, die nur auf die Wärmepumpe setzen, hat sich daraus aber nicht ergeben. Es fehlt die gemeinsame Klammer, das auch, weil einige der großen Player, die mit Öl und Gas groß geworden sind, bei jeder Gelegenheit die Technologieoffenheit forcieren. Sie betonen gerne, dass die Lösung der Zukunft in der Hybridheizung liegt. Sie meinen damit meist eine Luft-Wärmepumpe für die Übergangszeit und milde Wintertage kombiniert mit einem Verbrenner, der bei niedrigen Temperaturen mit Pellets oder Gas befeuert wird. Abgesehen davon, dass solche Lösungen wirken, wie der tonnenschwere Hybrid-SUV, der sich mit ganzer Kraft der urbanen Gehsteigkante stellt, torpediert die Hybridlösung auch das Mantra CO2-Reduktion. Für Haushalte, bei denen Geld eine geringe Rolle spielt, mag das ja verlockend sein, für Durchschnittsverdiener eher nicht. Dazu kommt, dass mit Photovoltaik und Speicher ja noch sichtbare Konkurrenz vorhanden ist. Selbst ein noch so effizienter Hybridkessel im Keller führt dagegen ein Schattendasein und trägt nebenbei bemerkt nicht zum Image des vorbildlichen Klimaschutzes bei. Dass die PV und Speicher im Winter eher wenig Betriebsstrom für die Wärmepumpe liefern, sei hier nur nebenbei erwähnt.

Eine ganz andere, aber mehr als relevante Baustelle für die heimischen Heizungshersteller stellt die Größe der Unternehmen dar. Verglichen mit den großen asiatischen Konzernen sind die vielen mittelständischen Player bestenfalls Nischenanbieter. Um mittel- und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, wird es zu einer Konsolidierung der europäischen Heizungsindustrie kommen müssen. Dass Österreich davon besonders betroffen ist, ergibt sich aus der hohen Zahl von Firmen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich etabliert haben. Jede davon ist für sich eine Erfolgsgeschichte, ob und wie sie sich fortschreiben lässt, bleibt vorerst offen. Etwas heftigerer Wettbewerbswind steht wohl auch den heimischen Installationsbetrieben bevor. Nicht alle können die Heizungsflaute mit anderweitigen Arbeiten überbrücken, wenngleich es im Bad-Segment reichlich Bedarf gäbe.