Neuer Bericht: Klimawandel trifft Österreich besonders hart
Zweiter Österreichischer Sachstandsbericht zum Klimawandel (AAR2) liefert auf rund 800 Seiten eine umfassende wissenschaftliche Analyse zum Klimawandel. Jetzt wäre einmal mehr das Handeln angesagt.
Mehr als 200 Forscherinnen und Forscher aus über 50 Institutionen haben über drei Jahre an einem interdisziplinären Bericht gearbeitet – finanziert durch den Klima- und Energiefonds mit Mitteln des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK).
- Die Temperatur in Österreich ist seit 1900 um rund 3,1 °C gestiegen – mehr als doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt.
- Extremwetterereignisse wie Hitze, Dürre, Starkregen und Muren nehmen zu – mit erheblichen Folgen für Gesundheit, Infrastruktur, Landwirtschaft und Tourismus.
- Vorsorgender Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen sind dabei auf lange Sicht deutlich kostengünstiger als die Bewältigung der Schäden, die durch den Klimawandel verursacht werden.
„Der Klimawandel ist längst bei uns angekommen – und er betrifft unser aller Leben. Mit dem neuen Klimasachstandsbericht halten wir jetzt ein wissenschaftliches Fundament in Händen, das zeigt, wie tiefgreifend die Veränderungen in Österreich bereits sind – aber auch, wie viele Möglichkeiten wir haben, gegenzusteuern. Die Zahlen sind eindeutig, aber sie sind kein Grund zur Resignation, sondern ein klarer Auftrag zum Handeln“, sagt Umwelt- und Klimaminister Norbert Totschnig.
Österreich besonders betroffen
Österreich ist vom Klimawandel besonders betroffen, Risiken und Auswirkungen nehmen mit fortschreitender Erwärmung zu. „Die Folgen der Klimakrise gefährden unseren Wohlstand und verschärfen auch hierzulande soziale Ungleichheiten. Der Bericht zeigt vielfältige Handlungsoptionen auf und betont, dass realistische, sozial verträgliche und wirtschaftlich tragfähige Wege hin zur Klimaneutralität vorhanden sind. Es gibt eine Fülle von Handlungsoptionen, aber sie müssen jetzt rasch genutzt werden“, sagt Margreth Keiler von der Universität Innsbruck und der ÖAW, Co-Vorsitzende des Sachstandsberichts.
Rasches Handel wäre angesagt
Österreichs Treibhausgasemissionen sind in den vergangenen Jahren gesunken. Co-Vorsitzender Keywan Riahi (IIASA) betont, dass im internationalen Vergleich die Pro-Kopf-Emissionen weiterhin hoch sind: „Die derzeit umgesetzten Maßnahmen sind ein Schritt in die richtige Richtung, sie sind jedoch nicht ausreichend, um das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2040 zu erreichen. Wenn keine weiteren Maßnahmen gesetzt werden, beträgt die Reduktionslücke im Jahr 2030 bis zu 10 Megatonnen CO₂-Äquivalente, um die mit der EU vereinbarten Ziele zu erreichen.“
Österreich könne die Emissionsreduktionsziele durch zusätzliche Maßnahmen aber erreichen, sind sich die Autor:innen des Berichts einig. Österreichs verbleibendes Kohlenstoff-Budget, das sich aus den Zielen des Pariser Klimaübereinkommens ergibt, ist weitgehend ausgeschöpft. „Durch seinen Beitrag zur Erfüllung der Klimaziele wird Österreich auch seiner internationalen Verpflichtung gerecht. Unser Bericht zeigt die Synergien zwischen Emissionsreduktion, Anpassung und nachhaltiger Entwicklung”, so Riahi.
Alle Sektoren gefordert
Alle Sektoren seien gefordert: „Zur Erreichung der Klimaziele müssen rasch weitere wirksame Maßnahmen umgesetzt werden“, betont Co-Vorsitzender Daniel Huppmann vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse IIASA. „Zentrale Hebel sind der vollständige Ausstieg aus fossilen Energieträgern, die rasche Elektrifizierung von Industrie, Mobilität und Wärmeversorgung, und ein gesellschaftlich getragener Fokus auf einen bewussten Umgang mit Ressourcen. Diese Maßnahmen sind nicht nur für den Klimaschutz wichtig, sie senken auch Österreichs Abhängigkeit von Energieimporten und reduzieren damit die Vulnerabilität gegen globale Preisschocks von Öl und Gas.“


