Mega-Kalkschutzanlage im Stadion
Die Allianz Arena in München fasst rund 75.000 Fußballbegeisterte. In entsprechender Dimension sind auch Sanitär- und Waschräume vorhanden, die einen enormen Instandhaltungsaufwand verursachen. Eine neu installierte Kalkschutzanlage von WaterCryst soll die Kosten im Zaum halten.
Besonders bei den Trinkwasserinstallationen fallen dabei aufgrund von Hygiene- und Gesundheitsbestimmungen häufige Wartungen an. Das liegt zum einen daran, dass es zwischen den Spieltagen oft über längere Zeit zu keiner Verwendung der Trinkwasserleitungen und folglich zu einer Stagnation mit drohender Verkeimung kommt, zum anderen liegt das gemessene Wasser rund um die Allianz Arena mit Werten zwischen 17 bis 20 Grad deutscher Härte im Härtebereich 3. Derart kalkhaltiges Wasser ist zwar sehr genießbar, weil reich an Mineralien, führt aber in den Leitungen zu Ablagerungen mit Querschnittsverengungen und kann zu Funktionsstörungen insbesondere an elektronischen Entnahmearmaturen führen. Laut Stadion-Haustechniker Benjamin Kopetz-Hunke müssen deshalb jährlich 60 bis 70 Magnetventile ausgetauscht werden.
Um diesem kostenintensiven Umstand Rechnung zu tragen, wurde im Heimspiel-Austragungsort des FC Bayern München nun eine Biocat KS 25D Kalkschutzanlage von WaterCryst installiert. Die Anpassung der Anlage an die Dimensionen des riesigen Fußballstadions stellte auch den Hersteller vor neue Herausforderungen: „Während wir bei diesen Großanlagen üblicherweise mit moderaten Volumenströmen arbeiten können, stellten die Spitzenbelastungen des Stadions in Kombination mit den zwangsläufig entstehenden Druckverlusten der Anlage aber sogar für uns Neuland dar“, erklärt Key Account-Manager von WaterCryst Torsten Schmidt. Gelöst wurden diese Anforderungen durch umfassende Simulationsrechnungen im Vorfeld sowie in der Umsetzung durch die Installation eines individuell angefertigten Bypasses in DN 200 als Sonderbauteil, um während der Spitzenbelastungen einen Teil des Volumenstroms darüber abzuleiten. Die neue Anlage schafft nun einen Dauerdurchfluss von 25.000 Litern pro Stunde.
Ressourcenschonung als wichtiger Zusatzfaktor
Die Verringerung der Instandhaltungskosten ist allerdings nur ein wichtiger Effekt der neuen Kalkbehandlungsanlage. Ein zweiter, mindestens genauso entscheidender Nutzen ist die Schonung von Ressourcen, die mit dem Biocat-System einhergeht. Die Technologie verzichtet im Gegensatz zu herkömmlichen Entkalkungssystemen auf den Einsatz von Salzen, stattdessen wird auf die Biomineralisierung des Trinkwassers gesetzt. Der im Wasser gelöste Kalk lagert sich dabei an einem Katalysator-Granulat an. Es entstehen sogenannte Impfkristalle, die sich ab einer gewissen Größe vom Katalysatorgranulat ablösen und mit der Entnahme im Sanitärleitungsnetz verteilen. Hier dienen die Impfkristalle als Andockstellen für die überschüssigen, noch freien Calcium- und Carbonat-Ionen im Kalt- und Warmwasser. Dadurch lagern sich diese nicht mehr auf Rohrleitungen, Boilern oder Plattenwärmetauschern ab, sondern werden bei der Wasserentnahme über die Armatur ausgespült. Physikalische und chemische Parameter wie pH-Wert, Leitfähigkeit und Härtegrad bleiben bei diesem Verfahren trotzdem konstant. Weiters wird bei dieser Kalkschutz-Technik nur wenig Spülwasser benötigt und somit das Abwasser nicht so stark belastet.
Planung und Installation
Der bauliche Aufwand aufgrund der ungewöhnlichen Größenordnung stellte Planer:innen und Techniker:innen vor Herausforderungen. So musste für das Einsetzen des rund zwei Meter hohen Tanks mit 2,5 m³ Katalysator-Granulat zuerst eine ganze Ziegelwand abgetragen werden. Immerhin konnten die Bauverantwortlichen das entstandene Loch in der Wand in weiterer Folge mehrfach nützen, denn auch für die Installation einer neuen Druckerhöhungsanlage sowie für die Verrohrung vom Hausanschluss bis zu den Steigsträngen wäre der Platz knapp geworden. Auch der Umstand des durchgehenden Stadionbetriebs erforderte präzise Planung. Tägliche Events und Besuchergruppen machten eine Trinkwasserunterbrechung in der Allianz Arena immer nur kurzzeitig möglich. Die komplette Verrohrung mit allen Anbindungsleitungen der Biocat- und der Druckerhöhungsanlage erfolgte schließlich in nur zwei Nachtschichten.
Verantwortlich für das neue Kalkbehandlungskonzept sowie die Installation der Anlage sind die beiden Münchner Unternehmen Stingl GmbH als Gebäudetechniker, sowie die TGA Consulting AG als Planer. „In der langjährigen Zusammenarbeit mit WaterCryst haben wir bereits deutlich mehr als ein Dutzend ähnlicher Großanlagen geplant und installiert. Wir können also auf einen entsprechenden Erfahrungsschatz sowohl bei der Installation als auch in Bezug auf den Anlagenbetrieb und die Anlagenleistung zurückgreifen – und wissen entsprechend um den langfristig positiven Effekt, den diese Art der Kalkbehandlung in Trinkwasserinstallationen hat“, so Tobias Ernst, Abteilungsleiter der Stingl GmbH.


