Unrunde Preisunterschiede bei Fernwärme

Die Preisunterschiede am heimischen Fernwärmemarkt sind enorm, so eine aktuelle Analyse des Beraternetzwerks Kreutzer Fischer & Partner. Die Wien Energie sieht ein "verzerrtes Bild", der Fachverband Gas Wärme bezeichnet die Aufstellung von KF&P als „irreführend".

Seit Ende 2023 gibt es für die Fernwärme eine lückenlose Transparenzdatenbank zu Preisen und Vertragskonditionen. Wärmeversorger mit mehr als 20 Endverbrauchern sind gesetzlich verpflichtet, ihre aktuellen Tarifkonditionen monatlich bekanntzugeben. Die Ergebnisse können unter www.waermepreise.at abgerufen werden. Gehostet wird die Website vom Bundesministerium Wirtschaft, Energie und Tourismus.

Für einen Preisvergleich haben Kreutzer Fischer & Partner mehr als 900 Endkundentarife für Fern- und Nahwärme ausgewertet. Berechnet wurden die standardisierten Jahreskosten für eine Wohneinheit mit 75 Quadratmeter Nutzfläche sowie 8 kW Verrechnungsanschlusswert, inklusive 20 Prozent Umsatzsteuer. Zudem wurde zwischen Bestandstarifen und Tarifen für Neukundenanschlüsse unterschieden. Bei Bestandstarifen wurden alle aktiven Tarifmodelle berücksichtigt, bei Tarifen für Neuanschlüsse nur jene, die für Neuanschlüsse offen sind.

Fast 270% Preisunterschied bei Bestandstarifen

Demnach liegt bei Bestandstarifen der Preisunterschied zwischen dem österreichweit günstigsten und höchsten Tarif bei nahezu 270 Prozent. Im Burgenland beziehen einige Kunden Fernwärme bereits um 437 Euro im Jahr, in Wien zahlen andere für die gleiche Leistung 1.602 Euro. Bei Neuanschlüssen ist die Differenz zwischen den Höchst- und Tiefstpreisen mit 170 Prozent geringer, jedoch nur weil das mittlere Preisniveau höher ist. Den preiswertesten Tarif gibt es in Kärnten, mit Jahreskosten von 588 Euro, am teuersten ist abermals Wien mit 1.602 Euro.

Die Branche wehrt sich

Die Fernwärme-Branche wehrt sich wehement: „Die in der Analyse des Beraternetzwerks Kreutzer Fischer & Partner veröffentlichten Zahlen sind nicht nachvollziehbar. Wesentliche Tarife aus den Bundesländern, wie beispielsweise die Fernwärmetarife für Salzburg-Stadt, Steyr und St. Pölten fehlen in der Aufstellung und verzerren somit das Bild“, so die Wien Energie. Zudem würden Kleinanlagen für wenige Häuser mit großen Verbundnetzen verglichen, so die Kritik. „Der im Bundesländervergleich für Wien angeführte Höchstpreis sei kein Tarif von Wien Energie und betrifft nicht die klassische Fernwärme. Im Vergleich mit anderen großen Städten in Österreich gehört die Fernwärme von Wien Energie zu den günstigeren Angeboten. Die Mehrheit der Fernwärme-Kund:innen von Wien Energie unterliege dem amtlichen Preisbescheid, hier liegen die jährlichen Kosten derzeit bei 974 Euro., so die Wien Energie.

Auch der Fachverband Gas Wärme bezeichnet die Aufstellung von Kreutzer Fischer & Partner in einer Aussendung übrigens als „irreführend“. Und der Geschäftsführer der Energieagentur Franz Angerer bezeichnet den Vergleich von Kreutzer Fischer & Partner als „nicht haltbar“.