Hybride Heiz-Flexibilität

Bosch bietet Gaskunden eine Illusion.  Sie können ab sofort ein Gasgerät kaufen, das sich für den Hybridbetrieb eignet und im Bedarfsfall in eine vollwertige Wärmepumpe verwandeln lässt.

„Wir bringen das Beste aus zwei Welten“, sagt Helmut Weinwurm, Alleinvorstand der Bosch AG in Österreich. Gemeint ist die in Deutschland seit rund drei Jahren etablierte Serie Compress Hybrid 5800i G, die es Kunden ermöglicht schrittweise in die nachhaltige Zukunft zu gehen. In der Basisversion handelt es sich um ein Gas-Brennwertgerät mit einer Leistung von 15 oder 30 kW. Zusätzlich zum Verbrennerteil enthält das Gerät eine Hydraulik, die auch den Betrieb mit Wärmepumpe samt Regelung möglich macht. Die Hydraulik kostet rund 200 Euro mehr als ein normales Gasgerät. Kauft der Kunde auch ein Wärmepumpen-Außengerät, ist ein Hybridbetrieb möglich.

An besonders kalten Tagen wird dann Gas verfeuert, in den vielen Wochen mit moderaten Temperaturen soll es die Wärmepumpe richten. Im Normalfall würde die Wärmepumpe 70 Prozent des Jahres die Wärme liefern, den Rest der Gasbrenner, so die Idee von Bosch. Möchte der Kunde später ganz auf das Gas verzichten, lässt sich die Gasheizung um rund 2.500 Euro in ein vollwertiges Wärmepumpen-Innengerät umbauen. „Das ist eine Revolution, weil alles kompakt verbaut und Plug and Play vorbereitet ist, sagt Weinwurm.  Ab nächstem Jahr wird die Hybrid-Kombi auch Smart-Grid-Ready sein. So kann die Wärmepumpe automatisch dann Strom beziehen, wenn er günstig am Markt verfügbar ist.

Mehrere Zielgruppen

Sasa Lenz-Jevtic, Leiter Vertrieb und Marketing bei Robert Bosch AG sieht für die Hybrid-Technologie mehrere Zielgruppen. Das System sei für Bauten geeignet, in denen eine Wärmepumpe alleine nicht reicht, zum Beispiel die unsanierte Villa im noblen Wiener Außenbezirk. Zweitens könnten Kunden, die sich eine Wärmepumpe nicht leisten können, mit einem Gasgerät beginnen und später das System erweitern. Drittens werden kühle Rechner adressiert, die den Energiepreis entscheiden lassen, ob mit Gas oder Strom geheizt wird. Viertens seien unsichere Kunden interessant, die nicht wissen, ob eine Wärmepumpe zu ihrer Immobilie passt. Und dann sind da noch Kunden, die sich nicht in die Abhängigkeit einer Energieform begeben wollen, was beim Auto ja auch ganz gut funktioniert.

In Deutschland wurden seit der Einführung der Technologie rund 9.500 Hybridgeräte verkauft. Demgegenüber stehen rund 21.000 klassische Gas-Brennwertgeräte. Dementsprechend ist auch die Erwartung hierzulande. Rund 20 Prozent der Gasgeräte sollten künftig wohl hybrid sein, meint der Bosch-Chef Weinwurm. Mit der Lancierung der hybriden Lösung, die auch unter der Marke Buderus verkauft wird, kommt Bosch dem gegenwärtigen Marktgeschehen entgegen. Weinwurm geht davon aus, dass heuer aufgrund der ausgelaufenen Förderung rund zehntausend Wärmepumpen weniger installiert werden als im Vorjahr. Dementgegen sieht er einen Zuwachs bei Gasgeräten um acht bis zehn Prozent. Die einst ausgegebene Lösung „Raus aus Gas“ wird damit freilich deutlich länger dauern, als von der früheren Umweltministerin Eleonore Gewessler vorgezeichnet.