Energieautarkie ist mäßig beliebt
Die Bereitschaft zu eigenen Investitionen in die Energieautarkie ist überraschend gering. Fast die Hälfte der Befragten lehnen Investitionen ab, zeigt das aktuelle VAV Wohnbarometer.
Die diesjährige Studie zum Wohnbarometer der VAV zeigt eine überraschend niedrige Neigung der heimischen Haushalte, eigenes Geld für nachhaltige Investitionen zu einer unabhängigeren Energiegewinnung in die Hand zu nehmen. Trotz breiter und intensiver Informationskampagnen sowie großflächiger Förderungen lehnen mit 49 Prozent fast die Hälfte der Befragten private Investitionen in eine netzunabhängige Energieversorgung ab. Lediglich 21 Prozent wollen „unbedingt“ entsprechende Anschaffungen vornehmen, 25 Prozent „eventuell“. Fünf Prozent haben sich noch keine Meinung gebildet.
Eigentum beflügelt
Menschen, die in Wohneigentum leben, sind eher geneigt zusätzliche Aufwendungen zu tätigen. Sie sind zu 61 Prozent „unbedingt“ oder „eventuell“ dafür. Von den Mieter*innen können sich lediglich 31 Prozent eine solche Investition auch in einem kleineren Umfang, wie z.B. einem Balkonkraftwerk, vorstellen. Sven Rabe, Vorstandsvorsitzender der VAV: „Die genannte Bereitschaft ist derzeit nicht kompatibel mit dem engen Zeitplan der EU zur vollständigen Klimaneutralität bis 2050. Die notwenige Energiewende wird nur mit einer flächendeckenden öffentlichen Förderung und gesetzlichen Verpflichtungen möglich sein.“
Logisch: Kosten entscheidend
Die Zustimmung korreliert stark mit dem persönlichen Einkommen. In der niedrigsten Einkommensklasse bis 1.500 Euro monatlich sind nur 27 Prozent für eine Investition oder können sich eine solche eventuell vorstellen. Mit steigendem Einkommen gewinnt die Bereitschaft zu einem finanziellen Engagement kontinuierlich an Gewicht und steigt bis 62 Prozent in der höchsten Einkommensklasse.
Wohnort und Beruf mitentscheidend
Generell ist die Neigung zu einem Umstieg in der Energieversorgung am Land stärker verbreitet. In Gemeinden bis zu 5.000 Einwohner*innen wird zu 54 Prozent „unbedingt“ oder „eventuell“ gewählt. Auch der Beruf spielt eine Rolle. Freiberufler*innen und Selbständige signalisieren mit 41 Prozent „unbedingt“ und 30 Prozent „eventuell“ eine hohe positive Grundhaltung. Rabe: „Menschen, die tendenziell eher in Einfamilienhäusern leben und über ein ausreichendes Einkommen verfügen, sind naturgemäß eher zu Investitionen bereit.“
Argumente der Gegner
An erster Stelle der vielfältigen Gründe für die Ablehnung eigener Investitionen werden finanzielle Hürden genannt, die trotz weitreichender Förderungen staatlicher Stellen weiter bestehen. So sind mit 56 Prozent mehr als der Hälfte der skeptischen Eigentümer*innen die Kosten einer Umstellung zu hoch; unter den Mieter*innen sind es immerhin 44 Prozent. 38 Prozent der mit „Nein“ votierenden Eigentümer*innen ist der Umbau zu kompliziert. Die Mieter*innen liegen mit 39 Prozent unwesentlich höher.
Auch Technikskepsis ist da
31 Prozent der Mieter*innen und 15 Prozent der Eigentümer*innen halten einen Umbau aus technischen Gründen für nicht möglich, und 40 Prozent der Mieter*innen und 11 Prozent der Eigentümer*innen geben rechtliche Hindernisse an. 25 Prozent der Eigentümer*innen und 21 Prozent der Mieter*innen fühlen sich für eine positive Entscheidung zu wenig informiert, und 24 Prozent der Eigentümer*innen sowie 15 Prozent der Mieter*innen halten die spätere Energieeinsparung für zu gering.
24 Prozent der ablehnenden Eigentümer*innen sowie 13 Prozent der Mieter*innen sind von der technischen Seite der Angebote zur Energieautarkie nicht überzeugt. Rabe: „Die Ergebnisse der Studie weisen auf eine hohe Unsicherheit hin. Bei einer Entscheidung stehen nach wie vor erwartete oder tatsächliche Schwierigkeiten im Vordergrund, obwohl von einem grundsätzlichen Verständnis der Notwendigkeit auszugehen ist.“
Das Wohnbarometer der VAV
Für die Studie wurden im Februar vom österreichischen Gallup Institut 1.000 Probandinnen und Probanden von 18 Jahren und älter in ganz Österreich telefonisch befragt.