Elisabeth Wieser erhält TU-Frauenpreis 2025

Gestern Abend wurde der Frauenpreis der TU-Wien an Elisabeth Wieser, Gründerin der innovativen Plattform „Architektur für Alle“, verliehen.

Die TUW-Frauenpreisträgerin 2025 steht fest: Der Architektin Elisabeth Wieser wurde gestern der TUW Frauenpreis für ihre Plattform „Architektur für Alle“ verliehen. TUW-Vizerektorin Ute Koch sagte in ihrer Rede zum Frauenpreis: „Es ist wichtig, besondere Leistungen von Frauen auszuzeichnen, nicht obwohl, sondern gerade weil sie Frauen sind. Diese Sichtbarkeit ist entscheidend, um junge Frauen zu inspirieren und zu motivieren, ihre eigenen Ziele zu verfolgen und selbstbewusst ihren Weg zu gehen.“

Die Jury des Frauenpreises überzeugte Wieser durch ihren Beitrag zur digitalen, ökologischen und sozial gerechten Transformation unserer Gesellschaft: In der Begründung heißt es: „Mit ihrem Start-up ‚Architektur für Alle‘ hat sie eine innovative Plattform geschaffen, die ökologisch verträgliche und bezahlbare Architektur für viele Menschen zugänglich macht. Dieses Konzept kombiniert ihre Leidenschaft für eine nachhaltige Zukunft mit einem praktischen, niederschwelligen Ansatz, der es der breiten Öffentlichkeit ermöglicht, von ihrer Expertise zu profitieren.“
Im Rahmen der Preisverleihung trat Journalistin Mari Lang mit einem von ihrem Podcast „Frauenfragen“ inspirierten Special auf, an dem neben Elisabeth Wieser auch die Laudator:innen Julia Reisinger und Rudolf Scheuvens, Dekan der Fakultät für Architektur und Raumplanung, teilnahmen.

Die Skizze auf der Serviette als Marktlücke

Wiesers Konzept hat seinen Ursprung in einer Lücke, die sie schon im Alter von 14 Jahren sah, als es um den Bau des Hauses für ihre Familie ging. Architekt:innen planten das Haus, beschäftigten sich jedoch viel zu wenig mit unseren Bedürfnissen und Gewohnheiten, also z. B. mit der scheinbar banalen Frage „Wo wird die Couch stehen?“ Diese Erfahrung wiederholte sich, als Wieser schon Architektin war: Immer wieder kamen Freund_innen auf sie mit der Frage zu, wie sie ihren Lebensalltag im neuen Zuhause planen sollten. Wieser kümmert sich in „Architektur für Alle“ nun genau darum: Die Skizze auf der Serviette und Fragen danach, was für die Menschen wichtig und praktisch ist: Wo steht mein Sofa? Wo sitze ich am Morgen mit meiner Kaffeetasse und wie soll dieser Platz gestaltet sein? Um diese Fragen zu beantworten, bietet Wieser etwa 90-minütige Beratungsgespräche an, die ihren Kund_innen bei der Orientierung und Planung helfen – inklusive Skizzen.

Damit widmet sich Wieser der Zielgruppe kleiner Bauherr:innen, pragmatisch und ressourcenschonend. Sie unterstützt sie dabei, gute und sichere Entscheidungen zu treffen, und sorgt dafür, dass grundlegende Fehler wie die falsche Ausrichtung von Räumen oder eine schlechte Nutzung des Lichts vermieden werden. Ihre Beratung ist eine Mischung aus praktischen, funktionalen Lösungen und einer bewussten Entscheidung, wie ein Raum das Leben der Menschen positiv beeinflussen kann.

Elisabeth Wiesers Botschaft an Frauen
Nach ihrem Rat an Frauen gefragt, antwortet sie: „Nutzt eure Energie und geht dorthin, wo ihr sie am besten und ohne Reibungsverlust einsetzen könnt!“ Für Wieser ist auch ihre Arbeit ein Beitrag zu gleichberechtigten Beziehungen, um die man sich schon früh im Leben kümmern sollte, sagt sie. Ihr Beitrag dazu spiegelt sich in ihrer Beratung wider, etwa wenn es um einen genauso beliebten wie auch gesellschaftlich und emanzipatorisch wichtigen Austragungsort geht: die Küche. Sie soll so konzipiert sein, dass sie alle dazu inspiriert, mitzumachen und nicht auf die Benutzung durch eine Person zugeschnitten ist. Also: Architektur für Alle.

Zu Elisabeth Wieser
Die aus Oberösterreich stammende Architektin und Ziviltechnikerin Elisabeth Wieser ist Gründerin der Plattform „Architektur für Alle“. Nach ihrem Architekturstudium an der Technischen Universität Wien, das sie 2007 mit Auszeichnung abschloss, verbrachte sie ein Auslandsjahr bei Dive Architects in London (2006) und sammelte Erfahrungen in renommierten Architekturbüros in Wien, den Niederlanden und London, wo sie ihre Fähigkeiten in der Planung und Gestaltung weiterentwickelte. Im Jahr 2013 gründete sie ihr eigenes Atelier „Architektur für Alle“, um ihr Talent für stilsicheres Design und harmonische Raumatmosphären als unabhängige Planungs- und Beratungsexpertin einzubringen. 2024 schloss Wieser an der TU Berlin ihre Dissertation „Architektur für Alle, Strategien im Umgang mit der Unplanbarkeit alltäglicher Architekturen“ mit magna cum laude ab. Darüber hinaus war Elisabeth Wieser ehrenamtlich an der Kammer der Ziviltechniker:innen tätig und baute ein Mentoringprogramm für Frauen auf, das diese mit Netzwerken, Vorträgen und Coachings über ein Jahr lang begleitet. Seit dem Jahr 2014 unterrichtet sie an der TU Wien im Fach Entwerfen.