Dicke Luft bleibt Standard

Die Luftqualität in Schulen ist erwiesenermaßen mehr als dürftig. Die Politik schaut weg und ignoriert das Thema.

Anfang Juni 2025 sorgte der Verein ZULuft (Zukunft Luft Austria) dafür, dass die Ergebnisse des Projektes ImpAQS (Improving Air Quality in Schools) der TU Graz mehr Öffentlichkeit erlangt. In der umfassenden Studie wurden CO₂-Konzentrationen, Lüftungsraten und Umweltdaten in 1.200 Klassenzimmern in neun Bundesländern ein Jahr lang erhoben. Die Ergebnisse zeigen: Bestehende Lüftungsrichtlinien werden in Schulen großteils nicht eingehalten. Weniger als 25 % der Schulen erreichen im Jahresmittel den Richtwert von 1.000 ppm CO₂, im Winter sogar nur 12 %. In über einem Viertel des Schuljahres wird der in der Önorm EN 16798-1:2024 geforderte Mindestluftvolumenstrom von 4 l/(s·Person) unterschritten. Spitzenwerte lagen bei über 6.900 ppm.

Lüften hilft nur bedingt

Zwischen Schulen bestehen große Unterschiede – je nach Schultyp, Bundesland und Lüftungsart. Mechanisch belüftete Klassen zeigten bei Temperaturen unter 10 °C 450–600 ppm niedrigere Werte als natürlich belüftete. Drei natürlich belüftete Schulen zählten dennoch zu den besten, dank konsequentem Lüften, geringerer Belegung und großen Fenstern. Teilweise waren mechanische Anlagen aus Kostengründen abgeschaltet.
Auch die Außenluftqualität war problematisch: An vielen Standorten überschritten PM2,5, PM10, NO₂ und O₃ die WHO-Grenzwerte. Die Forschenden empfehlen daher mechanische Lüftungen mit Partikel- und Aktivkohlefiltern. Ein weiteres Nebenergebnis: Sichtbare CO₂-Monitore verbesserten das Lüftungsverhalten deutlich – Klassen mit Monitoren wiesen im Winter bis zu 500 ppm niedrigere Werte auf.
Die vom BMBWF finanzierte ImpAQS-Studie gilt weiterhin als eine der größten Untersuchungen zur Schulraumluft in Österreich. Sie fordert eine national koordinierte Strategie, um „gesundheitsorientierte Lüftungspraktiken“ in allen Schulen sicherzustellen.

Ernüchternde Reaktionen

Man möchte meinen, dass die Ergebnisse auch bei den verantwortlichen Politiker:innen zum Nachdenken geführt haben sollten. Das ist aber nicht passiert, die Reaktionen auf die Studie seien die „größte Enttäuschung“, wie Christina Hopfe, Bauphysikerin an der TU Graz, erklärt. Zwar kam der Auftrag für die Studie vom damaligen Bildungsminister, der ist aber so wie das durch Corona entstandene Luft-Bewusstsein auch längst Vergangenheit. Damit ist die Sache vom Tisch, selbst den in der Studie beteiligten Schulen wurden die Ergebnisse vorenthalten. „Wir durften die Berichte nicht an die Schulen schicken, das wollte die Bildungsdirektion selbst machen“, so Hopfe. Sie glaubt nicht, dass das passiert sei.

Aktuelle Abfuhr

Heute, am 23. Oktober 2025, wird von Vertretern von ZULuft einmal mehr versucht der Politik die Dringlichkeit der Schulluft-Causa in Form einer parlamentarischen Bürgerinitiative zu vermitteln. Die Hoffnung, dass der Grenzwert von 1.000 ppm Anklang findet, ist schon davor geschwunden. „Uns wurde schon vorab signalisiert, dass das Anliegen kein Gehör finden wird“, sagt er. Erstens steht das Thema nicht im Regierungsprogramm, zweitens lasse die Budgetsituation keinen Spielraum für gute Luft. Somit bleibt die dicke Luft weiterhin Standard.