Der Holzbau-Ingenieur
Erich Wiesner liefert vom Innviertel aus Holzbauteile für die größten und spektakulärsten Holzbauten weltweit. Während der Pandemie verkaufte er ein 88 Meter Hochhaus per Videoconferencing in die USA.
Der deutsche Handelsriese Edeka baut in Marktredwitz ein hochmodernes Logistikzentrum um 310 Millionen Euro. Das sei mit einer Fläche von 100.000 m² „schon eine Nummer“, wie der beim Spatenstich anwesende bayrische Ministerpräsident Markus Söder betonte. Eine große Nummer ist der Bau auch für das Innviertler Holzbau-Unternehmen Wiehag. Es wird rund 16.000 Kubikmeter Brettschichtholz (BSH) in Form von Stützen und Trägern auf die Baustelle liefern. „Das ist vermutlich der weltweit größte Auftrag, der jemals im Holzbau vergeben wurde“, sagt dazu Wiehag-Eigentümer Erich Wiesner. Als er den Betrieb von seinem Vater übernommen hat, betrug die Jahreskapazität 10.000 m³. Wiesner und seine rund 250 Mitarbeiter haben ein sehr gutes Jahr 2021 hinter sich, der Umsatz bewegt sich auf die 100 Millionen Euro zu, wenngleich die letzten Monate des Vorjahres nicht einfach waren. Die Lieferprobleme und Preissteigerungen haben die Freude etwas getrübt. Die Bauherren erwarten für ihre Projekte Fixpreise, die Lieferanten aber ändern ihre Preise quartalsweise, das bringe Unsicherheiten und schmälert mitunter auch das Ergebnis, wie Wiesner erklärt. Jammern will er aber nicht, denn für heuer sieht es noch ein wenig besser aus, der Auftragsstand ist rekordverdächtig hoch. „Wenn alle diese Bauvorhaben realisiert werden, überschreiten wir im Jahr 2022 die bisherige Höchstmarke“, so der Unternehmer.
Wiehag versteht sich seit jeher als Ingenieur- Holzbauunternehmen und hat sich in dieser Disziplin einen Status erarbeitet, der auch internationalen Architekten nicht verborgen blieb. „Architekten schaffen herausragende Entwürfe, wir setzen sie um“, bringt Wiesner eine an sich komplexe Sache auf den Punkt. Und das mit weltweitem Erfolg. Großbauten wie ein Universitätsgebäude in Singapur (Architekt Toyo Ito) mit 40.000 m² Fläche, die spektakuläre Dachkonstruktion der Londoner Station Canary Wharf (Norman Foster) in London oder das begrünte Kuppeldach der schottischen Macallan Whisky Destillerie sind viel publizierte Referenzen. Das schafft Vertrauen in der Community und hat dem Unternehmen mitten in der Pandemie im Herbst 2020 den Zuschlag für das höchste Holzhochhaus der USA gebracht. Der Auftrag kam ohne persönlichen Handschlag, per Videokonferenz ins Haus, wie Wiesner erzählt. Nach der Vorfertigung in Altheim wurden die Bauteile für das fast 90 Meter hohe Gebäude per Container nach Milwaukee verschickt. Der Auftragswert betrug rund 7 Millionen Euro.
Derzeit wird gerade am Frankfurter Hochhausprojekt Timber Tower des Bauträgers UBM gearbeitet. Das achtstöckige Bauwerk wird in Hybrid-Bauweise errichtet und umfasst eine Fläche von rund 14.000 m². Und Wiehag selbst baut auch rund 7500 m² Produktion und Büro. Um das Volumen produktionstechnisch zu bewältigen, investiert das Unternehmen in Altheim gerade rund 25 Millionen Euro in die Erweiterung, die Maschinen dafür sind bereits unterwegs. „Die neue Anlage ermöglicht es uns, die Bauteile für Hochhäuser hochautomatisiert zu produzieren“, so der Firmenchef. Miterrichtet wird auch ein 500-kW-Biomasse-Blockheizkraftwerk, das eben in Betrieb gegangen ist. Dazu kommt noch eine hauseigene PV-Anlage, mit einer Leistung von 1 Megawattpeak Strom. In Summe kann das Unternehmen rund 50 Prozent des Strombedarfs und 100 Prozent des Wärmebedarfs selbst abdecken.
INTERVIEW: Erich Wiesner
Building Times: Herr Wiesner, wie stark wirkt sich der Ukraine-Krieg auf den Holzmarkt und damit auch auf den Holzbau aus?
Erich Wiesner: Unmittelbar ist der Krieg noch nicht spürbar. Die Auswirkungen sind aber absehbar, weil europäische und auch österreichische Betriebe Werke in den betroffenen Ländern haben. Derzeit wird davon ausgegangen, dass rund zehn Prozent des europäischen Bedarfs von etwa 80 Millionen Kubikmetern fehlen werden, wenn die Krise länger andauert. Wir hatten in den letzten Jahren aber auch schon ohne Ukraine-Krise eine sehr volatile Zeit, durch Corona, den Investitionshype und durch Exporte in andere Regionen dieser Welt.
Building Times: Was bedeutet das für die Holzbau-Unternehmen?
Erich Wiesner: Die Holzbaubetriebe liegen am Ende der Wertschöpfungskette und die Situation ist schwierig. Einerseits durch Lieferengpässe, andererseits durch extreme Preissprünge. Wir werden uns weiterhin auf schwierige Rahmenbedingungen einstellen müssen.
Building Times: Mit welchen Folgen müssen Ihre Kunden rechnen?
Erich Wiesner: Da haben wir ein echtes Problem. Unsere Kunden wollen Preis- und Kalkulationssicherheit für ihre Bauvorhaben, die sie vielleicht im Herbst oder Anfang 2023 realisieren wollen. Wir stehen jetzt gerade am Ende des ersten Quartals, wissen aber im Moment nicht, zu welchen Preisen wir im 2. Quartal Material beziehen können, weil die Preise quartalsweise gemacht werden. Davon betroffen sind auch andere Materialien, dadurch wird es für Baubetriebe extrem schwierig, Fixpreise zuzusagen.
Building Times: Der Holzbau entwickelte sich zuletzt sehr stark. Bremsen die gestiegenen Preise inzwischen den Boom?
Erich Wiesner: Darauf kann man keine eindeutige Antwort geben. 2021 war es so, dass die Holzpreise stärker gestiegen sind als andere Materialien. Demgegenüber steht jedoch der Trend in ganz Europa, nachhaltige erneuerbare Rohstoffe zum Einsatz zu bringen. Wir finden also eine sehr gute Ausgangssituation vor. Holz kann aber bei weitem nicht alle anderen Materialien ersetzen. Das geht weder von der Menge her, noch von der Anwendung. Auch andere Materialien haben ihre Stärken. Tendenziell wird der Anteil des Holzbaus aber steigen.
Building Times: Auch wenn Holz teurer ist?
Erich Wiesner: Die Nachhaltigkeit ist ein immenser Treiber. Fast 40% des globalen CO2-Ausstoßes ist auf die Errichtung und den Betrieb von Gebäuden zurückzuführen. Deshalb wollen z.B. große Immobilienentwickler und -fonds ihr Portfolio ESG-konform ausrichten, um die Werthaltigkeit abzusichern. Das bedeutet, dass wir in neue Märkte und Anwendungsbereiche vordringen, in denen der Holzbau bislang nicht vertreten war. Beispiele dafür sind das Fakultätsgebäude für die NTU-Universität in Singapur mit 45.0000 m² Fläche, oder Bürogebäude in Amsterdam und Frankfurt. Das hätte es vor fünf Jahren nicht gegeben.
Building Times: Wenn alle ins Holz drängen, stellt sich schnell die Mengenfrage?
Erich Wiesner: Natürlich stellt sich die Mengenfrage. Die ist total spannend. Die Holzbaubetriebe lagen viele Jahrzehnte unter der Wahrnehmungsschwelle der Bauindustrie, inzwischen wurde das Potenzial erkannt und damit auch die Frage nach der Skalierbarkeit. Und die hat etliche Facetten. Der Holzbau ist der mit Abstand größte Holzverbraucher, wenn der Bau wächst, wird mehr verbraucht. Zugleich deutet die europäische Waldpolitik darauf hin, mehr Wälder außer Nutzung zu stellen. Das halten wir für den total falschen Weg. Und wir haben klimawandelbedingt in der Aufforstung einen deutlichen Rückgang der Fichte, die für den Holzbau am besten geeignet ist. Wir müssen uns daher überlegen, wie wir künftig auch andere Holzarten für den Holzbau nutzen können.
Building Times: Das heißt, es entsteht ein Mengendruck?
Erich Wiesner: Wenn der Holzbau wächst, steigt der Druck, das ist keine Frage. In Zentraleuropa wächst aber derzeit noch mehr nach. Wir bekennen uns ohne Einschränkung zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und die setzt Grenzen. Weil Holz beim Wachstum CO2 bindet, sollten aus Klimasicht möglichst viele Bäume gepflanzt werden.
Building Times: Wo liegen die Grenzen hierzulande?
Erich Wiesner: In Österreich liegt die Grenze irgendwo bei 22 bis 24 Millionen Erntefestmeter. Derzeit gehen rund 70 Prozent des Schnittholzes in den Export. Wir zählen zu den zehn weltgrößten Schnittholzexporteuren, wenn weniger exportiert würde, ist noch großes Potenzial für den Holzbau im Inland vorhanden.
Building Times: Wohin das Holz geht, entscheidet der Preis?
Erich Wiesner: Im Prinzip, ja.
Building Times: Aus welchen Wäldern beziehen Sie die Rohstoffe für Ihre Bauten?
Erich Wiesner: Wir kaufen bei Sägewerken ein, die aus logistischen Gründen in einem Umkreis von 250 Kilometern unseres Werkes angesiedelt sind. Auch diese Sägewerke trachten nach regionalen Bezügen.
Building Times: Das inkludiert aber auch den Import, oder?
Erich Wiesner: Ja, wenn ein Sägewerk an der bayrischen Grenze liegt, wird es auch Rohmaterial aus dem Bayrischen Wald beziehen, allein schon wegen der Nähe. Auch die Sägewerke im Waldviertel beziehen aus logistischen Gründen Holz aus den tschechischen Forsten. Das wird gerne zur Fehldeutung der Importstatistik verwendet, ist aber logistisch logisch.
Building Times: Mit der Macallan Destillerie in Schottland, dem Hans Christian-Andersen-Museum und der Crossrail-Station in London ist Ihr Unternehmen Lieferant bei sehr spektakulären Bauten. Wie ist es dazu gekommen?
Erich Wiesner: Wiehag ist fokussiert auf den Ingenieurholzbau. Engineering und Produktion bilden eine Einheit und stellen den USP des Unternehmens dar. Dazu kommen die jahrzehntelange Erfahrung und die Abwicklungskompetenz. Wir unterstützen Architekten und Planer dabei, ihre wunderschönen Entwürfe holzbaugerecht und in hoher Qualität umzusetzen. Dazu brauchen sie Partner. Unsere Ingenieure bekommen tagtäglich das Feedback aus der Produktion und den Baustellen, also was funktioniert und was nicht. Dieser Erfahrungsschatz ist unbezahlbar.
Building Times: Der wird offenbar international honoriert?
Erich Wiesner: Ja, eines der ersten internationalen Architekturbüros war Norman Foster für die Crossrail Station in London. Als wir dort zur Angebotserstellung eingeladen wurden, haben die relativ rasch verstanden, dass wir kein Zulieferer, sondern ein Partner auf Augenhöhe sind, der mit dem Architekten gemeinsam Lösungen entwickelt und optimiert. Das ist ein Paradigmenwechsel. Ausführende Unternehmen bieten in der Regel das an, was in der Ausschreibung steht. Im größeren und komplizierten Holzbau funktioniert das nicht. Da macht es Sinn, dass der Holzbauer mit Erfahrung möglichst frühzeitig beim Design des Projektes eingebunden ist.
Building Times: Wenn Sie früh einsteigen, haben Sie früh den Zuschlag?
Erich Wiesner: Meist erhalten wir zum Einstieg einen Designauftrag. Das ist eine Vertrauenssache. Es geht letztlich darum, dass wir nicht unser Know-how einbringen und der Architekt dann unsere Lösung ausschreibt. International haben wir damit schon viele gute Erfahrungen gemacht. Auch in Österreich geht es in diese Richtung. Natürlich werden Preise und Kostenrahmen abgesteckt, aber wir haben eine hohe Sicherheit, dass wir den Zuschlag erhalten.
Building Times: Das auch vertraglich.
Erich Wiesner: Vertraglich nicht immer, wie gesagt, es beruht auch auf Vertrauen. Aber es gibt eine Entwicklung, dass in sogenannten IPA-Verträgen (integrierte Projektabwicklung) die maßgeblichen Beteiligten schon frühzeitig eingebunden werden. Wir sind gerade bei so einem Projekt – Life Hamburg – für die Otto-Stiftung beteiligt. Zwischen Bauherren, Architekten und Bauausführenden herrscht volle Kostentransparenz.
Building Times: Ihr Unternehmen ist auch bei Hochhausbauten mit an Bord. Wo sehen Sie die konstruktiven Grenzen des Holzbaus? Oder anders gefragt, bis zu welcher Höhe ist ein Holzbau inzwischen möglich?
Erich Wiesner: Wir kommen von der Spannweite, der Hochhausbau war früher kein Thema. Mit der Höhe kommt eine neue Dimension dazu. Der Holzbau wird in diesem Segment zukünftig eine Rolle spielen. Wir haben gerade das höchste Holzhaus der USA mit 88 Metern geliefert. Das war sehr spannend, von uns war niemand in Amerika, wir haben dort auch keinen Vertrieb. Wir haben das coronabedingt über eine Videokonferenz an einen Neukunden verkauft.
Building Times: Von welchem Volumen sprechen wir da?
Erich Wiesner: Das umfasst mit rund 7 Millionen Euro die komplette Tragkonstruktion, die Gesamtkosten des Gebäudes liegen beim Vielfachen.
Building Times: Schicken Sie da eigene Montageteams hin?
Erich Wiesner: Am Anfang haben wir montiert, inzwischen arbeiten wir überregional mit Montagepartnern zusammen. In Singapur war unser Auftraggeber die Firma Steeltec, eine reine Stahlbaufirma, die dort den Holzbau nach unseren Anweisungen aufgestellt hat. In den USA war es ähnlich. Wir liefern einen Bausatz, bestehend aus den Holzbauteilen und den vormontierten Verbindungsmitteln aus Stahl. Das Paket wird per Seecontainer verschifft.
Building Times: Fährt auch kein Projektleiter hin?
Erich Wiesner: Es gibt einen Projektleiter, der war aber nur zweimal vor Ort. Bauleitung und Montage werden vor Ort erledigt.
Building Times: Rund 30 Prozent der Kosten eines größeren Gebäudes entfallen auf die Gebäudetechnik. Erfordert der Holzbau einen neuen Zugang für HKLS-Installationen?
Erich Wiesner: Wir sind keine Bauphysiker und damit zu wenig befasst. Was ich aber von unseren Ingenieuren höre, ist, dass die Gebäudetechnik im Holzbau neu gedacht werden muss, etwa im Schallschutz. Auch die Energieversorgung muss mitunter adaptiert werden. Nachdem der Holzbau in großen Dimensionen noch sehr jung ist, gibt es sicher Entwicklungsbedarf. Es wird da neue Lösungen geben. Das betrifft auch andere Bereiche.
Building Times: Was zum Beispiel?
Erich Wiesner: Die Verbindungstechnik. Wir bauen derzeit einige Projekte und brauchen dafür sehr viel lange Schrauben. Die Schraubenhersteller sind darauf noch nicht eingestellt. Ein großes Projekt füllt bei einem unserer Lieferanten die Jahresherstellungkapazität. Da wird es Veränderungen in der Wertschöpfungskette geben, die bis zu den Sägewerken zurückgeht. Stellen Sie sich vor, wenn jede Stadt mit mehr als 5 Millionen Einwohnern ein Holzhochhaus baut. Das sind sehr viele und es werden Mengen benötigt, die heute noch nicht bearbeitbar sind.
Building Times: Mit der Speichermasse massiver Bauteile lassen sich Lastspitzen beim Energieverbrauch abfedern. Was kann der Holzbau dem entgegensetzen?
Erich Wiesner: Die Bauteilaktivierung spricht für die massive Bauweise, das ist richtig. Ich denke, es ist wichtig, die Rahmenbedingungen der Nutzung und die klimatischen Bedingungen zu berücksichtigen. Ich halte nichts davon, dass wir uns gegenseitig die Schwächen vor Augen führen. Wir sind keine Dogmatiker und wir sollten Materialien dort einsetzen, wo sie ihre Stärken haben. Wenn Speichermasse gewünscht ist, lässt sich das in Hybridbauweise realisieren. Jeder Baustoff hat seine Stärken und wir sollten sie dort zum Einsatz bringen, wo sie im Sinne der Nachhaltigkeit den größten Nutzen bringen.
Building Times: Sie reden sich leicht, jeder Festmeter, den Sie verbauen, fehlt den Massivbauern, oder?
Erich Wiesner: Ja, wahrscheinlich schon. Wir können aber nicht so weitertun wie bisher, der Bau ist ein großer CO2-Verursacher. Und man darf nicht vergessen, dass wir lange als Exoten eine kleine Nische bedient haben. Jetzt ist es für den Holzbau eben leichter.
Building Times: Wie hat sich Ihr Unternehmen 2021 entwickelt? Konnten Sie Zuwächse erzielen?
Erich Wiesner: Es war ein sehr gutes Jahr, wir waren zu hundert Prozent ausgelastet. Das Jahr wird auch vom Ergebnis gut ausgehen. Eingebremst haben uns die stark gestiegenen Materialkosten und zuletzt auch die Energiepreissteigerungen. Wir hatten 2021 den höchsten Auftragseingang der Firmengeschichte. Es gibt weltweit Holzbauvorhaben und nur wenige Unternehmen, die derzeit in der Lage sind, diese auch abzuwickeln.
Building Times: Hierzulande gibt es mit Rubner eine Nummer zwei, oder?
Erich Wiesner: Ja, wir sind früher sehr hart im Wettbewerb gestanden, weil die Projekte sehr rar waren. Das hat sich gelegt, weil die Nachfrage sehr groß ist.
Building Times: Gibt es hierzulande weitere Player?
Erich Wiesner: Im Ingenieurholzbau für größere Bauten wird die Luft sehr dünn.
Building Times: Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig. Sind Sie davon auch betroffen? Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie und werden es künftig mehr sein?
Erich Wiesner: Derzeit ist einer der begrenzenden Faktoren der Fachkräftemangel.
Building Times: Suchen Sie aktuell?
Erich Wiesner: Ja, wir suchen und es ist nicht leicht, Fachkräfte zu bekommen. Das Innviertel ist eine sehr rasch wachsende Region mit einigen sehr potenten Unternehmen.
Building Times: BIM ist im traditionellen Bauwesen ein viel diskutiertes Thema. Wie steht es darum im Holzbau?
Erich Wiesner: Wir verwenden seit jeher 2D und 3D-Daten zur Ansteuerung unserer Maschinen. Der digitale Zwilling ist für uns selbstverständlich. Anders sieht es bei BIM als integrierte Arbeitsmethode, bei der alle Beteiligten auf eine Grundlage zugreifen, aus. Das stehen wir wie alle anderen auch in einem Prozess. Da haben wir noch Themen.
Building Times: Sie waren bis Ende 2020 Obmann des Fachverbandes der österreichischen Holzindustrie. Mit den Änderungen der Bauordnungen und Fördergeld hat Ihre Branche in der Vergangenheit viel erreicht. Gibt es noch offene Punkte?
Erich Wiesner: Ja, natürlich, es ist noch nicht Standard, dass man Hochhäuser in Holz als Regelbauwerk errichten kann. In der Zukunft sollte das bis zu zehn Stockwerken schon möglich werden. Wir werden dazu mit unseren internationalen Projekten beitragen. Wir müssen dort sehr viele Nachweise erbringen, das sollte letztendlich auch normenmäßig in Österreich möglich sein.
Building Times: Über den mit 350 Mio. Euro dotierten Waldfonds fließen innerhalb weniger Jahre 60 Mio. € in den Holzbau. Braucht es noch Steuergeld, um den Holzbau zu forcieren, wo er ohnehin schon floriert?
Erich Wiesner: Es gab 2020 aufgrund der Trockenheit immense Kalamitäten in den Wäldern und allen Beteiligten war klar, dass etwas getan werden muss. Das angefallene Holz musste sofort aus dem Wald und konnte so kurzfristig nicht mehr verarbeitet werden. Daraufhin hat die Politik reagiert, um den Waldbauern zu helfen. Das war ein wesentliches Motiv für diese Holzbauinitiative. Dass danach der Markt völlig gedreht hat, war zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar. Aber es ist vorgesehen, das Geld vor allem auch in Forschung und Bildung einzusetzen.