CO2-Wandelprojekt geht Richtung Umsetzung
Der Zementhersteller Rohrdorfer wandelt CO2, das bei der Zementproduktion entsteht, in Ethylen um. Der Prozess soll künftig auch in großem Maßstab möglich werden.
Der Zementproduzent Rohrdorfer hat erfolgreich die Ethylen-Produktion aus Kohlenstoffdioxid (CO2) gestartet. In einem neu entwickelten Verfahren wird CO2, das bei der Zementproduktion entsteht, zurückgewonnen und in Ethylen umgewandelt. Nach einer Testphase soll die Produktion auf industriellen Maßstab skaliert und damit eine lückenlose CO2-Kreislaufwirtschaft etabliert werden. Langfristige Ziele sind eine Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen durch regionale Wertschöpfung sowie die klimaneutrale Zementproduktion.
Neuartige CO2-Elektrolyse
Ethylen ist ein gefragtes und vielseitiges Produkt. Es ist das Ausgangsmaterial vieler Stoffe wie Polymere, Kerosin, Harze, Silikone oder Textilien. Rohrdorfer verwendet das CO2, das bei der Zementproduktion entsteht, und wandelt es zu Ethylen um. Die Technologie basiert auf einer neuartigen CO2-Elektrolyse, die sowohl für die Herstellung von Ameisensäure als auch für Kohlenwasserstoffe wie Ethylen eingesetzt werden kann. Mit dem Ansatz „CO2 zu Ethylen“ sei es möglich, eine lückenlose Kreislaufwirtschaft zu etablieren und unabhängig von fossilen Rohstoffen zu werden.
Industrienaher Demonstrator soll folgen
„CO2 zu Ethylen“ ist Teil des Forschungsprojektes H2-Reallabor Burghausen – ChemDelta Bavaria. 37 Partner aus Industrie, Mittelstand, Start-ups und Forschung arbeiten an dem Ziel, Wasserstoff als stoffliche Basis in der chemischen Industrie zu nutzen. Der offizielle Startschuss des Projekts fiel bereits im April 2023. Das Rohrdorfer Net Zero Emission-Team investierte mehrere Monate Forschung und Entwicklung auf Basis der Erkenntnisse aus dem Vorgänger-Projekt „CO2 zu Ameisensäure“. Im Ergebnis konnte das Team die Anlage für die Produktion von grünem Ethylen anpassen. Im ersten Schritt wurde ein Teststand für wenige 100 Gramm Ethylen pro Stunde in Betrieb genommen. In Kürze folgt ein industrienaher Demonstrator mit einer Umsetzung von bis zu sechs Kilogramm pro Tag. Der nächste Skalierungsschritt ist für 2026 geplant und soll 1 Kilogramm CO2 pro Stunde zu Ethylen im Containermaßstab umwandeln.
50 Prozent-Förderung
Neuartig an der Anlage ist ihr vorteilhafter Betrieb bei einem Druck von 30 bar. „Die besondere Kombination aus Druck, Größenordnung der Produktion und selbst entwickelter Technologie macht unser Verfahren einzigartig“, so Alexander Beck, Mitarbeiter bei Carbon Capture and Utilization im Net Zero Emission-Team in Rohrdorf.
Das Rohrdorfer Forschungsprojekt „CO2 zu Ethylen“ wird zu 50 Prozent durch das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und geht über eine Laufzeit von vier Jahren. Die Fördersumme beträgt 1,67 Mio. Euro.