Brandschutz für das Graue Haus
Die Firma Hoyer bringt das Brandschutzkonzept für das Justizzentrum Josefstadt auf den neuesten Stand.
Die Gebäude an der Ecke Landesgerichtsstraße und Alser Straße sind wohl den meisten Österreichern ein Begriff. Der zwischen 1839 und 1878 errichtete Komplex für das Wiener Straflandesgericht und der dazugehörigen Justizanstalt Josefstadt wurde immer wieder erweitert und nachgebessert. 2021 wurde beschlossen, dass die Bausubstanz und Abläufe im Gebäude nachhaltig verbessert werden sollen, das „Graue Haus“ erhält in den kommenden Jahren eine Generalsanierung. Im Fokus liegen die haus- und elektrotechnischen Anlagen, aber auch Neustrukturierungen und Modernisierungen sind geplant. 2027 soll die Sanierung des Landesgerichts abgeschlossen sein, die der Justizanstalt bis 2032.
Brandschutz neu denken
Im Zuge der Sanierung werden auch die brandschutztechnischen Einrichtungen im Gebäude verbessert. Hoyer war im Auftrag der ARGE YF architekten & atelier.23 architekten bereits in der Wettbewerbsphase beteiligt und hat für das Großprojekt die Brandschutzplanung bis zur Genehmigung inne. Zwei Verbesserungen ziehen sich als rote Fäden durch das Bauvorhaben: die Sanierung der Abschottungen und Schaffung von kleineren Brand- und Evakuierungsabschnitten. Eingeschränkter Bewegungsradius Ein Spezifikum bei Justizanstalten liegt in der Planung der Fluchtwege. Sie sind in der TRVB 160 in einem Stufenplan definiert: Ist bei einem Brandereignis kein sicherer Aufenthalt in den Hafträumen möglich (Stufe 1), wird horizontal in angrenzende Brandabschnitte (Stufe 2) und vertikal in andere Geschoße (Stufe 3) evakuiert. Erst Stufe 4 schreibt die Flucht ins Freie vor – allerdings nur in gesicherte Innenhöfe. Entscheidend ist eine kleinräumige Brandabschnittsbildung, die die Fläche des Gefahrenbereichs auf ein Minimum reduziert. So sind als weitere Maßnahme in mehreren Gangbereichen neue Brandrauchverdünnungsanlagen vorgesehen. Durch den stündlich mehrfach stattfindenden Luftwechsel können die Gänge brandschutztechnisch mit gesicherten Fluchtbereichen gleichgesetzt werden.
Ein Haus mit vielen Ansprüchen
Die Brandschutzplanung für über 100.000 m² mit Büros, Haftbereichen, Kranken-, Ambulanz- und Sanitärbereichen, Seminarräumen, Küchen, konfessionelle Bereiche, Werkstätten und den Verhandlungssälen ist eine Herausforderung. Die Nutzungen gehen zum Teil mit erhöhten brandschutztechnischen Anforderungen einher: etwa der neue Ambulanzbereich, in dem sich auch nicht selbstrettungsfähige Personen aufhalten werden. Nicht nur die Mobilität der anwesenden Personen, sondern auch ihre Kenntnis der Räumlichkeiten sind im Brandschutz zu bedenken. Während Beschäftigte ortskundig sind, trifft das auf die Teilnehmer der Verhandlungen meist nicht zu. Daher wurde auch eine Fluchtwegsanalyse durchgeführt.