Wie geht klimaneutrales Stromsystem?
Spät aber doch: Die Interessenvertretung der E-Wirtschaft hat erstmals berechnen lassen, was es braucht um die Versorgung mit elektrischer Energie bis 2040 zu realisieren.
Bis 2040 soll Österreich klimaneutral sein – über dieses Ziel herrscht weitgehend Einigkeit. Ob – und unter welchen Voraussetzungen – es im Bereich der Stromversorgung erreichbar ist, hat das Beratungsunternehmen Compass Lexecon nun im Auftrag von Oesterreichs Energie im Rahmen einer Studie untersucht. Wichtigstes Ergebnis: ein robustes und klimaneutrales Stromsystem ist grundsätzlich machbar – doch es ist kein Selbstläufer.
Da viele erneuerbare Kraftwerke nur begrenzt gesteuert werden können, gewinnen flexible Kapazitäten – also Verbraucher, die ihren Verbrauch anpassen können oder steuerbare Kraftwerke – und Speicher an Bedeutung. „Um das System künftig in Balance zu halten, müssen wir umfassend in alle Arten von Speichern investieren – von Pumpspeichern über Batterien bis hin zu Elektrolyseuren“, so Strugl. Außerdem seien auch in Zukunft – insbesondere in den Wintermonaten – steuerbare thermische Kraftwerke, die mit grünem Gas wie Biomethan oder Wasserstoff unerlässlich.
Doppelter Strombedarf
Die E-Wirtschaft geht davon aus, dass sich die Nachfrage nach Strom gegenüber heute auf rund 150 Terawattstunden (TWh) verdoppeln wird. Zur Deckung dieser Stromnachfrage müsse sich die in Österreich installierte Kraftwerksleistung in den kommenden Jahren fast verdreifachen – von derzeit 27 GW (Gigawatt) auf 71 GW. Der Anteil der Wasserkraft, auf die derzeit rund die Hälfte dieser Leistung entfällt, wird sich im Zuge dieser Entwicklung halbieren.
Im Rahmen der Studie wurde außerdem erstmals der konkrete Flexibilitätsbedarf für Österreich erfasst. „Um künftig den Strombedarf in jeder Stunde exakt decken zu können, müssen die verfügbaren Flexibilitätsoptionen deutlich erweitert werden“, so Strugl: „Unser saisonaler und unser wöchentlicher Flexibilitätsbedarf werden sich gegenüber heute etwa verdoppeln. Der Bedarf an täglicher Flexibilität wird sich mehr als vervierfachen. Daher müssen wir auch massiv in den Ausbau von Technologien investieren, die diese künftigen Flexibilitätsbedarfe decken können.“