Deutschland: Baugenehmigungen im Sinkflug

Im Juni genehmigten die Behörden 17.626 Wohnungen, 19 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr wurden nur 106.654 Genehmigungen erteilt.

Die neu vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen für die Baugenehmigungen von Wohnungen im Juni 2024 kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe: „Das Wohnungsbaufiasko geht weiter. Im Juni genehmigten die Behörden 17.626 Wohnungen, 19 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr sind gerade einmal 106.654 Genehmigungen erteilt worden. So ein schlechtes Niveau gab es zuletzt vor gut 10 Jahren. Und es ist ein kontinuierlicher Rückgang seit nunmehr 26 Monaten.“

Der Monatsdurchschnitt im ersten Halbjahr liegt bei ca. 17.800 genehmigten Wohnungen, im ersten Halbjahr 2021 waren es noch ca. 31.600 Wohnungen. Mit diesem Niveau haben die Bauunternehmen auch ihre Kapazitätsentwicklung seinerzeit weiter geplant, gemäß der Zielstellung der Bundesregierung, jährlich 400.000 WE zu errichten. „Von diesem Ziel entfernen wir uns immer weiter. Eine Verschärfung am Mietwohnungsmarkt ist mit diesen Genehmigungszahlen vorprogrammiert“, so Pakleppa.

Handlungsaufruf für die Politik

Die bisher von der Bundesregierung gesetzten Impulse seien zu schwach, um den Wohnungsbau wieder in Schwung zu bringen. Vor allem wegen hoher Bauzinsen und strenger Energieanforderungen ist das Bauen für viele unerschwinglich geworden beziehungsweise es rentiert sich einfach nicht mehr, kritisiert der Zentralverband Deutsches Baugewerbe.

Zwei Drittel aller Wohnungen in Deutschland bauen private Bauherren. Gerade sie sind angesichts der schwierigen Finanzierungsbedingungen mehr denn je auf die Förderung des EH 55-Standards angewiesen und hoffen nun schon lange auf bessere Zinssätze sowie attraktivere Förderungen. Die Bundesregierung sollte sich endlich zu ihren eigenen Zielen bekennen und mehr in den Wohnungsbau investieren, so Pakleppa.

Aber auch Länder und Kommunen können den Wohnungsbau ankurbeln. Die Landesbauordnungen seien das schärfste Schwert, um das Bauen zu vereinfachen. Niedersachsen hat gerade seine Landesbauordnung novelliert und eine Blaupause für andere Länder vorgelegt. „Grenzabstände wurden reduziert, wodurch Gebäude größer gebaut werden können. Auch die Pflicht, beim Wohnungsbau gleichzeitig Autostellplätze zu schaffen, fällt weg. Zudem sind die Möglichkeiten zum Dachgeschossausbau oder zur Aufstockung einfacher geworden. Könnten wir in allen 16 Bundesländern so bauen, würden auch wieder mehr bezahlbare Wohnungen entstehen“, sagt der Hauptgeschäftsführer.