Zementindustrie: Forderungen und Transformation

2023 erwirtschaftete die österreichische Zementindustrie einen Umsatz von 612 Mio. Euro – um 2,2 Prozent mehr als 2022. Das große Aber: Insgesamt produzierten die acht Zementwerke 2023 an die 4,42 Mio. Tonnen Zement – 15,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

Was die eigenen Klimaziele betrifft, sieht sich die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) auf gutem Kurs Richtung der Dekarbonisierung, wie stolz bei dem Pressetermin am Lebenscampus Wolfganggasse verkündet wird. Ein wichtiger Hebel für das Gelingen ambitionierter Vorhaben – wie der CO2-Abscheidung und des Carbon Managements – sind jedoch Investitionen in den Industriestandort Österreich. Von der Politik wünscht sich VÖZ-Präsident Berthold Kren aktuell mehr Tempo. Die Versprechungen des Wohnbaupakets der Bundesregierung haben sich nicht wirklich erfüllt, die Produktionsmengen der Betonindustrie fallen aufgrund der Bauflaute in den Keller. „Bei den Baugenehmigung sieht es noch schlechter aus als erwartet, vor Anfang bzw. Mitte 2025 erwarten wir keine Besserung“, so Kren. Dennoch muss man investieren um umweltfreundlicher zu werden und die Infrastruktur muss aufgebaut werden.

„Konkret geht es um leistungsfähige Infrastruktur für den Ausbau von erneuerbarem Strom wie auch für den Transport und die Speicherung von CO2 und Wasserstoff“, ergänzt Sebastian Spaun, Geschäftsführer der VÖZ. Heute wurde im Ministerrat zumindest ein Leitfaden zur CO2-Speicherung beschlossen, mit einer konkreten gesetzlichen Bestimmung vor der Wahl im Herbst wird nicht gerechnet, so die Presse.

Kreislaufwirtschaft auf Rekordniveau

2023 erwirtschaftete die österreichische Zementindustrie einen Umsatz von 612 Mio. Euro – um 2,2 Prozent mehr als 2022. Insgesamt produzierten die acht Zementwerke 2023 an die 4,42 Mio. Tonnen Zement – 15,2 Prozent weniger als im Vorjahr. „Es gab einen extremen Nachfragerückgang im Bereich des großvolumigen Wohnbaus und des privaten Neubaus; ganz zu schweigen vom leistbaren Wohnbau“, so Kren. Der Einsatz konventioneller Brennstoffe (Kohle, Heizöl etc.) wurde um 27,6 Prozent reduziert. Die Ersatzbrennstoffrate stieg auf 85 Prozent. „Die Zahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind: Es handelt sich dabei um den bisher höchsten Wert seit Beginn unseres Engagements in der Ressourcenschonung vor mehr als 30 Jahren“, erläutert Spaun. Die CO2-Emissionen sanken um 15,4 Prozent auf absolut 2,26 Mio. Tonnen. Die aktuelle Emission pro Tonne Zement konnte somit von 521 auf 503 kg CO2 reduziert werden. Das entspricht 3,45 Prozent. 2023 wurden 17,8 Millionen Euro in Umweltschutzmaßnahmen österreichweit investiert. „Auf Rekordniveau bewegt sich unser Beitrag zur Kreislaufwirtschaft: 525 kg Sekundärstoffe (Ersatzstoffe und -brennstoffe) wurden bei der Herstellung pro Tonne Zement eingesetzt; ein Plus von knapp 10 Prozent beim sogenannten Ressourcenschonungsfaktor“, erläutert Berthold Kren.

130 Jahre VÖZ

Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie feiert dieses Jahr ihr 130-jähriges Jubiläum. 1894 wurde der „Verein der österreichischen Zementfabrikanten“ mit dem Ziel der gemeinsamen Vertretung nach außen und der technischen Weiterentwicklung gegründet. Die Herausforderungen haben sich über die Jahre stetig verändert, trotzdem ist die VÖZ ihrem Gründungsziel immer treu geblieben. Meilensteine, Innovationen und Entwicklungen lässt die VÖZ in einer eigenen Jubiläumsausgabe Revue passieren.

Klimafitte Zemente

Die österreichische Zementindustrie hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2050 die Klimaneutralität entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erreichen. Baustoffe wie Zement spielen eine Schlüsselrolle für den Klima- und Umweltschutz. Aktuell arbeitet man am Einsatzpotenzial neuer Zemente in der Baupraxis. Die VÖZ entwickelte gemeinsam mit den Mitgliedswerken und mit der Smart Minerals GmbH die klimafitten CEM-II/C-Zemente. Im Zentrum standen dabei die industrielle Herstellung sowie die praktische Anwendbarkeit von Zementen, mit deutlich geringeren Klinkergehalten. 16 Zemente verfügen über eine Bautechnische Zulassung (BTZ) des Österreichischen Instituts für Bautechnik (OIB). Erste Demonstrationsgebäude wie die Volksschule Adnet zeigen, dass er funktioniert, nicht mehr kostet und die CO2-Emissionen reduziert.