Schlaumax statt Baumax

Wals Center nennt sich das ehemalige Baumax-Areal in Salzburg. Aus dem ehemaligen Schandfleck wird eine aufgestockte Musteranlage, die jährlich rund 400 Tonnen CO2 einsparen soll – ohne zusätzliche Verdichtung.

Vor rund einem Viertel-Jahrhundert wurde im Salzburger Stadtteil Wals eine Baumax-Filiale eröffnet, die ab 2008 schon wieder leer stand, weil der Konzern zerschlagen wurde und an die finanzierenden Banken fiel. Heute gehört das Areal, das häufig als „Schandfleck“ bezeichnet wurde, der Wiener Städtischen Versicherung AG, die zusammen mit der Donau Versicherung die Revitalisierung betreibt.

Zwischenzeitlich wurde das Gebäude für Nachtgastronomie und als Lager verwendet, Teilbereiche waren nicht mehr sanierbar und jeder vollwertigen Nutzung stand die explizite Widmung als „Baumarkt“ entgegen. Bis das Land Salzburg im Sommer des Vorjahres eine Standort-Verordnung erlassen hat, was durch die Reduktion der Verkaufsfläche durch die Städtische von 12.000 m² auf 8.000 m² erleichtert wurde. Seit April 2021 läuft nun der Umbau.Generalunternehmer ist die die „Arge Aufstockung Baumax Bodner-Dywidag“, für die Generalplanung ist das Linzer Architekturbüro Kroh & Partner verantwortlich, die Haustechnik wird von der Herbsthofer GmbH geplant und ausgeführt, die Elektrotechnik wird von Klenk & Meder geplant und umgesetzt.

Der Bestand, ein Stahlbeton-Skelettbau wurde um einen Aufbau in Stahl-Holz-Hybridbauweise bereichert, und die gesamte Anlage wurde energietechnisch ertüchtigt. „Kein zusätzlicher Quadratmeter wurde versiegelt“, betont Christine Dornaus, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung“, gegenüber Building Times und ergänzt: „Es ist uns gelungen, das Areal klimafit zu machen. Dank einer neuen Grundwasser-Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlagen können wir jährlich rund 400 Tonnen CO2 einsparen“. Zwei Ebenen wurden für Stellplätze geschaffen, nämlich das frühere Parkdeck und das ehemalige Untergeschoß. „Wir haben vor drei Jahren in Wals begonnen“, erklärt Herbsthofer-Vertriebsleiter Armin Wagner im Gespräch mit Building Times, „haben zuerst die Aufstockung für die dm-Europazentrale ‚Dialogikum‘ gemacht, dann den Zubau im Erdgeschoß und auch das Kellergeschoß sowie die Energiezentrale. Ein kleiner Brand, den es zwischenzeitlich gegeben hat, war jedoch im Nebenhaus und hat kaum Schäden angerichtet“.

Kaskadierte Wärmepumpen-Anlage
Jetzt gebe es eine kaskadierte Wärmepumpen-Anlage mit drei Grundwasser-Brunnen, die knapp 900 kW Heizleistung und 1.500 kW Kühlleistung erbringe. Gegenüber der bisherigen Gasheizung bringt das eine Einsparung von 400 Tonnen CO2. Als Backup gebe es auf dem Dach überdies noch Rückkühler. Dazu komme noch ein Fernwärme-Anschluss mit 1.600 kW Anschlussleistung, erläutert Armin Wagner.

Herbsthofer hat darüber hinaus alle Lüftungsanlagen gebaut sowie im Erdgeschoß und in den beiden Kellergeschoßen Sprinkleranlagen installiert und im EG die 1.700 m² große ambulante Reha ausgestattet.Neu dazugekommen sind von Klenk & Meder eine Photovoltaik-Anlage mit 200 kWp, deren Stromertrag zu 100 Prozent im Wals Center verwendet wird. Dazu kommen Schnell-Ladestationen für E-Fahrzeuge: Ladestationen gibt es im Wals Center insgesamt 50, je 20 bei dm und Fressnapf und zehn „unabhängig“. Weitere 20 Ladesäulen gibt es im Designer Outlet Center, wo eine potenzielle Erweiterung auf 40 ansteht, was doch darauf hindeutet, dass manche Zeitgenossen die Elektromobilität anders sehen als unser „Autokanzler“. Damit präsentiert sich das nunmehrige Wals Center komplett neu: Von den 6.500 m² Retail-Flächen im Erdgeschoß werden 2.500 m² von einem Lebensmittelmarkt belegt, der im ersten Quartal des kommenden Jahres eröffnen will, 1.150 m² werden zu einem dm-Markt, der im vierten Quartal eröffnen möchte – und bereits im Mai ist die Ambulante Rehaklinik des Landes Salzburg auf 1.700 m² übersiedelt, nachdem sie zuvor im Norden der Landeshauptstadt situiert gewesen war. Damit verbleibt eine freie Mietfläche von 746 m² mit Fachmarkt-Widmung, für welche die Wiener Städtische mit verschiedenen Interessenten aus dem Einzelhandel in Verhandlungen ist. Im ersten und zweiten Obergeschoß sind rund 11.000 m² Büroflächen zur Gänze vermietet, und zwar an die dm-Europazentrale „Dialogikum“, Fressnapf und das Land Salzburg.

Bei Vorstandsdirektorin Dornaus führt die Entwicklung zu sichtlicher Zufriedenheit: „Als eines der führenden Versicherungsunternehmen Österreichs investieren wir dort, wo der Prämieneuro herkommt: Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem Wals Center in Salzburg einen modernen und nachhaltigen Standort mit einem attraktiven Mietermix von Reha-Klinik bis Drogeriemarkt präsentieren können – und das ohne zusätzliche Versiegelung von Flächen“.

Wie viele Prämieneuro in die Entwicklung fließen, sagt die Städtische nicht. „Das Investitionsvolumen liegt im mittleren zweistelligen Millionenbereich“, so die Versicherer. Beteiligte gehen davon aus, dass es mehr als 50 Millionen Euro sein werden.