Die tückische PV-Spirale

Die Photovoltaik ist dynamisch und von einigen Einflussgrößen geprägt. Die Launen Asiens, die üblich gewordene Hü-Hott-Politik, die Dynamik der Technik und der Strommarkt selbst bringen Gefahren und Chancen mit sich.

Der Handel mit Photovoltaik hat seine Tücken. Wenn die Politik gerade nicht weiß, was sie will und fördert, wirkt sich das unmittelbar auf den Absatz aus. Wenn der Markt – so wie gerade eben bei den Einspeisetarifen – die Grenzen des Wachstums markant verschiebt, hat das ebenso Effekte. Und dann ist da auch noch die Technik, deren Dynamik im Wesentlichen am anderen Ende des Planeten bestimmt wird. „Die Technologie entwickelt sich extrem schnell, oft innerhalb eines Jahres“, erklärt dazu Dino Šmudla, Verkaufsleiter beim Großhändler Energy 3000 solar GmbH. Bei den Entwicklungen der Technik geht es oft nicht um große Sprünge, auch kleine reichen, um das eben noch Moderne alt aussehen zu lassen. Eine minimale Verbesserung beim Modul-Wirkungsgrad genügt, um ein anderes Produkt zum Auslaufmodell zu machen. Hat man genau davon zu viele auf Lager und das auch noch zu hohen Preisen eingekauft, sinkt die Marge bodenlos. Energy 3000 ist seit nunmehr 17 Jahren im Geschäft und vertreibt pro Jahr Module mit einer Gesamtleistung von 1,2 bis 1,3 GW. Insgesamt werden Sales-Partner in 27 Ländern beliefert. „Wir sind europaweit marktfähig und haben viele Großhandelspartner“, erklärt Šmudla, der seit acht Jahren in der Firma ist.

„Wir bieten unseren Partnern ein Gesamtpaket inklusive Software“, sagt der Manager. Gemeint sind damit ein Planungs- und ein Realisierungstool, die die Abläufe beschleunigen und optimieren sollen. Beim E-Players-Kongress im Linzer Lask-Stadion Mitte Mai war energy 3000 mit einem Stand vertreten. Und damit nicht unzufrieden. „Wenn ich fünf Entscheider treffe, kann das einen hohen Impact haben“, erklärt Šmudla.

Auch my-PV hatte eine Präsenz im Fußball-Tempel. Das Unternehmen profitiert von zunehmend mageren Einspeisetarifen und dem Entfall der Förderung in Deutschland. Ein Ende ist nicht in Sicht. Der Hersteller für solarelektrische Haustechnik hat im Vorjahr seine Produktionsfläche verdreifacht. Damit reagierte my-PV auf die rasant gestiegene Nachfrage nach solarelektrischen Heizsystemen seit Februar 2022. Der gute Lauf dauert inzwischen schon länger an. 2021 waren in Neuzeug dreißig Mitarbeiter:innen beschäftigt, inzwischen zählt die Belegschaft 65 Köpfe, wie Vertriebsleiter Markus Gundendorfer sagt.
Der wichtigste Markt ist längst Deutschland, gefolgt von der Schweiz, Österreich und Belgien. „Wir sind in einer Nische“, betont der Manager. Eine Nische, die es in sich hat, denn allein in Deutschland fallen heuer 47.000 PV-Anlagen aus der Einspeise-Förderung, für nächstes Jahr werden 67.000 Anlagen erwartet, die dann nicht mehr den geförderten Einspeisetarif erhalten. Die Betreiber dieser PV-Anlagen suchen nach alternativen Nutzungsmöglichkeiten ihres Solarstroms. Diese Suche drängt sich inzwischen auch in Österreich auf. Wenn die Energieversorger für das Einspeisen von Strom nur mehr kleines Geld ausschütten, rücken Heizung und Warmwasser verstärkt in den Vordergrund. Genau dafür hat my-PV passende Produkte.

Von der Umsatz-Größenordnung war vor wenigen Jahren auch der PV-Großhändler Suntastic in der Liga um die 5 Millionen. Dann ist der Boom ausgebrochen und das Unternehmen richtig schnell mitgewachsen. Bereits 2020 lag Suntastic bei Umsatzerlösen von 16 Millionen Euro. Danach ging es steil bergauf. 2022 hatte das Unternehmen seinen Jahresumsatz im Vergleich zum Jahr davor auf 112 Millionen Euro nahezu verdoppelt. Im Zuge des damaligen Booms wurden zusätzliche Lagerkapazitäten aufgebaut und eine Tochterfirma in Deutschland gegründet.
Dann kam die Ernüchterung und die Nachfrage nach Modulen und Wechselrichtern bremste sich massiv ein. Zudem sind die Preise deutlich gesunken, was den teuren Lagerbestand wohl zum Klotz am Bein machte. Bei Suntastic sind eine Sanierung, die Redimensionierung und Fortführung geplant, wie der Mehrheitseigentümer Markus König erklärt. Er hofft darauf, dass langjährige Kund:innen ihm die Treue halten.

Eine ganz andere Dimension hat die PV-Flaute in der Wechselrichter-Fertigung bei Fronius. Dort werden demnächst 350 Mitarbeiter:innen ihren Job verlieren. Begründet werden die drastischen Einschnitte mit der aktuellen Solarkrise. Trotzdem sollte nicht vergessen werden, Fronius hat zuvor personell immens aufgestockt.