Altes Speiseöl liefert neue Wärme

In der oststeirischen Bezirksstadt Weiz wird neuerdings Heißwasser, das in einem mit Altspeiseöl betriebenen Bio-Heizkessel produziert wird, in das Fernwärme-Netz eingespeist. Wahrscheinlich erstmals in Österreich.

Man könnte den Prozess, der da neuerdings von der Fernwärme Weiz in Gang gesetzt wurde, als multifunktional bezeichnen: Einerseits wird aus Altspeiseöl in einem neuartigen Bio-Heizkessel Heißwasser für die Fernwärme-Versorgung erzeugt, andererseits fallen dadurch gleichzeitig auch Dünger und andere Nebenprodukte an, die wieder in den natürlichen Wachstums-Kreislauf eingebracht werden, und nicht zuletzt können drei alte Heizöl-Kessel ersetzt werden.

Nach Auskunft des Umweltministeriums sei das Weizer Fernheiz-Kraftwerk das erste in Österreich, das mit einem sogenannten Fame- (Fatty acid methyl ester) oder Biodiesel-Bioheizkessel arbeite, um altes Speiseöl in Wärme umzuwandeln, erklärt Daniel Hütter, Geschäftsführer der Fernwärme Weiz, im Gespräch mit Building Times. Die Fernwärme Weiz, welche die oststeirische Bezirksstadt mit rund 8.600 Einwohner:innen versorgt, ist schon vor Jahren als besonders innovativ aufgefallen, als sie ein Haus mit acht Wohnungen mit einem Eisspeicher ausgestattet hatte, der sowohl für Wärme als auch für Kälte sorgt. Das hat als „Hot Ice Weiz“ für beträchtliches Aufsehen auch in der Fachwelt gesorgt.

Bisher hat man in Weiz vor allem auf die Hackschnitzel-Verbrennung gesetzt, jetzt ersetzt der neue Zehn-Megawatt-Kessel drei alte Heizöl-Kessel und soll rund zehn Prozent des Fernwärmebedarfs der Fernwärme Weiz abdecken. „Warum nicht 100 Prozent biogen, wenn wir es schon zu 97 Prozent sind“, sagt Hütter. Gesammelt und verwertet werden 50.000 Liter bis 70.000 Liter Altöl im Raum Weiz aus Küchen der Gastronomie, der Hotellerie sowie aus Haushalten von der darauf spezialisierten Firma Münzer Bioindustrie in Sinabelkirchen.

Geplant hat die Anlage der Grazer Spezialist Bios Bioenergiesysteme GmbH, der 66 Anlagen, 555 MW Wärme, 55 MW Strom, 27 MW Kälte und 500.000 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr auf seiner Homepage als Referenzen anführt. Zwischen drei und dreieinhalb Millionen Euro habe der neue, von Bosch gelieferte Kessel gekostet, sagt Hütter, „je nachdem, welchen Leitungsanteil man mitrechnet“. Der Vorteil dieser Kessel-Technologie bestehe darin, dass sie „irrsinnig schnell regelbar ist und Leistungsschwankungen rasch abdeckt“, erklärt man bei Bios.