Deutsches Heizungsdesaster hält an
Die deutsche Politik hat es ordentlich vergeigt. Der Heizungsabsatz liegt im 1. Quartal 2024 weiterhin brach. Die Wärmepumpen verringerten sich um 52 Prozent gegenüber 2023, die Biomasse verlor 81 Prozent.
Die Hersteller von Heizungssystemen melden für den deutschen Markt eine deutliche Eintrübung für Wärmeerzeuger. Im ersten Quartal ging der Absatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 29 Prozent zurück. Das geht aus den Zahlen hervor, die der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) vor wenigen Tagen vorgelegt hat. Einen sehr stärken Absatzeinbruch verzeichnen Wärmepumpen mit einem Minus von 52 Prozent. Das entspricht 46.000 Geräten in absoluten Zahlen. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2023 hatten die Hersteller noch 96.500 Wärmepumpen abgesetzt. Übertroffen hat das Minus die Biomasse mit 81 Prozent Rückgang auf 4.000 Kessel. Deutlich zugelegt haben nur Ölbrennwertkessel mit Plus 33 Prozent.
Solarthermie Minus 60 Prozent
Vor dem Hintergrund der nachlassenden Nachfrage bei den Wärmeerzeugern und angesichts der geringen Neubautätigkeit bricht insbesondere auch der Absatz der Systemkomponenten ein. Fußbodenheizungen und Heizkörper, Speicher, Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung bis hin zu Abgassystemen verzeichnen durchweg negative Marktverläufe mit einem Minus von bis zu 56 Prozent. Besonders gravierend sind die Auswirkungen auf die Marktentwicklung der Solarthermie mit einem Minus gegenüber dem Vorjahr von 60 Prozent im ersten Quartal.
Der BDH fordert, dass die Maßnahmen für diese technischen Lösungen aus dem Baugipfel wieder aufgenommen werden. So sollte u.a. die Förderung für die Systemkomponenten auf 30 Prozent angehoben werden, im Zuge der Haushaltskonsolidierung wurde dieses Vorhaben jedoch gekippt. „Der Markt für Heizungsmodernisierung ist aktuell geprägt von einer tiefen Verunsicherung der Verbraucher“, erklärt BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt die Marktsituation. „Vor allem hat die langwierige und öffentliche politische Debatte um den gesetzlichen Rahmen und die Förderung in der Gebäudewärme dafür gesorgt, dass bei den Menschen Vertrauen verloren gegangen ist. Zudem ist noch zu wenig bekannt, welche technischen Möglichkeiten das GEG jetzt bietet und wie Heizungen gefördert werden“, so Staudt weiter.
Wärmewende steht auf dem Spiel
Mit dem rückläufigen Markt für Wärmepumpen rückt vor allem das von Industrie und Handwerk unterstützte Ziel der Bundesregierung von 500.000 Wärmepumpen in diesem Jahr in weite Ferne. Der BDH schätzt, dass im laufenden Jahr weniger als 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Die aktuelle Marktentwicklung ist ein Rückschlag für die Wärmewende insgesamt. „Heizungsindustrie und Handwerk haben ihre Hausaufgaben gemacht und die im Rahmen des Wärmepumpengipfels getroffenen Zusagen umgesetzt“, so Staudt. Im vergangenen Jahr haben die Hersteller in nie dagewesener Weise Produktionskapazitäten für Wärmepumpen in Europa mit Investitionen in Milliardenhöhe aufgebaut. Auch das Fachhandwerk hat in kürzester Zeit Fachkräfte weiterqualifiziert und sich zur Projektrealisierung vor Ort mit weiteren Partnern vernetzt.
Mit Blick auf die aktuelle Marktsituation fordern BDH und ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) die Politik auf, beherzt zu handeln. So fordern die Verbände die Anhebung der förderfähigen Investitionskosten im Rahmen der Förderrichtlinie für den Heizungstausch auf 45.000 Euro und die Erhöhung des Klima-Geschwindigkeitsbonus auf 30 Prozent zu erhöhen und mit einer früher einsetzenden Degression zu kombinieren. Weiter empfehlen die beiden Spitzenverbände Wärmepumpen-Stromtarife.