Teures Pflaster anders

„Wohnen“ war das zentrale Thema im Wahlkampf in der Stadt Salzburg vor einigen Wochen und „Wohnen“ wird auch weiterhin das beherrschende Thema in der Festspielstadt bleiben. Hier drei Beispiele, wie Wohnbau derzeit auch geht.

Wohnen hat den Wahlkampf in der Stadt Salzburg beherrscht. Das hat dem KPÖ-Spitzenkandidaten Kay-Michael Dankl in der kommenden Stadtregierung das Wohn-Ressort gebracht und dem ÖVP-Bürgermeister Harald Preuner seinen Sessel gekostet.
Teures Wohnen ist in Salzburg nichts Neues: Im vierten Quartal des Vorjahres sind die Wohnungsmieten inklusive Betriebskosten in Salzburg gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 6,7 Prozent gestiegen, hat die Statistik Austria ermittelt. Damit liegt Salzburg mit durchschnittlich 11,30 Euro pro Quadratmeter österreichweit an der Spitze.
Wie der Wohnbau derzeit in Salzburg auch läuft, zeigen drei Beispiele: Da ist einmal das Projekt „Gnice“, dann das Projekt „Am Hirschengrün“ und schließlich die Bebauung des Lieferinger Spitzes unter dem Stichwort „Bierbrunnen“. „Gnice“ ist die „Modernisierung“ des Stadtteilnamens „Gneis“, in dem die KPÖ plus ihr schlechtestes Wahlergebnis hatte, und wird von der Heimat Österreich schon seit 2019 betrieben. Die Corona-Pandemie, Lieferengpässe, die Teuerung, der Ukraine-Krieg, etc. haben zu Verzögerungen geführt – nun aber wird am Dossenweg gebaut.
17 mehrgeschoßige Wohnbauten und ein Kindergarten wurden von Strobl Architekten (Salzburg), Frötscher Lichtenwagner (Wien) sowie Harder Spreyermann Architekten (Zürich) geplant, wobei Carla Lo (Wien) die Landschaftsplanung besorgt.
Es sollen rund 130 geförderte Mietwohnungen werden, teilweise für betreutes Wohnen, 50 Eigentumswohnungen und ca. 70 Baurechts-Eigentumswohnungen, wobei in den Erdgeschoßen Ordination, Krabbelgruppe und Geschäftsflächen mit insgesamt 17.150 m² geplant sind. Außerdem noch 273 Tiefgaragen-Parkplätze. Das Bauvolumen beträgt rund 75 Millionen Euro, fertig soll „Gnice“ im Sommer/Herbst 2026 sein.
Die gesamte Anlage soll dank einer Solaranlage mit 500 kWp Leistung, 10.000 m² oberflächennaher Geothermie unter der Tiefgarage sowie der Energie-Rückgewinnung aus den Wohnungs-Abwässern nahezu energie-autark werden, was sie mit 1.400.000 kWh thermischer Energie pro Jahr nach Beschreibung der Betreiber:innen zu einem „Kraftwerk“ macht. Was das Vergnügen kostet? 5.267 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Baurechtszins von 2,60 Euro pro m² Wohnnutzfläche exklusive Garagenplatz für Baurechts-Eigentumswohnungen und 6.375 Euro pro m² für klassische Eigentumswohnungen.

„Am Hirschengrün“
In der Nähe des Hauptbahnhofs haben Katharina Richter-Wallmann und ihr Gatte Nikolaus nicht nur das alte Familien-Hotel „Zum Hirschen“, dessen Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, komplett revitalisiert, sondern auch einen Neubau geschaffen. Auf Anregung des beim Umbau federführenden Architekten Tom Lechner (zusammen mit D. Untertrifaller) wurde auf dem bisherigen Parkplatz ein neues Quartier mit 42 Wohneinheiten und kleinen Maisonetten-Gartenstudios in Holz-Hybridbauweise errichtet. Eine transparente Brücke im dritten Stock verbindet den Altbestand mit seinen 120 Zimmern/Suiten, Spa und Fitnessraum mit dem Neubau. Der Holzbau stammt vom Kärntner Holzbauspezialisten Theurl. Im Hof des Hirschengrüns wurde ein großer Nutz- und Blütengarten gepflanzt, samt Spiellandschaft und Freiflächen.

„Bierbrunnen“
Es gibt viele viel attraktivere Bauplätze als den „Lieferinger Spitz“ am Kreuzungspunkt der Münchner Bundesstraße und der Lieferinger Hauptstraße zwischen der Autobahn-Ausfahrt „Salzburg-Mitte“ und der Grenze zu Deutschland. Hier etwas Vernünftiges zu planen, war eine besondere Herausforderung, die von lechner & lechner architects (Salzburg) gelöst wurde. Weil bei den Aufräumarbeiten auch das ehemalige Gasthaus „Der Bierbrunnen“ geschleift wurde, trägt das Projekt auch diesen Namen.

In dem L-förmigen Bau haben die Architekt:innen 34 Mietwohnungen und 14 Gewerbeeinheiten geschaffen, die auf 3.800 m² Grundfläche stehen. „Das neue Gebäude vollzieht eine architektonische Verschränkung zwischen dem urbanen Gewerbegebiet, der intensiv befahrenen Hauptverkehrsachse und der dahinter liegenden, kleinstrukturierten Einfamilienhaus-Siedlung“, erläutern die Planer:innen. Der Entwurf staffle die Geschoße terrassiert, konzentrisch zu den innenliegenden, der Straße abgewandten, lärm- und immissionsgeschützten Außenräumen der Wohnungen. Der 20 Meter hohe Baukörper überragt ab dem dritten Stock den Straßenbereich an der Münchner Bundesstraße und am Forellenweg um bis zu 7,50 Meter. Ein Gebäude am Forellenweg blieb unverändert und wurde lediglich um zwei Etagen in Holzbauweise überbaut. „Wir haben die Dächer begrünt, zwei Baumreihen, vertikale Bepflanzungen und große Blumentröge auf den Terrassen geschaffen“, erklären die Planer:innen. Geheizt wird mit Erdwärme aus Tiefenbohrungen und Wärmepumpen, Strom wird aus PV-Anlagen auf dem Dach bezogen. 