Zweckoptimismus im Großhandel

Der Großhandel rechnet mit keinem Erfolgsjahr, Katerstimmung lässt man dennoch nicht aufkommen. Mit Digitalisierung, Service und Sortimentsanpassung will man durch das Jahr kommen.

Sanitär versus Heizung, schwächelnde Baubranche, Zurückhaltung bei Ausgaben innerhalb der Bevölkerung: Der Großhandel steht vor einem herausfordernden Jahr. Trotz der gesamtwirtschaftlich schwierigen Lage herrscht Zweckoptimismus. Oder wie es Hans-Peter Moser, Geschäftsführer der GC-Gruppe gegenüber Building Times formuliert: „Ich halte mich hier an den trefflichen Ausspruch des Fußballers Toni Pfeffer, der in seiner Halbzeitanalyse des Matches Spanien-Österreich gesagt hat ‚Hoch wer mas nimma g‘winnen!‘ Die österreichische Nationalmannschaft lag hier 0:5 hinter den Spaniern, am Ende stand es 0:9. Es wird kein Erfolgsjahr werden, mit großem Wachstum, aber unsere Branche hält den Ball am Laufen, der Zuschauerraum ist gefüllt, gejubelt wird heuer aber nicht mehr sonderlich. Ich halte allerdings nichts von Katerstimmung, das Pendel wird wieder zurückschwingen, die Konjunktur wird sich erholen. Schlechtjammern hilft nicht, ich bin für Dranbleiben, Anpacken und einen klaren Zug zum Tor.“
Die Meinung eines schwächelnden Marktes teilt auch Michael Holter, Holter Aufsichtsratsmitglied und Gesellschafter. „Die Lager sind voll“, so Holter. Auch das Thema Fachkräfte und deren Mangel sieht er als zentral, daher sei mehr Effizienz und Produktivität im Großhandel gefragt. Gerade vor dem Hintergrund der Situation am Arbeitsmarkt spielen Digitalisierung und KI künftig eine entscheidende Rolle. „Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung des neuen CRM-Systems und des Portals Holter Online möchte das Unternehmen seinen Installateurpartner:innen einen verbesserten und personalisierten Kund:innenservice bieten“.

Chancen und Herausforderungen
Die Nachfrage im Heizungsbereich steigt, hier sieht Hans-Peter Moser eine positive Entwicklung. „Wärmepumpe und Biomasse stehen aufgrund der Förderungen im Fokus der Konsument:innen“, so die Lage bei der GC-Gruppe. „Im Sanitärbereich sind wir nicht unzufrieden, unsere strategischen Maßnahmen zeigen deutlich Wirkung: Wir haben den Vertriebskanal Elements ertüchtigt und mit unserem Exklusivlieferanten Vigour einen Sanitärhersteller auf dem Markt etabliert, der zunehmend stärker nachgefragt wird“. Grundsätzlich sieht die GC-Gruppe in der Sanierung für ihre Installateurpartner:innen und deren Kund:innen eines der Fokus-Themen in diesem Jahr. „Hier sind wir gut aufgestellt, sowohl puncto Know-how wie auch auf Produktebene“, so Moser.

Im Hinblick auf den „Heizungstausch jetzt“ betonte auch Michael Holter, dass das Unternehmen gut darauf vorbereitet ist: „Die Lager sind bestens bestückt sowie die gängigsten Produkte für die aktuellen Marktanforderungen prompt verfügbar.“ Darüber hinaus sieht Holter keine Kannibalisierung von Sanitär und Heizung, genau das Gegenteil wäre der Fall. „Der Sanierungsmarkt im Sanitärbereich stellt einen wichtigen Wachstumssektor dar. Die Entscheidung für ein neues Heizsystem geht oft Hand in Hand mit dem Wunsch nach einer Photovoltaikanlage und der Modernisierung des Badezimmers. Dies unterstreiche die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes. Wir müssen 360 Grad denken und gemeinsam mit den Installateurpartner:innen Lösungen anbieten, die Begehrlichkeiten in allen Bereichen wecken“, sagt Michael Holter. Grundsätzlich steige zunehmend die Nachfrage an Dienstleistungen für Installateur:innen, vor allem im Bereich der Projektplanung. Denn obwohl üblicherweise die Montage eigenständig durchgeführt wird, übernimmt Holter als Großhändler die fachgerechte Inbetriebnahme vieler Systeme.

Diverse Messe-Perspektiven
Der unterschiedliche Umgang mit der wirtschaftlichen Situation ist auch an den Messen abzulesen. Während Rexel und Frauenthal zu erfolgreichen Hausmessen geladen haben, war Holter groß auf der Energiesparmesse in Wels vertreten. „Die Webuild Energiesparmesse 2024 hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Wir sind äußerst zufrieden mit dem Interesse, das sowohl von Fachbesucher:innen als auch von Endkonsument:innen gezeigt wurde. Sie haben die Messe genutzt, um sich über die neuesten Innovationen in den Bereichen Bad und Wellness, nachhaltige Heizsysteme sowie Photovoltaik zu informieren. In einer Zeit, in der die Energiewende große Herausforderungen an uns stellt, ist es umso wichtiger, dass wir als Unternehmen aktiv an dieser Entwicklung teilhaben und sie vorantreiben. Der positive Spirit war trotz erschwerter Marktbedingungen auf der Messe allgegenwärtig und hat uns alle inspiriert“, so Holter Geschäftsführer Markus Steinbrecher.

Ganz anders die Sicht der GC-Gruppe, die sich gegen eine Teilnahme entschieden hat. „Wir sind der Meinung, dass angesichts des Marktumfelds 2024 nicht das Jahr der großen Parties sein kann. Wir fokussieren heuer darauf, mit kleinformatigen, zielgerichteten Veranstaltungen unseren Kund:innen einen Mehrwert zu bieten. Hier forcieren wir zum einen die Sortimentsentwicklung, beispielsweise bei unserem Exklusivlieferanten Vigour“, sagt Hans-Peter Moser. Neben der Sortimentsentwicklung setzt die GC-Gruppe auf die Anpassung ihrer Infrastruktur ans Wachstum. Die beiden größten Projekte sind hier der Neubau der Schmidt’s Haustechnik in Bludenz, der im späten Frühjahr abgeschlossen sein wird, und die Planungen für den Neubau der Odörfer-Zentrale im Süden von Graz samt Kompetenzzentrum für erneuerbare Energien.

Neuer Verantwortungsträger
Nach dem Abgang von Thomas Stadlhofer, der künftig ja als Chef der Rexel-Gruppe fungieren wird, hat auch die Frauenthal-Gruppe neue Führungsköpfe. Seit 1. März zeichnet Robert Just als CSO/COO verantwortlich für die Bereiche Vertrieb, Supply Chain Management, Business Development, Marketing, IT und Digitalisierung. Vorstand Erika Hochrieser ist weiterhin für Finanzen, Recht und Personal zuständig. Just kennt das Business bestens, er ist seit 2015 in der Frauenthal Handel Gruppe tätig und bekleidete zuletzt die Funktion des Chief Supply Chain Officer und steuerte davor schon die Bereiche Vertrieb, Einkauf und Logistik. Just will die Frauenthal-Strategie, „Kund:innen noch erfolgreicher zu machen“, gemeinsam mit dem Management-Team und den Mitarbeiter:innen konsequent umsetzen und weiterentwickeln: „Die absolute Kund:innenzentrierung in unserer Mission hat sich zu 100 % bewährt. Wir setzen weiter auf unser einzigartiges Voll-Sortiment führender Markenhersteller, persönliche Kund:innen-Nähe, unsere Top-Logistik und auf unser digitales Angebot für Büro, Lager und Baustelle. Wir wollen unsere Position als klare Nr.1 in Österreich durch unsere Vertriebsmarken SHT, ÖAG, Kontinentale und Elektromaterial.at ausbauen, indem wir die Leistungsfähigkeit in jedem Detail kontinuierlich steigern und unser Angebot entschlossen weiterentwickeln. Als Fels in der Brandung sind wir gerade bei marktbedingten Herausforderungen verlässlich für unsere Kund:innen und Industriepartner:innen da.“ 