GBV-Baubilanz: Mehr saniert, weniger gebaut

2023 wurden 14.900 Wohnungen von den gemeinnützigen Bauvereinigungen errichtet. Sanierungen sind deutlich gestiegen, besonders beim Heizungstausch wurde der Turbo gezündet. Der düstere Ausblick sorgt für Rufe nach politischen Maßnahmen.

Die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBVs) haben Bilanz gezogen: „Mit knapp 15.000 neuen Wohneinheiten wurde viel leistbarer Wohnraum in ganz Österreich geschaffen. Die Vorzeichen des Einbruchs der Wohnbauleistung sind aber bereits absehbar. Auch die Bauleistung 2023 war bereits 10 Prozent unter dem 10-Jahres Durchschnitt von 16.500 Wohnungen“, so Verbandsobmann Klaus Baringer. Im beschlossenen Wohnbaupaket sehen die GBVs zwar einen ersten Lichtblick für die Situation, ein seit Jahren geforderter wichtiger Schritt wäre aus Sicht jedoch die Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung. „Das geeignete Instrument dafür ist die Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderungsbeiträge und der Darlehensrückflüsse“, sagt der Obmann. Weiter besteht aus Verbandssicht bei den Themen Grundstücke und Verfahrensdauer dringender Handlungsbedarf. Länder und Gemeinden müssen die wichtigen Instrumente der Raumordnung intensiver nutzen, um Grundstücke für den leistbaren Wohnbau verfügbar zu machen.

Sanierungen wieder im Aufwind

„Nach einem kurzen Einbruch letztes Jahr sind es heuer wieder 7.300 thermische Sanierungen, so wie in den Jahren 2018-2021“, berichtet Herwig Pernsteiner. „Insgesamt muss wieder darauf hingewiesen werden, dass die aus thermischer Sicht besonders problematischen GBV-Bestände mit Baujahr vor 1980 annähernd „durchsaniert“ sind.“ Aktuell kommen einerseits die Bestände der späten 1980er sowie der 1990er Jahre in die Sanierungsphase, andererseits gelangen ältere Gebäude bereits in den zweiten Sanierungszyklus.

Heizungstausch um 40 Prozent gestiegen

„2023 war ein Rekordjahr bei den Heizungsumstellungen bei den GBV-Bauten. Knapp 6.000 Wohneinheiten wurden auf klimafreundliche Heizungssysteme umgestellt – noch einmal 40 Prozent mehr als im Jahr 2022“, so Verbandsobmann Klaus Baringer. Bereits 2022 gab es eine Steigerung der Zahl der Heizungsumstellungen von fast 80 Prozent. „Um dieses Niveau halten zu können und schneller Gasheizungen und die letzten Einzelöfen aus dem gemeinnützigen Wohnungsbestand zu entfernen, braucht es zusätzliche Förderungen“, unterstreicht Baringer. Wichtig für eine noch schnellere Dekarbonisierung sind weiterhin die wohnzivilrechtlichen Maßnahmen. Aktuell können Mieter:innen den Heizungstausch blockieren. „Es fehlt ein Bundesgesetz, das die Durchsetzung des Heizungstausches ermöglicht. Es fehlt aber auch eine rechtliche Klärung, welche Kostenanteile von wem getragen werden. Hier herrscht dringender Regelungsbedarf“, mahnt Verbandsobmann Baringer.

Ausblick 2024 / 2025

„Für 2024 erwarten wir leider einen weiteren Rückgang auf etwa 14.100 Fertigstellungen“, sagt Verbandsobmann-Stellvertreter Herwig Pernsteiner fest. Die Zahl der in Bau befindlichen Wohnungen beläuft sich mit Anfang 2024 auf 24.400 und ist damit um 23 Prozent unter dem 10-jährigen Durchschnitt von 32.000. „Auch wenn Prognosen immer sehr schwierig sind, rechnen wir mit einem zusätzlichen spürbaren Rückgang im Jahr 2025 auf etwa 10.000 – 11.000 Wohnungen. Eine genauere Abschätzung ist jedoch aufgrund der teuerungsbedingten Bauverzögerungen und Planungsstopps mit Unsicherheiten behaftet. Weiters wurden die Auswirkungen des jüngst vom Bund beschlossenen Wohnbaupakets in der Erhebung noch nicht berücksichtigt“, ergänzt Verbandsobmann Klaus Baringer weiter.

„Diese Entwicklung ist im Kontext des aktuellen Konjunktureinbruchs zu interpretieren, welcher im Bereich der Bauwirtschaft besonders stark ausgeprägt ist: Die Baubewilligungen im österreichischen Wohnbau insgesamt sowie im Geschoßwohnbau brachen 2023 noch stärker ein als jene im gemeinnützigen Wohnbau, nämlich um 42 Prozent gegenüber dem 10-Jahres-Schnitt“, analysiert Herwig Pernsteiner. Hohe Zinssätze und hohe Baupreise bremsen die Bauinvestitionen, welche mit -10,2 Prozent im Wohnbau 2023 deutlich negativ ausfielen (WIFO/IHS Konjunkturprognose März 2024). Auch 2024 dürfte die österreichische Wirtschaft insgesamt noch stagnieren und die Bauwirtschaft weiterhin schrumpfen, eine leichte Erholung der Baukonjunktur wird erst für 2025 erwartet. Allerdings zeigt der internationale Vergleich, dass in Österreich trotz schwieriger Rahmenbedingungen weiterhin leistbarer Wohnraum entsteht, während andere Länder wie Dänemark, Deutschland oder Schweden einen massiven Einbruch im leistbaren Wohnungsneubau erleben.