Schnell und öko
Eine Jahrhunderte alte Buche gibt dem neuen Wohnhaus für Studierende seinen Namen: Haus am Baum. Dank des hohen Vorfertigungsgrades der Elemente und der modularen Bauweise konnte Rubner Ingenieurholzbau die Arbeiten in nur sechs Monaten Bauzeit fertigstellen.
Wo früher ein Bau aus den 70er Jahren stand, fällt heute ein modernes Gebäude ins Auge, das Studierenden neuen Wohnraum in 110 barrierefreien Apartments bietet – in unmittelbarer Nähe zum historischen Martinskloster, direkt an der Mosel. In dessen Zentrum wächst seit Jahrhunderten eine Blutbuche, ein Naturdenkmal, das dem Bauprojekt seinen Namen gab: Haus am Baum – Holz im Herzen. In diesem Projekt konnte das Holzbauteam von Rubner Ingenieurholzbau einmal mehr die Stärken der Holzbauweise ausspielen: zum einen die Nachhaltigkeit des nachwachsenden Rohstoffes Holz, zum anderen die Schnelligkeit und Flexibilität in der Montage.
Baum musste bleiben
Der Schutz und Erhalt des Baumes war zentral für den Auftraggeber, das Studierendenwerk Trier und führte zur Konzeption eines attraktiven und einladenden Innenhofes. Für die Energieversorgung sorgen eine Photovoltaikanlage auf einem Teil des Holzdaches sowie ein Erdgas-Blockheizkraftwerk. Sie betreiben unter anderem eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und eine zentrale, wärmerückgewinnende Lüftung, mit der alle Apartments ausgerüstet sind. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium förderte das Gesamtkonzept und hob hervor, dass hier zukunftsweisendes Wohnen, Umwelt- und Naturschutz sowie kluge Planung, anspruchsvolle Architektur und der Einsatz nachhaltiger Materialien vorbildlich vereinigt würden.
Von der Planung bis zur Montage
Das Gebäude ist als Holzbau konzipiert, mit Außenwänden in Holzrahmenbauweise, Innenwänden in Trockenbau- und Brettsperrholzbauweise, Decken als Holz-Beton-Verbund-Konstruktion und Dachelementen in Holzbauweise. Das verwendete Holz stammt aus dem deutschsprachigen Alpenraum und ist PEFC zertifiziert. „Der hohe Vorfertigungsgrad und die Modularität der Bauweise wirken sich bei solchen Projekten positiv auf die Bauzeiten aus“, erklärt Andreas Fischer, Geschäftsführer der Rubner Ingenieurholzbau Augsburg. Bereits während der Planungsphase arbeitete Rubner eng mit den Projektpartnern zusammen: Als Generalunternehmer verantwortete die Firma Weiler Bau aus Bitburg die Umsetzung nach den Plänen der Architekten SHW, Stein Hemmes Wirtz aus Kasel. Weltzel, Hardt & Partner Architekten aus Trier steuerten das Projekt. Die Tragwerksplanung kam von Pirmin Jung aus Sinzig, wobei Rubner die Planung in der Leistungsphase 5 unterstützte.
Darüber hinaus konstruierte, fertigte, lieferte und montierte Rubner die Außenwandelemente mit integrierten Wohnungslüftern und Erkern, die Dachelemente inklusive der Dachfenster, Gauben und der flächenbündigen PV-Anlage, die Pfosten-Riegel-Fassaden im Bereich Flur, Erker, Giebel und Treppenhaus ebenso wie die Tragstruktur aus Stahlstützen und Unterzügen, die Deckenelemente und die Stehfalzverblechung. Die Geschoßdecken sind als Holz-Beton-Verbund-Konstruktion gefertigt, wobei Schubkerven in der Holzdecke die kraftschlüssige Verbindung mit dem vor Ort aufgebrachten Beton herstellen.
Enormes Tempo
„Die Holzbauelemente haben wir in Ober-Grafendorf vorgefertigt und Geschoss für Geschoss vor Ort in Trier montiert, wobei eine laufende Abstimmung mit dem Rohbauer erfolgte, um die Deckenbetonagen jeweils passend auszuführen“, erinnert sich Fischer. In nur sechs Monaten Bauzeit war der Holzbau von Rubner fertiggestellt – in aus Sicht des Bauherrn „atemberaubendem Tempo“. Gesamtbauzeit waren 20 Monate. Insgesamt verbaute Rubner neben 214 m² Holz-Glas-Fassade circa 1.970 m² Fassadenelemente aus Fichte, mit jeweils rund 10 auf 3 Meter, 1.650 m² vorgefertigte Dachelemente von 9,5 auf 4 Meter Größe mit Dachgauben sowie 3.115 m² Holz-Beton-Verbunddecken.
Kontrollierte Wohnraumlüftung – von Beginn an
Eine Besonderheit ist der Niedrigenergiestandard der Anlage. Den tatsächlichen Energieverbrauch der Wohnanlage weist das Studierendenwerk Trier mit nur 21 Kilowattstunden pro Quadratmeter aus. Der angestrebte KfW-40-Standard wird demzufolge deutlich unterschritten. Das ist auch dank der kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung möglich. Die dazu erforderlichen dezentralen Lüftungselemente wurden während der werksseitigen Vorfertigung bereits in die Holzrahmenbauelemente integriert.
Die Fassaden und Dachflächen sind mit einer Stehfalzdeckung aus Aluminium verkleidet. Diese sind vertikal ausgerichtet. Wichtig war dem Bauherrn die vollständige Recycelbarkeit des Materials. Große Fenster in Erkern setzen Highlights in der Fassade und geben von Innen den Blick auf die Rotbuche frei. Hier ist innen auch das verbaute Fichtenholz sichtbar und sorgt für eine angenehme Raumatmosphäre, auch in den Fluren.