Erdwärme und PV für 124 Jahre altes Gebäude

Fossile Energie adé: Historisches Mehrfamilienhaus in Wien Hietzing wurde auf erneuerbare Wärmeversorgung umgestellt.

In dem 124 Jahre alten Gebäude ist fossile Energie in der Volkgasse seit kurzem passé, stattdessen wird es nun vollständig mittels Erdwärme und Photovoltaik versorgt. Im Garten wurden in bis zu 130 Metern Tiefe 14 Erdsonden verlegt, welche die im Keller gelegene Hochtemperatur-Wärmepumpe versorgen. Die am Dach und an der Fassade angebrachten Sonnenstrom-Module beliefern die Wärmepumpe wiederum mit der benötigen Energie. Die Gesamtleistung der Anlage beträgt etwa 25 Kilowattpeak (kWp) und trägt nicht nur zur Energieversorgung der Wärmepumpe bei, sondern soll zukünftig auch für das Laden von Elektro-Fahrzeugen im Vorgarten genutzt werden.

Mit messbarem Vorteil für seine Bewohner:innen, denn der Heizwärmebedarf konnte durch die Umstellung auf moderne Heiztechnik sowie durch die vorangegangene thermische Sanierung um 55 Prozent reduziert werden, heißt es von Seiten der Stadt Wien. Ein Vorzeigebeispiel ist das Objekt auch wegen des guten Einvernehmens zwischen Eigentümer und Mieter:innen, das den gesamten Umstiegsprozess geprägt hat. „Mehrfach wurde ich bereits gefragt, ob ich die Umstellung auf eine umweltverträgliche Heizungs- und Warmwasserversorgung rückblickend ein weiteres Mal in Angriff nehmen würde. Darauf kann ich mit einem klaren ‚Ja!‘ antworten. Vieles ist im Nachhinein sehr positiv zu bewerten, dazu zählt die Förderung der Stadt Wien, aber genauso die zustimmende Haltung der Altmieter. Bei der Abwicklung sehe ich allerdings Verbesserungspotenzial, das betrifft etwa die Abstimmung zwischen den Behörden oder der Reduzierung des bürokratischen Aufwands“, sagt der Eigentümer, Felix Kontrus, über sein Projekt.

Thermische Sanierung als wichtiger Baustein

Im Zuge eines Dachgeschoßausbaus und der Anbringung von Balkonen an der Gartenrückseite wurde das Mehrfamilienhaus auch energetisch modernisiert. Mit dem Austausch der Fenster und der Dämmung der ungegliederten Fassadenteile wurde eine wichtige Grundlage für die folgende Umstellung des Heizsystems gelegt. Die thermische Sanierung des Hauses bildete die Grundlage für die Umstellung von dezentralen Gasetagenheizungen auf eine zentrale Erdwärmepumpenlösung in Kombination mit Photovoltaik.

Die Stadt Wien förderte das Projekt durch den wohnfonds Wien im Rahmen einer Thewosan-Sanierung mit rund 150.000 Euro. Durch die aktuelle Sanierungs- und Dekarbonisierungsverordnung, die mit 1. März in Kraft tritt, werden die Budgetmittel für Sanierungen und Dekarbonisierungen um 112 Millionen auf 260 Millionen Euro ausgeweitet.

Heizsystem-Kombi

Die Heizungs- und Warmwasserversorgung wird durch 14 Erdsonden im Garten ermöglicht, die bis zu 130 Meter in die Tiefe reichen. Eine leistungsstarke Hochtemperatur-Wärmepumpe mit 70 Kilowatt (kW) im Keller nutzt diese Erdsonden, um das gesamte Haus emissionsfrei mit Heizwärme und Warmwasser zu versorgen. Die bestehenden Radiatoren wurden beibehalten und die Gasthermen durch moderne Wärmeübergabestationen ersetzt. In ausgewählten Wohnungen und dem Geschäftslokal bietet eine Fußbodenheizung zusätzlichen Komfort und Möglichkeit zur passiven Kühlung.

100 Projekte Raus aus Gas

Die Stadt Wien lädt Eigentümer:innen ein, ihre Umstellungsprojekte einzureichen: Egal, ob Sie noch ganz am Anfang stehen, sich bereits in der Planung befinden, in der Umsetzung vor Hürden stehen oder Ihr Gebäude schon fertiggestellt ist. Weiterführende Informationen zur Initiative „100 Projekte Raus aus Gas“ und weitere „Raus aus Gas“-Vorzeigeprojekte sind hier abrufbar.