Großer Architekt: Trauer um Heinz Tesar
Der preisgekrönte Architekt ist mit 84 Jahren verstorben. Er hat unter anderem das Essl Museum entworfen.
Heinz Tesar hat zahlreiche Preise erhalten, u. a. 1983 den Preis der Stadt Wien für Architektur, 1986, 1988 und 1994 den Österreichischen Bauherrenpreis und 2011 den Großen Österreichischen Staatspreis für Architektur. Beileidsbekundungen kommen aus der Politik und der Welt der Kunst und Architektur. So schreibt das Architekturzentrum Wien: „Heinz Tesar war ein Grenzgänger zwischen Architektur und Kunst und unter den österreichischen Architekt:innen eine Ausnahmeerscheinung. Der Entwurfsprozess war für ihn zentral und wurde stark von sprachlichen Notaten und zeichnerischen Vorformen begleitet. Diese dienten als impulsgebende Vehikel für die weitere Entwicklung und waren gleichzeitig „Präarchitekturen“ der nachfolgenden Formgebung.“
„Heinz Tesar sagte, ‚Wer nicht liebt, darf nicht bauen‘, weil er davon überzeugt war, dass Architektur etwas bewirken kann, sogar Menschen glücklicher machen. Und so hat er nicht nur Gebäude im menschlichen Maß, sondern für die Menschen gebaut, allen voran die einen Aufbruch im Wiener sozialen Wohnungsbau markierende Siedlung Biberhaufenweg (mit Carl Pruscha, Otto Häuselmayer u.a.), die 1986 den Österreichischen Bauherrenpreis erhielt. Auch die Donaucity-Kirche (2000), die sich im schwarzem Chromstahl-Kleid gegenüber den Hochhäusern auf der Donauplatte behauptet, schenkt der Gemeinde einen lichten Versammlungsraum. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen,“ so der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig.
Wegweisende Bauten
In seinem Werk beschäftigte sich Tesar mit der Weiterentwicklung der architektonischen Sprache der Klassischen Moderne „österreichischer Ausprägung“ und zeichnete für eine Reihe wegweisender Bauten verantwortlich, die vor allem den Typologien Museumsbau, Verwaltungsgebäude und Kirche zuzurechnen sind. Wichtige realisierte Bauten sind etwa der Verwaltungsbau für eine ehemalige Baumarktkette, das Schömer Haus in Klosterneuburg (1985–1987), das ursprünglich auch die umfangreiche Privatsammlung der Bauherren beherbergte. Rund zehn Jahre später wanderte die Sammlung in das ebenfalls von Heinz Tesar in unmittelbarer Nachbarschaft errichtete Museum Sammlung Essl (1996–1999).
Dem modernen Kirchenbau konnte Tesar mit der evangelischen Kirche in Klosterneuburg (1993-1995) und der römisch-katholischen Kirche „Christus Hoffnung der Welt“ in der Wiener Donaucity (1998–2000) einen individuellen Stempel aufdrücken. In beiden Fällen imponiert der souveräne Einsatz von Lichtöffnungen für die spirituelle Raumwirkung.