2226-Prinzip: Langsame Baurevolution

Zum zehnjährigen Jubiläum des Prinzips 2226, das 22 bis 26 Grad Innentemperatur ohne Heiz- und Kühltechnik ermöglich, wagten Wienerberger und Entwickler Dietmar Eberle einen Rück- und Ausblick.

Mit dem Prinzip 2226 haben der Architekt Dietmar Eberle und sein Team eine Revolution im ökologischen Gebäudebau entwickelt. Immerhin wird bei hier eine konstante Innentemperatur von 22 bis 26 Grad erreicht, bei vollständigem Verzicht auf Technologie – durch das kluge Zusammenspiel von Architektur, Material, Struktur und Mensch. Das erste Gebäude nach dem Prinzip 2226 wurde vor zehn Jahren in Lustenau fertiggestellt. Besonders weitverbreitet hat sich die Revolution noch nicht. Insgesamt 40 gibt es – in verschiedenen Stadien der Fertigstellung – mittlerweile in Österreich, der Schweiz, Deutschland und auch in Frankreich. Die Zahlen überzeugen: 25 Prozent weniger Baukosten, 68 Prozent weniger Energieverbrauch und minus 49 Prozent Lebenszyklusverbrauch wurden im Vergleich zu Standardgebäuden für das Haus in Lustenau errechnet.

„Das ist ein leistbares Konzept, nicht nur in der Errichtung, sondern auch im Betrieb. Die Daten zeigen den ökologischen und ökonomischen Erfolg“, so Wienerberger CEO Heimo Scheuch. „Die Baubranche bewegt sich nur langsam, Veränderungen dauern lange. Aber jetzt können wir viele Fragen beantworten und damit auch in die Breite gehen“.

Die drei Sprecher waren sich einig in ihrer Prognose, dass aktuelle Pilotprojekte in naher Zukunft zu größer angelegten Stadtentwicklungsprojekten führen werden, die einen entscheidenden Schritt auf dem Weg hin zu ganzen Städten darstellt, die mehrheitlich aus klimaneutralen Netto-Null-Gebäuden bestehen. Auch in Wien wird gerade ein Projekt nach dem Prinzip 2226 verwirklicht: Die drei „Robin“-Bürogebäude in der Seestadt. Die Ziegel dafür kommen von Wienerberger. Dazu Johann Marchner, Geschäftsführer von Wienerberger Österreich: „Dieses Vorhaben ist ein gutes Beispiel aus dem perfekten Zusammenspiel von Innovation, intelligenter Architektur und dem Energiechampion Ziegel.“

Software als zentrales Element

Dietmar Eberle, Initiator des Prinzips 2226, erklärt: „Wir erreichen die Wohlfühltemperatur durch ein Zusammenspiel mehrerer temperaturausgleichender Elemente, zusammengebracht in einer intelligenten Bauweise und realisiert mit den richtigen Materialien. Als Wärmequelle dienen die Menschen selbst sowie ihre elektronischen Geräte, plus die Beleuchtung. Einer der Schlüssel ist die Außenwand aus Ziegel, die im Winter die Wärme speichert und im Sommer die Hitze draußen hält. Das 2226 Operating System, eine intelligente Gebäudesteuerung, regelt vollautomatisch Temperatur, CO2-Gehalt und Luftfeuchtigkeit über Sensoren und Luftklappen. Sie müssen sich das Haus wie einen Baum vorstellen, es atmet selbst und reagiert auf das, was drinnen und draußen passiert.“