Big Brother am Bau
Krankameras, Bilderkennung und GPS-Daten aus Fahrzeugen ergeben ein umfassendes Baustellenbild. Damit kann nicht nur spioniert, sondern auch optimiert werden.
Wenn gut ausgebildete und fair entlohnte Fachkräfte am Werk sind, stimmt auch die Produktivität. Diese Uralt-Erkenntnis ist bekanntlich in vielen Branchen in Vergessenheit geraten. Bestes Beispiel ist der Bau, wo billige Hilfskräfte den Großteil der Arbeit erledigen und eine fachkundige Bauleitung sich bemüht die Baustelle halbwegs vernünftig über die Bühne zu bringen. Je besser der Überblick ist, den sich eine Bauleitung verschaffen kann, desto effizienter kann gebaut werden. Im Hochbau werden dazu inzwischen verschiedene Tools eingesetzt.
Erfassung des Baugeschehens
Eines davon hat die 2017 gegründete Münchner Firma abaut entwickelt. Sie bringt im Hochbau zum Beispiel Krankameras zum Einsatz die das gesamte Baugeschehen erfassen. Im Verbindung mit Bilderkennungsprogrammen werden daraus jede Menge Daten generiert, mit denen der Bauablauf bewertet und optimiert werden kann. Stehen die Betonmischer Schlange, weil nur eine Betonpumpe zur Verfügung steht oder Personal fehlt, so sendet das System eine Botschaft. Auch wenn absehbar ist, dass das bereits bestellte Armierungseisen nicht zeitgerecht auf der Baustelle eintrifft oder die vorhandene Schalung für den jeweiligen Bauabschnitt nicht ausreicht, gibt es einen Piepser.
Ineffizienzen werden lokalisiert
Und noch ein wenig mehr: „Wir liefern ein genaues Bild der Tagesleistung und zeigen Ineffizienzen auf“, sagt Max-David Falkner Er ist CFO von abaut, einer 20-Mann-Firma, die sich als Technologieplattform versteht und ein digitales Ökosystem für die Bau- und Baurohstoffindustrie pflegt. „Mit Hilfe von vernetzter Hardware, Software und moderner Datenanalyse versetzen wir Unternehmen entlang der Bau- und Baurohstoffwertschöpfungskette in die Lage, manuelle Arbeitsweisen durch intelligente und digitale zu ersetzen“, so die Selbstdefinition. Das ist natürlich hochgegriffen, denn die Arbeit auf der Baustelle muss ja weiterhin gemacht werden. Für Skeptiker und Gewerkschafter könnte eine andere Aussage von Falkner Relevanz haben: „Wir erfassen alle relevanten Tätigkeiten, wertschöpfende und nichtwertschöpfende“, so Falkner der hinzufügt, dass damit die Steuerung optimiert werden kann.