Konjunktur bleibt auf Talfahrt

Im September sank der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator auf minus 4,0 Punkte, den niedrigsten Wert seit dem ersten Lockdown in der Corona-Pandemie.

Trübe Herbststimmung für die Konjunktur: „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzte im September seinen knapp nach Jahresbeginn begonnenen Abwärtstrend fort. Mit minus 4,0 Punkten signalisiert der aktuelle Indikator mittlerweile, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zuletzt nur im ersten Lockdown während der Corona-Pandemie ungünstiger eingeschätzt wurden“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die Nachfrageschwäche, die seit Monaten die heimische Sachgütererzeugung und die Bauwirtschaft belastet, hat sich bereits voll auf den Dienstleistungssektor übertragen, der mittlerweile in den meisten Branchen von realen Umsatzeinbußen gekennzeichnet ist.“

Kaufkraft durch Inflation gebremst

Während sich die Dienstleistungsnachfrage, gestützt auf die während der Pandemie angesammelten Ersparnisse sowie die fiskalischen Unterstützungen zum Inflationsausgleich, in den vergangenen Monaten der Abschwächung im Produktionssektor entgegenstemmte, schlagen nun die Kaufkrafteinbußen durch die hohe Inflation auf die Nachfrage im Dienstleistungssektor voll durch, heißt es in der Aussendung. „Auch in der heimischen Industrie setzte sich der Abwärtstrend noch fort, obwohl sich das Exportumfeld langsam zu verbessern scheint“, meint Bruckbauer.

In der heimischen Industrie belasten die Sorgen über die Lohn- und Energiekostenentwicklung und die Wettbewerbsfähigkeit die Stimmung. Allerdings zeigt der mit den österreichischen Handelsanteilen gewichtete Indikator für die globale Industriestimmung, der sich für die stark von Exporten abhängige heimische Industrie als wichtiger Vorausindikator erwiesen hat, den zweiten Monat in Folge eine leichte Verbesserung der Rahmenbedingungen an. Während sich die Lage in Europa und in weiten Teilen Asiens weitgehend unverändert herausfordernd darstellt, hat sich in den USA die Anspannung in der Industrie etwas gelockert. Zusammen mit der erneuten Aufhellung der Stimmung am Bau könnte dies eine beginnende Stabilisierung der Konjunkturlage signalisieren.

Fehlende Wachstumsimpulse

„Nach dem Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal weist die Abwärtstendenz des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators in den vergangenen Monaten auf eine Fortsetzung der Talfahrt im dritten Quartal hin. Damit ist es mittlerweile sehr wahrscheinlich geworden, dass sich die österreichische Wirtschaft seit dem Frühjahr in einer leichten Rezession befindet“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die aktuellen Wirtschaftsdaten und Stimmungsindikatoren zeigen, dass vorerst weiter bestimmende Wachstumsimpulse fehlen. Statt des erhofften Beginns einer Erholung ist zumindest bis zum Jahresende 2023 eine Fortsetzung der schwachen Konjunkturentwicklung zu erwarten. Ein Einbruch der österreichischen Wirtschaft zeichnet sich jedoch nicht ab.

Entscheidend für die Verbesserung der Konjunkturaussichten im Jahr 2024 ist der anhaltende Rückgang der Inflation, die sich in Österreich bereits von über 11 Prozent zu Jahresbeginn auf rund 6 Prozent im September verringert hat, so die UniCredit Bank Austria. In den kommenden Monaten wird sich der Rückgang der Inflation weiter fortsetzen. Die Weitergabe der gesunkenen Großhandelspreise für Gas und Strom an die Konsumenten und auch der Rückgang der Nahrungsmittel- und Industriegüterpreise sollten Abwärtsdruck ausüben. Allerdings dürfte sich der Anstieg der Preise für Dienstleistungen angesichts automatischer Indexierungen bzw. gestiegener Lohnkosten nur langsam zurückbilden – zumal die Nachfrage infolge bevorstehender Reallohnzuwächse keine Einbrüche verzeichnen sollte.

Mit der jüngsten Eskalation im Nahen Osten haben die Risiken für eine Fortsetzung des Rückgangs der Inflation und der damit verbundenen Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht nur für Österreich zugenommen. „Wir erwarten jedoch einen lokal und zeitlich begrenzten Konflikt, der über temporäre Ölpreisschwankungen nur sehr begrenzte Auswirkungen auf die Inflation haben dürfte. Daher sollten sowohl die US-Notenbank Fed als auch die EZB ihre geldpolitische Strategie nicht ändern“, meint Stefan Bruckbauer.