Cradle to Cradle im energytalk
Der energytalk widmete sich am 11. Oktober ganz der Kreislaufwirtschaft. Stargast war Nachhaltigkeitspionier un Erfinder des Cradle to Cradle-Design-Konzepts Michael Braungart.
Die Relevanz von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft nimmt in allen Lebensbereichen zu, so auch in der Bauwirtschaft. Aus diesem Grund wurde der der Nachhaltigkeitspionier Michael Braungart zur Herbstausgabe des energytalk am 11. Oktober nach eingeladen. „Es braucht ein verstärktes Bewusstsein für Stoffkreisläufe und Life-Cycle Management in der Bauwirtschaft, um die Branche zukunftsorientiert auszurichten. Aus diesem Grund stellten wir beim diesem energytalk Cradle to Cradle Ansätze für ein nachhaltiges Bauen in den Fokus“, so die Veranstalter Robert Pichler (TBH Ingenieur GmbH) und Johannes Huber-Grabenwarter (Odörfer Haustechnik KG).
Bei der Herbst-Veranstaltung in der Alten Universität Graz wurde ein Pionierprojekt, welches dem Ansatz „adaptive reuse“ folgt, vorgestellt und Cradle to Cradle als Lösungsansatz für Materialengpässe beleuchtet.
Möglichkeitsraum statt Bauschutt
Es braucht neue Strategien für die sinnvolle Nachnutzung bereits versiegelter industrieller Flächen, die ihre ursprüngliche Nutzung verloren haben. Ein Ansatz dafür ist „adaptive reuse“, welcher dem Grundsatz folgt, den Bestand umzunutzen und etwaige Nachteile in Vorteile zu verwandeln, anstatt die bestehenden Gebäude abzureißen. Ein Pionierprojekt, dass diesem Ansatz zu Grunde liegt, ist das Handelszentrum 16 in Bergheim. „Statt neue Ressourcen zu verbrauchen, werden bestehende Ressourcen reaktiviert. Im Handelszentrum sind 65.000 Tonnen Stahlbeton als graue Energie gespeichert, bei deren Herstellung über 8.600 Tonnen CO2 in die Atmosphäre emittiert wurden“, erklärte Christian Kircher, Geschäftsführer bei smartvoll Architekten ZT KG. Stattdessen wurde der Bestand umgebaut, um das volle Potential für eine vielfältige Nutzung, etwa für Büroräume, Gastronomie, Sportstätten und produzierende Unternehmen, auszuschöpfen. Dadurch werden neue Lebensräume mit geringem Materialaufwand und mit geringerer Umweltbelastung geschaffen. Um solche Projekte in Zukunft zu forcieren, ist jedoch die Zusammenarbeit relevanter Akteur:innen, wie Architekturbüros, Bauherrn, Baufirmen aber auch politische Entscheidungsträger:innen, gefragt.
Keine Energiewende ohne Materialwende
Im Grundsatz geht es bei Cradle to Cradle darum, die Qualität von Produkten und industriellen Prozessen so zu verbessern, dass alle Materialien in geschlossenen Kreisläufen gehalten werden. „Dadurch gibt es keine Abfälle mehr, sondern nur noch nützliche Rohstoffe“, so Michael Braungart, Professor an der Leuphana Universität und Geschäftsführer bei Braungart EPEA. Zusätzlich braucht es neue Geschäftsmodelle: Anstatt die Geräte zu verkaufen, sollte nur die Nutzung verkauft werden, da die Konsument:innen ohnehin nicht das Gerät brauchen, sondern nur die daraus entstehende Leistung. Davon profitiert die Wirtschaft als auch die Kund:innen. Denn Innovationen können schneller auf den Markt gebracht werden, die Rohstoffe bleiben in den Unternehmen und können für neue Geräte wiederverwendet werden und Kund:innen profitieren vom Recht auf Intaktheit der Geräte anstatt Recht auf Reparierbarkeit.
Entwicklungspotenziale der Baubranche
Die Bauwirtschaft hat sich in den letzten Jahren schon verändert und anfänglich innovative Ansätze sind bereits zum normalen Baustandard geworden. Die Vorträge beim Herbst-energytalk zeigten jedoch, dass nach wie vor viel Entwicklungspotenzial besteht. Dabei gilt es aus bisherigen Gedankenmustern auszubrechen, um neue Ansätze zu erkunden und die Bau- aber auch Energiebranche in Folge zukunftsorientiert aufstellen zu können.
2024, dem 15-jährigen Jubiläumsjahr des energytalk, wird sich in der Veranstaltungsreihe weiterhin alles um zukunftsrelevante Themen in den Bereichen Energie, Versorgung, Umwelt und Nachhaltigkeit drehen. Der erste energytalk wird wie gewohnt bereits im Frühjahr stattfinden.