Gewerbe und Handwerk fordert Bau-Booster

Die negativen Erwartungen sind eingetroffen: Wie die aktuelle Konjunkturbeobachtung für das Gewerbe und Handwerk zeigt, hat die schwache Entwicklung speziell im privaten Wohnbau bereits Schatten auf andere Branchen geworfen.

Eine Sanierungsoffensive soll her: Das Gewerbe und Handwerk, insbesondere der Bau und die Baunebengewerbe zeigen sich aktuell sehr pessimistisch. „Wir wünschen uns so schnell wie möglich einen Impuls. Ein Beispiel dafür wäre ein neuer, ausgeweiteter Handwerkerbonus“, so die Bundesspartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster. „Diese Maßnahme würde nicht nur effektiv zum Klimaschutz beitragen, Stichwort Dämmung und energetische Sanierungen. Sie würde zugleich verhindern, dass in der Rezession Fachkräfte in andere Branchen abwandern, die wir für die Umsetzung der Klimaziele dringend brauchen werden.“ Die Spartenobfrau verweist darauf, dass der Handwerkerbonus der Jahre 2014 bis 2017 überdies Schwarzarbeit eingedämmt und sich als aufkommensneutral für das Budget erwiesen hatte.

Weitere Vorschläge sind Änderungen der Kreditregeln, die rasche Umsetzung öffentlicher Bauprojekte und die Inflationsanpassung der Schwellenwerte. „Ich appelliere an die Bundesländer in Bezug auf die Wohnbauförderungen. Diese sollten wieder zweckgebunden verwendet werden“, so Scheichelbauer-Schuster.

Minus im ersten Halbjahr

Im ersten Halbjahr 2023 gingen die Aufträge bzw. Umsätze insgesamt um wertmäßig (nominell) -2,1 Prozent zurück. Ein vollständigeres Bild zeichnet die mengenmäßige Entwicklung, die die Preissteigerungen ausblendet. Demnach betrug das (reale) Minus über das gesamte Handwerk und Gewerbe –9,1 Prozent. In allen Branchen lag die Geschäftsentwicklung real im ersten Halbjahr 2023 im negativen Bereich. Besonders stark betroffen waren die vom Bausektor abhängigen Bereiche wie das Baugewerbe (–17,2 Prozent), Kunststoffverarbeiter (-12,2 Prozent), Holzbau (-14,3 Prozent) sowie Tischler und Holzgestaltende Gewerbe (-13,2 Prozent).

Im dritten Quartal 2023 ist der Auftragsbestand in den investitionsgüternahen Branchen mit -11,9 Prozent sogar noch stärker zurückgegangen als im vergleichbaren Jahresviertel des Coronajahres 2020 (damals -10,8 Prozent) – jedoch von einem höheren Niveau ausgehend. „Im Baugewerbe beträgt das Minus sogar -18,7 Prozent. Seit 2011, seit dieser Indikator abgefragt wird, haben wir noch nie einen Rückgang der Aufträge in dieser Höhe beobachtet“, sagt Christina Enichlmair von KMU Forschung Austria. Einziges Plus verzeichnen übrigens die Elektro-, Gebäude-, Alarm- u. Kommunikationstechnikern mit 2,7 Prozent. „Fünf Prozent der befragten Betriebe melden keinen Auftragsbestand, was für das dritte Quartal sehr ungewöhnlich ist“, so Enichlmair.

Wenig rosige Aussichten

Der Ausblick auf das vierte Quartal ist gegenüber dem Vorquartal pessimistischer geworden: In den konsumnahen Branchen – wie u.a. Mechatroniker – überwiegen nun die negativen Erwartungen knapp (Saldo: -1 Prozentpunkt). Bei den investitionsgüternahen Branchen rechnen sogar um 26 Prozentpunkte mehr Unternehmen mit Rückgängen als mit Steigerungen ihrer Aufträge. Der Holzbau mit 60 Prozent an negativen Aussichten blickt besonders pessimistisch in die Zukunft. „Der sehr hohe Prozentsatz mit Rückgangserwartungen ist ungewöhnlich für das vierte Quartal“, so die Bundesspartenobfrau.